Walldürn: Mitte März soll neue Gemeinschaftsunterkunft bezugsfertig sein

Wer darf in die Wohnmodule umziehen? - Zahl der Bewohner auf dem Areal soll nicht dauerhaft steigen

12.02.2016 UPDATE: 13.02.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden

Die provisorische Unterkunft im ehemaligen Lidl-Supermarkt in Walldürn ... Fotos: R. Busch

Von Rüdiger Busch

Walldürn. Mitte März soll die erste von zwei Wohnanlagen auf dem Gelände des früheren Lidl-Einkaufsmarktes bezogen werden. 60 Flüchtlinge können dort dann wohnen. Doch wer wird dort einziehen? Eine Frage mit Konfliktpotenzial, denn es droht eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, schließlich werden dann für einen gewissen Zeitraum zwei Unterkünfte in unmittelbarer Nachbarschaft parallel betrieben, die in Sachen Wohnqualität und Privatsphäre unterschiedlicher kaum sein könnten. Oder kurz gesagt: Nicht alle der 112 Asylbewerber, die derzeit in der Interimsunterkunft im Supermarkt leben, werden in die neuen, modernen Wohnmodule umziehen dürfen.

In der vergangenen Woche wurde mit dem Aufbau der geplanten Gemeinschaftsunterkunft begonnen. Die vom Landratsamt beauftragte Fachfirma errichtet zunächst eine Wohnanlage in Modulbauweise für 60 Personen, die fünf familiengeeignete Wohneinheiten und 18 Bewohnerzimmer umfasst. Eine zweite Wohnanlage gleicher Bauweise wird dann im nächsten Schritt errichtet, so dass letztendlich - voraussichtlich ab Juni - 120 Plätze zur Verfügung stehen werden. Die derzeitige Interimsunterkunft im Lidl soll wird schrittweise in eine Logistikfläche umgewandelt werden.

Wie wird aber nun die Auswahl erfolgen, welcher Flüchtling in die neue Anlage umziehen darf, und wer in der Notunterkunft im Lidl bleiben muss? Von der Pressestelle des Landratsamts erhielt die RNZ auf diese Frage folgende Antwort: "Darüber wurde noch nicht entschieden, da noch nicht absehbar ist, in welchem Umfang die Interimsunterkunft Mitte März belegt sein wird. In den Prozess werden auf jeden Fall die Erfahrungen der Verwaltung und der Sozialarbeiterin vor Ort mit einfließen."

Eine weitere Frage die sich stellt, ist, ob es nach dem Bezug der Wohnmodule bei der Obergrenze von 120 Flüchtlingen auf dem Areal bleibt, oder ob die Zahl wächst? Die Antwort aus dem Landratsamt: "Dies ist abhängig von der Entwicklung der Flüchtlingszahlen insgesamt und der resultierenden Zuweisung in den Neckar-Odenwald-Kreis. Das Ziel bleibt aber, die Interimsunterkunft schrittweise in eine Logistikfläche umzuwandeln. Es ist daher nicht anzunehmen, dass die Zahl der Bewohner auf dem Areal dauerhaft steigt. Ganz ausschließen kann das Landratsamt eine gleichzeitige Belegung von Interimsunterkunft und der neuen Gemeinschaftsunterkunft aber nicht."

Walldürns Bürgermeister Markus Günther hat dazu eine eindeutige Meinung: "Für uns ganz wichtig, dass der Plan des Landkreises eingehalten wird und nicht beide Einrichtungen dauerhaft parallel betrieben werden." Der ehemalige Supermarkt sei nur als Notunterkunft geeignet. Das Landratsamt habe in der Sache aber immer mit offenen Karten gespielt, lobt Günther.

Schon jetzt sieht der Bürgermeister ein Problem in den großen Qualitätsunterschieden der beiden Unterkünfte in der Waldstraße und der Buchener Straße. Wenn nun zwei Einrichtungen unterschiedlicher Güte auf dem Lidl-Areal Tür an Tür liegen, dann seien Spannungen und Konflikte vorprogrammiert: "Das kann so nicht funktionieren", warnt Günther.

Ähnlich sieht es Martin Kuhnt vom Arbeitskreis Asyl. Die Frage, wer in die moderne Wohnanlage umziehen darf, biete ein großes Potenzial an Frust und Unstimmigkeiten. Für ihn und seine ehrenamtlichen Mistreiter ist aber eine Frage entscheidend: Kommen 60 zusätzliche Bewohner, oder bleibt es dann bei 120 Flüchtlingen auf dem Areal? Er wünscht sich eine rechtzeitige Informierung, damit die Helfer dementsprechend reagieren können. "Bei 60 Bewohnern mehr brauche wir zum Beispiel drei Sprachkurse mehr", erklärt Kuhnt.

Auch wenn die Unterbringung in der Interimsunterkunft allemal besser sei als Turnhallen zu belegen, wünscht sich Kuhnt, dass der frühere Lidl nach dem Bezug der beiden Wohnanlagen nicht mehr für die Flüchtlingsunterbringung genutzt wird. Schon jetzt seien die rund 25 aktiven Helfer des Arbeitskreises mit den insgesamt 200 in Walldürn untergebrachten Flüchtlingen an der Grenze angelangt. "Wir können derzeit schon viele Dinge nicht mehr anbieten, weil wir keine Helfer dafür finden", verdeutlicht Kuhnt. Ein Problem, das sich verschärfen dürfte, wenn die Gesamtzahl der Flüchtlinge in Walldürn steigen würden.

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