Sie schauten hin statt weg: Neckar-Odenwald-Kreis würdigt Zivilcourage
René Kampl, Igor Zimmer und Denise Hirschmann mit dem Zivilcouragepreis 2016 ausgezeichnet

Bei der Verleihung des Zivilcouragepreises (v.l.): Neunkirchens Bürgermeister Bernhard Knörzer, der Geschäftsführer des Vereins "Sicherer Neckar-Odenwald-Kreis", Werner Broßmann, Bürgermeister-Stellvertreter Herbert Kilian ( Walldürn), die Preisträger Igor Zimmer und René Kampl, Polizeivizepräsident Hans Becker, Preisträgerin Denise Hirschmann, Alexander Gerstlauer vom Rotary Club, die Bürgermeister Klaus Gramlich (Adelsheim) und Volker Rohm (Hardheim) sowie Landrat Dr. Achim Brötel. Foto: Judith Blüthner
Von Judith Blüthner
Neckar-Odenwald-Kreis. "Tu was - Zivilcourage" ist eine von vielen Aktionen, die dazu beitragen sollen, den Neckar-Odenwald-Kreis lebenswert und sicher zu gestalten. "Zivilcourage heißt, anderen zu helfen, ohne sich selber in Gefahr zu bringen." Heldentum sei nicht gefragt und auch nicht der Grund dafür, warum drei Preisträger sich am Montagabend über eine besondere Auszeichnung freuen durften, erklärte Landrat Dr. Achim Brötel. Als Vorsitzender des Vereins zur Förderung der kommunalen Kriminalprävention "Sicherer Neckar-Odenwald-Kreis" oblag es ihm, im Rahmen der Mitgliederversammlung im Feuerwehrgerätehaus Neunkirchen zusammen mit Polizeivizepräsident Hans Becker und Werner Broßmann von der Präventionsaußenstelle Mosbach des Polizeipräsidiums Heilbronn den "Zivilcouragepreis 2016" zu verleihen.
René Kampl aus Hardheim, Igor Zimmer aus Walldürn und Denise Hirschmann aus Adelsheim haben nicht weggesehen, sondern mit Besonnenheit geholfen. Dank ihres couragierten Einschreitens konnten ein Sexualverbrechen verhindert werden, eine fahrerflüchtige Unfallverursacherin ermittelt und ein autistischer Junge vor schlimmerer Körperverletzung geschützt werden.
René Kampl war nach dem Hilferuf auf seinem Mobiltelefon einer jungen Frau zu Hilfe geeilt, die sexuell belästigt wurde. Er fixierte den Täter so lange am Boden, bis die verständigte Polizeistreife eintraf und den Mann festnahm.
Igor Zimmer hatte gut beobachtet und sich das Kennzeichen der flüchtenden Unfallverursacherin auf einem Parkplatz gemerkt. Fotos verhalfen dazu, sie zu ermitteln. So blieb die Geschädigte nicht auf ihrem Schaden sitzen.
Beeindruckend war das Verhalten der 18-jährigen Denise Hirschmann. Sie beobachtete am Bahnhof in Adelsheim, wie zwei Jugendliche einen 16-jährigen Schüler mit kindlichem Autismus drangsalierten. Die Täter fühlten sich beobachtet und ließen von ihrem Opfer ab, warteten aber am Bahnhof.
Denise Hirschmann bot dem Jungen an, ihn von ihrer Mutter nach Hause bringen zu lassen. Als die beiden ihren Weg fortsetzten, wurden sie von den jugendlichen Tätern nochmals belästigt. Geschickte Gesprächsführung verhinderte einen weiteren Angriff.
Später stellte sich die 18-Jährige beim polizeilichen Ermittlungsverfahren als Zeugin zur Verfügung. Denise Hirschmann wurde für ihr Handeln zusätzlich vom Rotary Club durch Alexander Gerstlauer mit dem Sonderpreis "Jung und couragiert" ausgezeichnet.
In allen drei Fällen hatten die Preisträger alles richtig gemacht, lobte Landrat Brötel.
"Jeder kann etwas tun, und wenn es nur seelisch-moralischer Beistand ist", appellierte er.
Nicht als Helden gefeiert, sondern als motivierende Beispiele für andere sollen die geehrten Preisträger gelten.
Auch in diesem Jahr werden wieder Zivilcourage-Preisträger gesucht. Wie das geht, kann man unter anderem auf einem Bus des BRN, der regelmäßig durch den Landkreis fährt, sehen. Die sechs Präventionsregeln der Aktion "Tu was" sind darauf plakatiert:
> Ich helfe, ohne mich selbst in Gefahr zu bringen.
> Ich fordere andere aktiv und direkt zur Mithilfe auf.
> Ich beobachte genau und präge mir Tätermerkmale ein.
> Ich organisiere Hilfe unter der Notrufnummer 110.
> Ich kümmere mich um Opfer.
> Ich stelle mich als Zeuge zur Verfügung.
Info: www.sicherer-nok.de



