Windpark "Kornberg"

Stoppen Uhus das Vorhaben? (plus Video)

Windkraftgegner haben den Behörden einen Uhu-Brutplatz mit drei Jungvögeln bei Bretzingen gemeldet – Ist das ein weiteres Argument gegen geplanten Windpark?

11.05.2017 UPDATE: 12.05.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 24 Sekunden

Regelmäßig überprüfen die Mitglieder der BGN die knapp 50 Greifvogelhorste rund um den Kornberg - hier ein vor kurzem kartierter Horst eines Rotmilans. Foto: Rüdiger Busch

Von Rüdiger Busch

Hardheim/Höpfingen. Während der Projektierer, die ZEAG Energie (Heilbronn), Schritt für Schritt die Weichen dafür stellt, dass das komplexe Genehmigungsverfahren für den geplanten Windpark "Kornberg" mit dem Bau der Anlagen abgeschlossen werden kann, werden die Aktiven der Bürgerinitiative für Gesundheit und Naturschutz (BGN) nicht müde dabei, weitere Argumente gegen den Windpark zu sammeln. Mit Erfolg, wie die RNZ jetzt erfuhr: So haben die Windparkgegner dem Landratsamt und der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) in dieser Woche zwei weitere Brutplätze windkraftsensibler Arten gemeldet: einen Uhu-Brutplatz und eine Kolkrabenbrut.

 

Der unheimlich klingende Ruf des Uhus wird rund um Bretzingen inzwischen wieder häufiger gehört. In den 1950er und 60er Jahren galt die weltweit größte Eulenart in Baden-Württemberg als ausgestorben. Heute gibt es immerhin wieder rund 200 Brutpaare im Land. Im Neckar-Odenwald-Kreis sollen es laut LUBW rund zehn Brutplätze sein.

Der Bretzinger Brutplatz ist zwar schon länger kartiert und bekannt, und er wird auch im Fachbeitrag zum Artenschutz, den das Büro Beck (Darmstadt) im Auftrag des Projektierers erstellt hat, erwähnt. Neu ist jedoch das Wissen um den aktuellen Bruterfolg mit gleich drei Jungtieren.

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Den intensiven Naturbeobachtungen der BGN ist es zu verdanken, dass die Behörden vom Uhu-Nachwuchs erfahren haben. Um die Eule beim Brüten und beim Aufziehen der Jungvögel beobachten zu können und sie gleichzeitig nicht zu stören, hat die BGN eigens eine Kamera mit Teleobjektiv angeschafft. So kann die Ruhe der Tiere gewährleistet werden, gleichzeitig bekommen die Naturfreunde schöne Bilder vom Brutplatz geliefert.

In dem Schreiben an das Landratsamt und die LUBW bittet die BGN darum, die Brutplätze von Uhu und Kolkrabe umgehend zu kontrollieren und zu bestätigen. Laut RNZ-Informationen ist dies bereits in dieser Woche geschehen.

Gleichzeitig kritisiert die BGN, dass im Beck’schen Gutachten "fahrlässigerweise" das Nahrungshabitat des Uhus nicht untersucht worden sei. Der gesetzlich vorgegebene Abstand von 1000 Meter zwischen Brutplatz und Windrad werde zwar eingehalten. Die mehrjährigen Beobachtungen der BGN hätten aber ergeben, dass sich das Nahrungshabitat der Eule in einem Umkreis von drei Kilometer rund um den "Kornberg" befindet und damit mitten im geplanten Windpark.

Die Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen (Bad Münstereifel) ist sich sicher: "Für alle Eulenarten besteht ein generelles Risiko, an Windenergieanlagen zu verunglücken." In Gebieten mit Windenergieanlagen seien Uhus einem hohen Risiko ausgesetzt, an den Anlagen zu verunglücken, so dass auf diese Weise sehr viel mehr Uhus ums Leben kommen würden, als offiziell festgestellt.

Zurück zu den neuen Funden am "Kornberg": Der Kolkrabenhorst werde - ebenso wie der kürzlich gemeldete Milanhorst - im Gutachten der Antragsteller nicht aufgeführt, moniert die BGN weiter. Ihr Vorwurf: Der Milanhorst sei bewusst ignoriert worden, um keinen Nachweis für ein Dichtezentrum der Vogelart zu liefern.

Noch liegt das abschließende ausführliche Gutachten aber nicht vor. Spätestens beim Antrag auf immissionsschutzrechtliche Genehmigung muss es aber auf den Tisch gelegt werden. Die spannende Frage wird sein, inwieweit sich die Erkenntnisse des Büros Beck von denen des BGN-Gutachters unterscheiden werden. Es liegt auf der Hand, dass die Ergebnisse nicht eins zu eins übereinstimmen können, da in der Natur zwangsläufig vieles im Fluss ist, Horste aufgegeben und neue gebaut werden. Außerdem haben die Untersuchungen nicht im gleichen Zeitraum stattgefunden.

Für die BGN ist - nicht erst seit den jüngsten Entdeckungen - aber eines klar, wie sie am Ende schreibt: "Wir bekräftigen nochmals, dass der Standort ,Kornberg/Dreimärker’ in keinster Weise für Windkraftanlagen geeignet ist."

Die kleinen Uhus bei Bretzingen kümmert das derweil nicht. Gut versorgt von den Eltern werden sie jeden Tag größer und interessieren sich mehr und mehr für ihre Umgebung. Und schon bald werden sie die ersten Flugversuche starten ...

Info: Einen Film mit den drei kleinen Uhus finden Sie im Internet auf www.rnz.de.

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