Sanfte Klänge und strahlende Chorpassagen
Zum 175. Bestehen des MGV führten die Chöre Weihnachtsoratorium und adventliche Chormusik auf - Zuschauer begeistert

Von Alisa Götzinger
Buchen. Wenn die Tage kürzer werden und Weihnachtsdekoration Schaufenster, Straßen und Wohnhäuser schmückt, dann ist es wieder soweit und die besinnlichste Zeit des Jahres steht vor der Tür. Traditionell stimmen auch eine Reihe von kulturellen und musikalischen Veranstaltung auf Weihnachten und die Feiertage ein, die sich stets reger Beliebtheit erfreuen. Das war auch am vergangenen Samstag spürbar, als der MGV "Liederkranz" Buchen anlässlich seines 175-jährigen Bestehens in der St. Oswald Kirche ein Adventskonzert präsentierte, an dem die fünf Vokalsolisten Angela Leupold (Sopran), Claudia Kögel (Mezzosopran), Bettina von Hindte (Alt); Benedikt Nawrath (Tenor) und Matthew Harris (Bariton) mitwirkten.
Schon eine halbe Stunde vor Beginn des Konzertes drängten sich die Besucher in die weihnachtlich geschmückte Kirche, die schon bald darauf gut gefüllt war. Prall gefüllt mit einem bunten Strauß musikalischer Highlights war auch das Programm, dass die beiden Chöre Cantamus und Cantus M gemeinsam mit Solisten und einem Orchester darboten.
Den Anfang machte Georg Friedrich Händels Harfenkonzert op. 4 Nr. 6 B-Dur, welches von den Streichern des Orchesters der Joseph-Martin-Kraus Musikschule und Harfenistin Christine Eberherr präsentiert wurde. Die sanften Klänge der Harfe stimmten die Besucher in der dämmrig beleuchteten Kirche auf das Konzert ein, das im nächsten Programmpunkt auch gesanglich fortgesetzt wurde. Nach dem "Praeparate corda vesta" des Renaissance Komponisten Jacobus Gallus, ließ der Männerchor Cantus M das "Ubi caritas" von Ola Gjeilo, einem zeitgenössischen Komponisten und Pianisten, erklingen. Der lateinische Text lehnt sich an den ersten Johannesbrief an, der zur Gottes- und vor allem Nächstenliebe aufruft. Der Text ist gerade jetzt zur Weihnachtszeit aktuell: Ubi caritas amor, deus ibi est. Wo Liebe ist und Güte da wohnt Gott.
Ein bekannteres Lied zur Weihnachtszeit ist hingegen das kirchliche Adventslied "Oh Heiland, reiß’ die Himmel auf". Angelehnt an die traditionelle Fassung präsentierte der Cantus M mit Solist Benedikt Nawrath die empathische Komposition in einem Satz von Chorleiter Michael Wüst. Der zweite Chor des "Liederkranz" gestaltete gemeinsam mit Orgel, Orchester und Solosopran den stimmungsvollen siebten Satz aus der B-Dur Messkomposition Joseph Haydns "Missa brevis Sancti Joannis de Deo". Sie wird auch als "Kleine Orgelsolomesse" bezeichnet, da sich der siebte Satz, das Benedictus durch ein umfangreiches Orgel- und Sopransolo hervortut. Solosopranistin Bettina von Hindte und Organist Horst Berger führten diesen Part virtuos aus.
Im Anschluss begeisterte der Konzertchor Cantamus mit drei Weihnachtsliedern. Auf eine von Tomás Luis de Victoria vertonte Interpretation des Gebets "Ave Maria", welches auch in der Vorweihnachtszeit gesungen wird, folgte das Adventslied "Maria durch ein Dornwald ging" nach einer Fassung Simon Wawer mit fünf Solostimmen. Zu Herzen ging insbesondere das französische Lied "Notre Pere" (Unser Vater) des Komponisten Maurice Duruflé, das von den Sängerinnen und Sängern des Cantamus sowie den Solisten auf stimmungsvolle Weise präsentiert wurde.
Der letzte Programmpunkt war zugleich der eigentliche Höhepunkt des Abends: Beide Chöre, das Orchester und fünf Solisten brachten gemeinsam das Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Saëns zur Aufführung. Das "Oratorio de Noël", so der französische Name, wurde vom französischen Komponisten Camille Saint-Saëns im Advent 1858 innerhalb von 12 Tagen komponiert. Am 25.12.1858 fand bereits die Uraufführung in der Pariser Kirche La Madeleine statt, deren Organist Saint-Saëns zu dieser Zeit war. Zunächst nur in Frankreich als beliebtes vorweihnachtliches Werk bekannt, hat das Oratorium seit einigen Jahren auch im deutschen Sprachraum zunehmend an Beliebtheit gewonnen.
Das zehnteilige Werk stellt sich vornehmlich aus der lateinischen Weihnachtsliturgie der verschiedenen Evangelien des Alten und Neuen Testaments zusammen. Die Auswahl der Texte erfolgte durch den Komponisten selbst. Als besonders herausragend kann dabei unter anderem der zweite Part "Récit et choeur" die bekannte Engelsbotschaft genannt werden, die einem Solistenquartett und dem großen Chor anvertraut wurde. In den darauffolgenden Teilen wechselten sich expressive Soli mit schon fast hymnischen Arien und getragenen Chorsätzen ab. Im zehnten Teil des Werks von Saint-Saëns dem "Tollite hostias" folgte schließlich das große Finale: Eine fulminante strahlende Chorpassage beendet das Werk, das die Zuschauer mit lang anhaltendem Applaus und stehenden Ovationen würdigten.



