Rosenberg: Gemeinderat stimmt für weitere Windkraftanlagen in Hirschlanden
Pläne zum Bau von drei Anlagen spalten den Ort - Gemeinderat sah keine andere Wahl als Zustimmung - "Haben Kampf gegen Windmühlen verloren"

Für großen Unmut sorgen in Hirschlanden die Pläne zum Bau von drei weiteren Windkraftanlagen. Der Rosenberger Gemeinderat sah am Dienstag allerdings keine andere Wahl, als den Planungen zuzustimmen. Foto: Frodl
Rosenberg-Hirschlanden. (F) Die Pläne für die Aufstellung von weiteren drei Windkraftanlagen in Hirschlanden spalten das Dorf und so ziehen bereits tiefe Gräben durch die ansonsten so intakte Gemeinschaft. Dennoch sah der Rosenberger Gemeinderat in seiner Sitzung am Dienstagabend im Hirschlandener Gemeinschaftshaus nach zweistündiger kontroverser Diskussion aus rechtlichen Gründen keine andere Wahl, als dem Genehmigungsantrag zum Bau zuzustimmen. Allerdings wurde dem Bürgermeister der Auftrag erteilt, mit der Betreiberfirma ABO-Windkraft nochmals zu verhandeln mit dem Ziel, für ein Windrad, das nur 752 Meter vom ersten Wohnhaus des Dorfes entfernt entstehen soll, einen anderen Standort zu suchen.
Wie in der Sitzung am Dienstag deutlich wurde, haben die Windenergie-Pläne Gegenwind in Hirschlanden ausgelöst und für erhebliche Differenzen gesorgt. Das geht bereits so weit, dass Bürgerinnen und Bürger ihre Mithilfe beim bevorstehenden Dorffest verweigern. Sowohl Bürgermeister Gerhard Baar als auch Ortsvorsteher Martin Herrmann wurden in der Sitzung von Bürgern heftig kritisiert.
Der Bürgermeister teilte eingangs mit, dass er bezüglich des Baus der umstrittenen Anlagen in den letzten Tagen viele Mails mit Anregungen und Bedenken aus der Bürgerschaft Hirschlandens erhalten habe. Detailliert ging er erneut auf die Thematik "Ausbau der Windkraftnutzung in Baden-Württemberg" ein.
Seit mehr als drei Jahren befasse sich der Gemeinderat mit diesem Thema; in zwei Veranstaltungen seien die Bürger eingehend informiert worden. Es sei ihm dabei immer um ein transparentes Verfahren und um die gute Einbindung der Bürgerschaft gegangen, betonte der Bürgermeister.
Nach intensiven Beratungen habe sich, so Baar weiter, der Gemeinderat für die Firma ABO-Wind (Wiesbaden) als Betreiber der geplanten drei neuen Windräder entschieden. Nachdem die Firma nun den Genehmigungsantrag zum Bau der Anlagen beim Landratsamt eingereicht habe, müsse der Gemeinderat nun entscheiden.
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Ortsvorsteher Martin Herrmann erinnerte daran, dass er den Bau der bereits vorhandenen Anlagen "damals gerne verhindert" hätte. Die nun geplanten drei neuen Anlagen seien aber aufgrund der Gesetzeslage nicht zu verhindern: "Da bestehe keine Chance." Die Untersuchungen seien gelaufen, der Bau sei zulässig. Das Dorf werde jetzt vor eine "saublöde" Situation gestellt, denn "wir bekommen etwas, was keiner in Hirschlanden will." Die Anlagen entstünden zu nahe am Dorf, was eine große Belastung für die Bürger bedeute. Dennoch bleibe dem Gemeinderat nichts anderes übrig, als den Genehmigungsantrag abzunicken, stellte Herrmann fest. Den Kampf gegen Windmühlen habe man verloren.
Nachdem Bürgermeister Baar die Sitzung unterbrochen hatte, um den Bürgern Gelegenheit zur Wortmeldung zu geben, entwickelte sich eine zweistündige teils heftige und sehr emotional geführte Diskussion, in der der Unmut der Bevölkerung sehr deutlich spürbar war .
So unterstrich ein Bürger, dass man gegen die Aufstellung der Windräder kämpfen müsse. Auf die "dunkle Seite" der Windkraft verwies Ulrich Herrmann, der auch betonte, dass man von ABO-Wind nur einseitig informiert worden sei. Er appellierte an den Gemeinderat, nicht gegen den Bürgerwillen zu handeln. Eine Bürgerin stellte fest, das die geplanten Windkraftanlagen nicht zur laufenden Hirschlandener Initiative "Unser Dorf hat Zukunft" passten. Große Sorge mache, wie eine Bürgerin zum Ausdruck brachte, nach wie vor der noch nicht erforschte Infraschall, der krank machen könne. Auch wurde der bisherige Informationsfluss an die Bürger bemängelt.
In weiteren Redebeiträgen wurde Ortsvorsteher Martin Herrmann mehrmals heftig angegriffen; Bürgermeister Baar versuchte, die Wogen wieder zu glätten. Conny Euler warf die Frage auf, ob der Ortschaftsrat überhaupt den Bürgerwillen vertreten habe. Diese Fragestellung bezeichnete Herrmann als ""Frechheit". Klaus Jetter wünschte sich einen fairen, konstruktiven Dialog.
Wie in der Diskussion deutlich wurde, steht nach Ansicht zahlreicher Bürger insbesondere eines der drei geplanten Windrad zu nahe am Ort. Es bestünde, wie es hieß, die Möglichkeit, für dieses Windrad einen neuen Standplatz zu suchen oder es ganz aus dem Windpark herauszunehmen.
Zwei Stunden wurde emotional diskutiert. Abschließend kam einerseits zum Ausdruck, dass sich der Gemeinderat bei seiner Entscheidung ausschließlich an baurechtlichen Belangen orientieren darf. Andererseits wurde deutlich, dass die Bürger weiter kämpfen wollen.
Ohne weitere Diskussion stellte der Gemeinderat schließlich das Einvernehmen der Gemeinde fest und stimmte dem Antrag zu.
Der Bürgermeister bekam jedoch den Auftrag, mit der Betreiberfirma nochmals zu verhandeln, um für das östlich gelegene Windrad wegen der zu nahen Entfernung zum Ort einen anderen Standplatz zu suchen oder gar zu erreichen, dass es gar nicht gebaut wird.



