Behörden haben Bedenken gegen Windpark
Gegenwind für das Projekt "Kornberg" kommt vom Luftverkehrsreferat und der Naturschutzbehörde

Gibt es am "Kornberg" ein Rotmilandichtezentrum? Foto: Wolfgang Brenneis
Hardheim. (jam) Umfangreiche "Hausaufgaben" gab es im Vorfeld einer Sitzung des Gemeindeverwaltungsverbands am Dienstag. Ganze 147 Seiten Text mit Stellungnahmen von 58 Behörden, Vereinen oder Privatpersonen sollten durchgearbeitet werden. Thema ist - mal wieder - die Windkraft, diesmal im Bereich "Kornberg".
Wer bei der Vorbereitung der Sitzung etwas nachlässig war, konnte dennoch eine informierte Entscheidung treffen. Sandra Lanig von der Klärle GmbH stellte den aktuellen Stand des Windparks "Kornberg" vor und ging dabei auf einige der eingereichten Bedenken von Behörden und Privatbürgern ein. Von ursprünglich sechs geplanten Windenergieanlagen (vier auf Hardheimer Gemarkung, zwei auf Höpfinger) sind zwei zurückgestellt, die im Flora-Fauna-Habitat "Odenwald und Bauland Hardheim" liegen. Vorerst sollen also auf beiden Gemarkungen jeweils zwei Windräder gebaut werden. Wohl aufgrund befürchteter Störungen für den Richtfunk sollen nun außerdem zwei der vier verbleibenden Anlagen um jeweils 18 Meter verschoben werden.
In den Stellungnahmen sind diese Änderungen noch nicht berücksichtigt. Dennoch gibt es einige berechtigte Bedenken - vor allem vonseiten des Landratsamts und des Regierungspräsidiums. So bemängelt etwa die Untere Naturschutzbehörde das ornithologische Gutachten, das mehrere Rotmilanhorste unberücksichtigt lasse. Das Landratsamt geht daher davon aus, dass das Tötungsverbot für diese Vögel eintritt. Zumindest lasse sich ein "signifikant erhöhtes Tötungsrisiko" für einzelne Arten nicht hinreichend sicher vermeiden bzw. ausschließen, so das Fazit der Unteren Naturschutzbehörde.
Bislang haben die artenschutzrechtlichen Untersuchungen ergeben, dass der betroffene Bereich des "Kornbergs" kein Rotmilandichtezentrum sei, so die Expertin Lanig. "Der aktuellste Stand zum Artenschutz ist in der Offenlage mit ausgelegt", erklärte Lanig am Dienstag. "Sämtliche Erkenntnisse sind in das artenschutzrechtliche Gutachten eingeflossen." Ob sich dadurch oder etwaige weitere Sichtungen noch etwas an der Einstufung "kein Rotmilandichtezentrum" ändern kann, bleibt zunächst offen. Denn, so eine Stellungnahme der Klärle GmbH, der Projektierer hat 2017 weitere artenschutzrechtliche Untersuchungen geplant.
Gegenwind für das Projekt "Kornberg" kommt auch aus dem Luftverkehrsreferat in Karlsruhe. Das hatte bereits 2015 aufgrund einer Gefährdung für den Flugbetrieb auf dem Verkehrslandeplatz Walldürn vier der sechs Anlagen abgelehnt. Zugestimmt wurde nur den Windrädern Ha-2 und Ha-4, von denen ersteres nun ohnehin zurückgestellt wurde. Falls die Bedenken des Regierungspräsidiums also berechtigt sind, bliebe von den ursprünglich sechs Anlagen lediglich eine einzige übrig. Seit dem Vorbescheidverfahren im Jahr 2015 sollen sich die Standortkoordinaten allerdings bereits so weit verschoben haben, dass diese Prüfung des Luftverkehrsreferats gegenstandslos sei, heißt es in der Antwort der Klärle GmbH. Das Regierungspräsidium hat nun eine genaue Prüfung der einzelnen Standorte vertagt, bis ein Bauantrag vorliegt.
Einige weitere Bedenken, diesmal vonseiten einer Bürgerinitiative sowie Privatbürgern, tat Lanig als "subjektive Einwände" ab. Es gebe keine Studien, die für den Neckar-Odenwald-Kreis belegen, dass Windkraftanlagen dem Tourismus schadeten oder zu einem Wertverlust der Immobilie führten.
Die Verbandsversammlung gab abschließend grünes Licht für den nächsten Schritt, die Offenlage des Entwurfs. Außerdem leitete das Gremium das Verfahren zur Ausweisung von Sonderbauflächen "Wind" für die beiden Anlagen Hö-1 und Ha-3 ein, die um jeweils 18 Meter verschoben werden sollen.