Rosenbergs letzter Lebensmittelmarkt schließt
Der Lebensmittelmarkt Kubach in Rosenberg macht Ende Oktober zu. Ein schwerer Infrastrukturverlust für die Gemeinde, die auf einen Nachfolger hofft.

Rosenberg. Was zunächst nur als Gerücht durch die Gemeinde geisterte, hat sich nun doch bewahrheitet. Der seither einzige Lebensmittelmarkt in Rosenberg, der, der Bäckerei Kubach, schließt seine Verkaufstüren zum 31. Oktober. Bleibt es dabei, würde in Rosenberg ein weiteres wichtiges Stück Infrastruktur verloren gehen, was nur schwerlich zu verkraften wäre. Diese Schließung trifft insbesondere die älteren nicht mehr so mobilen Mitbürgerinnen und Mitbürger der Baulandgemeinde hart. Sie sind darauf angewiesen, die für den täglichen Bedarf benötigten Lebensmittel und Backwaren im Ort zu bekommen.
Die Gründe für die überraschende Schließung des Marktes mit einer Grundfläche von rund 200 Quadratmetern erläuterte Firmenchef Meinhard Kubach im Gespräch mit der Rhein-Neckar-Zeitung: Der Kostendruck und rückläufige Umsatzzahlen ließen ihm, wie er sagte, keine andere Möglichkeit, als den Markt zu schließen, was ihm jedoch sehr schwer falle. Wie Kubach weiter sagte, habe er in letzter Zeit immer häufiger feststellen müssen, dass viele Einheimische auswärts bei Discountern oder anderen Märkten ihre Einkäufe tätigen. Zudem belasten ihn die hohen Mietzahlungen an den Verpächter, der von einer Reduzierung nichts wissen wolle.
Ein Blick zurück: Lebensmittelgeschäfte haben in Rosenberg eine lange Tradition, denn schon seit 1793 hat der Ort stets mindestens eine Einkaufsmöglichkeit gehabt, so im Geschäft Klenk in der Hauptstraße, welches 1956 modern umgebaut wurde, dann aber doch 1968 von Erna und Willi Müller aufgegeben werden musste. Seit 1842 gab es die Backstube mit Kolonialwaren Bernhard Hartmann. Nach Übernahme im Jahre 1942 durch Anton Hartmann gab Tochter Ria das Geschäft 1965 auf. Ein weiteres altes Gemischtwarengeschäft in Rosenberg war die im Jahre 1830 gegründete Firma Gottlieb Schweizer. Nach 84-jähriger Geschäftstätigkeit wurde das Ladengeschäft 1914 an den Schuhmachermeister Karl-Ludwig Reichert verkauft, 1951 übernahmen Erna und Emil Reichert das Geschäft, welches im Jahre 1972 aufgegeben wurde. Außerdem gab es noch das Textil- und Gemischtwarengeschäft Bermayer, das 1988 geschlossen wurde, ebenso Kolonialwaren Volk und das Lebensmittelgeschäft Eckel. Beide Geschäfte existieren schon über 40 Jahre nicht mehr.
Das Gemischtwarengeschäft Geiger wurde 1908 gegründet. 1913 kam eine Drogeriehandlung dazu und ab 1925 erfolgte der Verkauf von Lebensmitteln. Nach dem Krieg übernahmen Artur Geiger und Ehefrau Gerda den Laden, der bald aus allen Nähten platzte und einen Neubau erforderlich machte. Man schloss sich der Handelskette SPAR an. Auch aus Altersgründen wurde das Geschäft im Jahre 1987 geschlossen.
Somit gab es im Ort keine Einkaufsmöglichkeiten mehr für die Bevölkerung. Auf Initiative der Gemeindeverwaltung und des Gemeinderates erklärte sich die Lebensmittelkette SPAR schließlich bereit, in Rosenberg ein neues Engagement einzugehen. Und so entstand in der Hauptstraße ein stattlicher Neubau. Als Bauherr konnte ein Architekt aus Hockenheim gewonnen werden. Pächter der ersten zehn Jahre war die Familie Josef Metzger, später folgte Familie Rolf Krone und dessen Nachfolger wurde ab 2004 die Bäckerei Kubach (Krautheim), die jetzt aufgibt.
Bürgermeister Baar zeigte sich von der geplanten Schließung betroffen: "Ein Ortsteil Rosenberg mit annähernd 1 200 Einwohnern ohne Einkaufsmarkt wäre ein Riesenverlust für die Gemeinde. Aus dieser Kaufkraft der Einwohnerschaft müsste sich in jedem Fall ein Einkaufsmarkt wirtschaftlich betreiben lassen". Aus seiner Sicht werde der Markt von der Bevölkerung gut angenommen, so Baar, der die Ursachen für die beabsichtigte Schließung möglicherweise auch im bisherigen Management des Betriebes sieht. Bereits in seinem Urlaub, so Gerhard Baar, habe er mit der Industrie- und Handelskammer Kontakt aufgenommen und Gespräche mit dem derzeitigen Betreiber geführt um Lösungsmöglichkeiten auszuloten. In nächster Zeit werden Gespräche mit Nachfolgern anstehen.
Sollten aber alle Versuche, was man in Rosenberg nicht hofft, scheitern, wird es in Rosenberg schon bald so aussehen, wie in vielen Nachbargemeinden, wo es keine Einkaufsmöglichkeit vor Ort mehr gibt. Der Ort wäre auch künftig ohne Postfiliale, denn diese ist im Markt ebenso integriert wie eine Lotto-Annahmestelle. Auch hier müssten Lösungen gefunden werden. Abschließend betonte Kubach, dass er gerne weiter Backwaren im Ort verkaufen würde und hofft, dass ein Nachmieter gefunden wird. Für seine nicht leichte Entscheidung bat er um Verständnis: "Auf die Dauer rote Zahlen zu schreiben, das geht einfach nicht!".



