Walldürn: Ist die Interimsunterkunft im Lidl jetzt Geschichte?

55 Flüchtlinge sind am Donnerstag in die neue Gemeinschaftsunterkunft umgezogen

25.03.2016 UPDATE: 26.03.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 5 Sekunden

Die Flüchtlinge zogen am Donnerstag von der Unterkunft im alten Lidl (l.) in die neuen Wohnmodule. Foto: L.Schäfer

Walldürn. Es war ein unspektakulärer Umzug, und doch herrschte Freude und Erleichterung: Die 55 verbliebenen Bewohner der Interimsunterkunft im ehemaligen Lidl-Gebäude in der Buchener Straße konnten am Donnerstag gegen 11. 30 Uhr in die erste der beiden Gemeinschaftsunterkünfte in direkter Nachbarschaft auf dem früheren Parkplatz des Supermarktes ziehen. Zuvor waren bereits Flüchtlinge aus dem ehemaligen Lidl in Unterkünfte in Höpfingen, Buchen und Osterburken umgezogen.

Nach leichten Verzögerungen - ursprünglich war der Bezug der neuen Unterkunft für Mittwoch geplant - erhielten die Männer aus Afghanistan, Syrien und dem Irak unter Anleitung von Unterkunftsleiter Marcel Daubner und Sozialarbeiterin Carina König nach und nach die Schlüssel für ihre Wohnungen. Während noch letzte Maßnahmen an den Elektroinstallationen und Büroräumen vorgenommen wurden, brachten die Bewohner ihr Gepäck in das neue Gebäude.

Familien werden fürs erste nicht dort einziehen, so Daubner, jedoch sind im fünf Wohneinheiten umfassenden und für Familien geeigneten Erdgeschoss des Wohnmoduls hauptsächlich Syrer und Iraker untergebracht. Deren Anträge werden schneller bearbeitet, sodass sie höhere Chancen haben, die Asylunterkunft zu verlassen und damit Platz für eventuell neu ankommende Familien zu machen.

Laut Carina König, die auch schon für die Interimsunterkunft zuständig war, wird das Leben sowohl für die Flüchtlinge als auch für die Helfer im neuen Gebäude angenehmer sein. "In der Interimsunterkunft hatte ich im ehemaligen Aufenthaltsraum der Lidl-Mitarbeiter nur ein provisorisches Büro", sagt sie und verweist auch auf die Größe der insgesamt 18 Zimmer im Obergeschoss der Gemeinschaftsunterkunft, welche von nur jeweils zwei Personen bewohnt werden.

Außerdem enthalten die Wohnmodule abschließbare Spinde, Gemeinschaftsküchen und Sanitärräume.

Über die Verbesserungen freuen sich auch Gul Mohammad, Ak-ram Khan und Nawid Mengan aus Afghanistan. Sechs bis acht Personen seien im alten Lidl in einer Raumabtrennung untergebracht gewesen, erzählt Mengan. Es sei ständig sehr laut und an Schlaf kaum zu denken gewesen. Nun könne jeder mit seinen Freunden im Zimmer wohnen. Das Konfliktpotenzial verringert sich dadurch enorm, auch weil es nicht mehr eine Sanitäreinrichtung, sondern mehrere in jedem Stockwerk gibt.

Daran passt sich auch der Sicherheitsdienst an: Während vorher, auch wegen der Brandgefahr des Lidl-Gebäudes, rund um die Uhr Personal anwesend war, wird zukünftig nur in der Nacht jemand vor Ort sein.

Somit ist nun der für 60 Personen ausgelegte erste Abschnitt der neuen Gemeinschaftsunterkunft beinahe voll belegt, und das ehemalige Lidl-Gebäude steht erst einmal leer. Die zweite Wohnanlage soll bis Ende Juni gebaut werden und ebenfalls für 60 Bewohner Platz bieten. Dann ist mit ca. 120 Plätzen die gleiche Kapazität wie in der Interimsunterkunft erreicht.

Wann der "Lidl" aber endgültig zur Logistikfläche wird, kann nur die Zukunft zeigen. Sollte Bedarf bestehen, kann das Landratsamt die Interimsunterkunft nämlich wieder mit Asylsuchenden belegen, wodurch die Gesamtanzahl der Flüchtlinge in Walldürn auf bis zu 240 steigen könnte. Marcel Daubner hofft, dass das Lidl-Gebäude leer bleibt: "Wir wünschen uns keine Neubelegung des alten Lidl, haben aber keinen Einfluss darauf." Auch der Arbeitskreis Asyl stünde, sollte sich die Anzahl der in Walldürn untergebrachten Flüchtlinge erhöhen, vor einer neuen Herausforderung.

Eindeutig klar ist, dass die Interimsunterkunft als notdürftige Unterbringung, nicht aber als langfristige Einrichtung in Frage kommt. Vorerst einmal ist das ehemalige Lidl-Gebäude als Flüchtlingsunterkunft also Geschichte.

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