Streetdance-Formation Connexion: "Kreativität ist für uns das Höchste"

ConneXion sind in der heißen Phase zur anstehenden Hip-Hop-Tanz-WM in Glasgow - Für sie zählt nur die Titelverteidigung

25.07.2014 UPDATE: 25.07.2014 06:00 Uhr 2 Minuten, 52 Sekunden
Üben, üben üben, heißt das Erfolgsrezept der Streetdance-Formation ConneXion aus Buchen. Foto: C. Hagenbuch
Von Christian Hagenbuch

Bödigheim. (chh) "Nochmal!". Das meistgehörte Wort beim Training von ConneXion. "Alles nochmal auf Anfang." Kevin, Coach und Mitwirkender bei der Streetdance-Formation aus dem Raum Buchen und Umgebung, bestätigt: "In der Tat. Es kommt oft vor, dass ich das sage". Tänzer Tiziano pflichtet bei: "Man wiederholt und wiederholt und wiederholt bis zum Umfallen". Bis alle merken, dass es passt. Synchrone Bewegungen, jeder Einzelne fühlt sich sicher, Routine stellt sich ein. Die drei Mädels und fünf Jungs tanzen nicht nur - sehr erfolgreich -, sie müssen auch einen Spagat bewältigen können, buchstäblich wie sinnbildlich.

Nämlich den eigenen Körper über die gesamte Dauer des Programms beherrschen, und gleichzeitig auch noch als Gemeinschaft harmonieren und überzeugen. Denn die streng urteilenden Blicke der Jury bei Süddeutschen, Deutschen, Europa- und Weltmeisterschaften kennen die amtierenden nationalen Titelträger aus eigener Erfahrung. "Außerdem haben wir noch kleine Soli eingebaut", erweitert Choreograph Kevin die Ansprüche. "Alle beherrschen die Grundschritte, aber jeder hat seine eigenen Styles: Locking, House, Hip-Hop." Die gesamte Show, die ConneXion an diesem Tag in der Turnhalle in Bödigheim durchtanzen, muss zu allem Überfluss auf die Sekunde genau getaktet sein. "Exakt zwei Minuten dreißig, dann geht die Musik aus", erläutert Robin. "Fürs Weitertanzen gibt's Abzüge."

Damit das nicht passiert, wird seit November am neuen Programm gefeilt, wie Kevin erzählt: "Wir haben mit dem Intro angefangen. Der Rest entwickelt sich dann". Neue Ideen werden fortlaufend in die Show eingebaut, im Zweifel aber auch wieder verworfen, wenn sie nicht in den Gesamtfluss passen. Ein kreativer Prozess, an dessen Anfang das Endergebnis noch nicht abzusehen ist. "Los geht es oft mit der Frage, was uns liegt. Wir tanzen ja nicht alle Styles, die es gibt", führen die Jugendlichen aus. "Unsere Stärken sind B-Boying (umgangssprachlich Breakdance; Anm. d. Red.) und Hip-Hop, auch in eine etwas abstraktere Richtung. Eben nicht so, wie es jeder tanzt. Wir wollen ein bisschen anders sein. Kreativität ist für uns das Höchste."

Tänzerin Lea ergänzt: "Manchmal entsteht aus irgendeinem Quatsch etwas Brauchbares. Oft merken wir aber, es taugt nichts". Das, was (etwas) taugt, kommt in den Ablauf und bleibt auch drin. Bis zur Wettkampf-Performance, wenn auf der Bühne alles bis ins Letzte durchchoreographiert ist. Die laufend neu entstehenden Einfälle "behalten wir im Hinterkopf für die nächste Saison", sagt Tiziano. Freestylen, also improvisieren, ist erst bei der Zugabe angesagt. Gerade trainiert die Truppe für die anstehende Weltmeisterschaft des Verbands UDO in Glasgow vom 22. bis 24. August. Gilt es doch, den Titel in ihrer Alters- und Erfahrungsklasse zu verteidigen. Beziehungsweise nicht, denn ConneXion drängen nach oben. Der Titelträger 2013 beim Level zwei/"Novice" will sich nun der Konkurrenz auf dem anspruchsvollsten Level vier/ "Advanced" erfolgreich erwehren. "Wir wollen es wissen. Wir wollen wieder Weltmeister werden. Platz zwei wäre eine echte Enttäuschung", macht die Erfolgsformation eine klare Ansage. Momentan steht die Show für Glasgow zu 80 bis 90 Prozent. "Mein Salto ist erst zwei Wochen alt", berichtet Jem. Das Programm hat die Crew wohl mindestens schon 100 Mal getanzt, in Teilen oder als Ganzes. "Bestimmt", seufzen die Mädels.

Oft arbeitet die Gruppe abschnittsweise: Die erste Minute tanzen und dabei aufzeichnen, dann durchchecken und nach Fehlern suchen. Und so weiter, bis zum Ende. Vor der WM dann noch ein Trainingswochenende zum Feinschliff. Ein großes Stück Disziplin muss also dabei sein. Und am Wettkampftag die Konzentration auf den Punkt. Denn es gibt nur die eine Gelegenheit, alles richtig zu machen - oder eben nicht. Die Mitglieder von ConneXion gehen mit den letzten, schlimmsten Minuten vor dem Auftritt unterschiedlich um. Céline räumt ein: "Vor Meisterschaften ist der Druck schon echt zu spüren". Tanzkollegin Vita ergänzt: "Kurz vor dem Auftreten ja, aber auf der Bühne nicht mehr". Merlin, der außerdem bei der World Hip Hop Dance Championship (5. bis 10. August) in Las Vegas als Solist antreten wird, weiß: "Oben denkt man nicht, sondern macht einfach. Da sitzt die Choreographie - dank der vielen Übung". Und dank "Einpeitscher" Kevin, der beim Countdown versucht, "die Anspannung im Kopf umzuwandeln in Adrenalin und Power". Denn was gleich zählen wird, ist die Bühnenperformance.

Was aber neben eben dieser den Unterschied zwischen Sieg und sehr guter Platzierung ausmacht, darüber sind sich alle einig. Jem: "Man muss herausstechen. Viele Gruppen machen das Gleiche. Wenn man etwas komplett anderes zeigt, dann fällt das auf". Tiziano: "Natürlich kann das auch nach hinten losgehen. Dann kommt das Originelle nicht an". Somit wird der Grundstein des Erfolgs eben bereits bei der Entwicklung der Choreographie gelegt. Die immer wieder geübt werden muss. Nochmal und nochmal und nochmal.

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