Anschlussunterbringung stellt Walldürn auf die Probe
Sozialministerium unterstützt mit Geldern und Integrationsmanagern

Für die kommunale Anschlussunterbringung der bleibeberichtigten Flüchtlinge muss Walldürn Wohnraum bereithalten. Dieses städtische Gebäude neben dem Kultur- und Jugendzentrum in der Würzburger Straße bietet Platz für 18 Personen. Foto: Janek Mayer
Walldürn. (jam) Anerkannte Asylbewerber und Flüchtlinge mit Bleiberecht müssen spätestens nach 24 Monaten aus Gemeinschaftsunterkünften ausziehen. Zur Anschlussunterbringung werden sie dann nach einem festen Schlüssel den Kommunen zugewiesen. Diese kommunale Anschlussunterbringung stellt auch die Gemeinde Walldürn vor eine Herausforderung.
War es 2015 und 2016 noch der Landkreis, der sich bemühen musste, für die vorläufige Unterbringung ausreichende Kapazitäten bereitzustellen, verlagert sich dieses Problem nun auf die Gemeinden. "Im Neckar-Odenwald-Kreis erfüllen 2017 circa 800 Personen die Anschlussunterbringungsvoraussetzungen. 2018 kommen noch circa 460 Personen hinzu", teilt das Landratsamt auf Nachfrage der RNZ mit. Allein in den vergangenen vier Monaten hätten 220 Personen den Wechsel von der vorläufigen Unterbringung zur kommunalen Anschlussunterbringung vollzogen, heißt es.
Die Stadt Walldürn müsse für etwa 110 Personen ausreichend Wohnraum schaffen, hat Hauptamtsleiter Helmut Hotzy in der Gemeinderatssitzung am Montag erläutert. "Einige wenige davon haben schon Wohnungen auf dem freien Markt gefunden. Die Stadt muss also vermutlich 100 Personen unterbringen." Möglichkeiten dazu gebe es sowohl in der Kernstadt als auch in den beiden Stadtteilen Rippberg und Altheim. Das städtische Gebäude in Altheim mit Platz für 20 Personen muss allerdings zunächst noch ertüchtigt werden, so Hotzy. Das Gebäude in der Würzburger Straße neben dem Kultur- und Jugendzentrum "Alter Schlachthof" bietet Raum für 18 Menschen, das Gebäude in der Petersbrunnenstraße in Rippberg für weitere 16. "Der Rest ist noch zu regeln", weiß auch Hotzy. Allerdings ist es schwer abzuschätzen, ob die betroffenen Flüchtlinge tatsächlich an dem Ort ihrer Anschlussunterbringung sesshaft werden oder es sie aufgrund einer beruflichen Perspektive oder anderer Gründe aus Walldürn fortzieht.
Ein Kostenausgleich soll nun die Kommunen bei der schwierigen Aufgabe der weiteren Integration unterstützen. Maßgebend sei die Anzahl der Bleibeberichtigten zum Stichtag 15. September - jeweils 2017 und 2018. "Pro Person in Anschlussunterbringung erhält Walldürn etwa 1100 Euro." Das reiche allerdings nicht, um alle Kosten abzudecken. "Der Abschluss mit einer Laufzeit von zwei Jahren ist aber für beide Seiten tragbar", bewertete Hotzy das Ergebnis der Verhandlungen zwischen dem Sozialministerium und den Kommunen in Baden-Württemberg. Dennoch gebe die befristete Dauer Anlass zur Sorge: "Die Integration der Bleibeberichtigten ist bis dahin nicht abgeschlossen", mahnte der Hauptamtsleiter.
Der Integrationspakt berücksichtigt zum einen die Ausgaben der Verwaltung - etwa für die Bereitstellung von Wohnraum - und zum anderen die Forderung der Kommunen, bei der weiteren Betreuung der Flüchtlinge nicht alleingelassen zu werden. Rund 1000 Integrationsmanager sollen landesweit Flüchtlingen, die eine Bleibeperspektive haben, über zwei Jahre individuell helfen, sich zu integrieren. Die nötige Zahl an Bleibeberichtigten, um einen Integrationsmanager in Vollzeit einzusetzen, erreiche Walldürn nur gemeinsam mit Höpfingen, erklärte Hotzy den Gemeinderäten. "Wir wollen keine eigenen Wege gehen, sondern mit der Caritas zusammenarbeiten", skizzierte er das weitere Vorgehen.



