Pfarrerin Schulze verlässt Rosenberg

"Ich bin sehr dankbar für die Zeit und für die Menschen"

Die Pfarrerin Angelika Schulze verlässt Ende August die von ihr betreuten Kirchengemeinden Rosenberg, Sindolsheim und Altheim

08.08.2017 UPDATE: 09.08.2017 06:00 Uhr 3 Minuten, 55 Sekunden

Pfarrerin Angelika Schulze verlässt Ende des Monats die Kirchengemeinden Rosenberg und Sindolsheim. Foto: Helmut Frodl

Rosenberg-Sindolsheim. (F) Die Koffer sind noch nicht gepackt, der Möbelwagen steht auch noch nicht vor der Tür des evangelischen Pfarrhauses, aber es ist deutlich erkennbar, dass der Abschied aus dem Bauland näher rückt. Pfarrerin Angelika Schulze wird auf den Tag genau, nach 13-jähriger seelsorgerischer Arbeit die von ihr betreuten Kirchengemeinden Rosenberg, Sindolsheim und auch Altheim auf eigenen Wunsch verlassen und zum 1. September eine neue Pfarrstelle in der Michaelsgemeinde in Rastatt antreten.

Wie Sie im Gespräch mit der Rhein-Neckar-Zeitung betonte, falle ihr der Abschied schon schwer, denn sie habe das Dorfleben genossen und sei auch für die gute Zeit, die sie hier vor Ort erleben durfte, sehr dankbar. Zum 1. September 2004 hatte sie ihren Dienst hier auf dem Land angetreten und sei in das Pfarrhaus in Sindolsheim gezogen, denn zuvor wurde der Dienstsitz von Rosenberg hierher verleg, was damals für die Sindolsheimer eine besondere Freude war. Nach 40-jähriger Abstinenz wurde das leer stehende Pfarrhaus wieder bewohnt. Pfarrerin Angelika Schulze begann, wie sie uns erzählt, sofort ihre Zukunft in der neuen Pfarrstelle zu planen und neu zu gestalten. Als erste Aktivität folgte eine Zukunftskonferenz zum Gemeindeaufbau. Sie arbeitete intensiv an der Mitarbeitergewinnung und Schulung, und es folgten Klausurtagungen mit dem Kirchengemeinderat, und auch ein vierteljährlicher Gemeindebrief mit Informationen aus den Kirchengemeinden erschien. Die Gottesdienste wurden vielfältiger gestaltet. So fanden Pilgergottesdienste, Waldgottesdienste, Lichtergottesdienst im Advent und musikalische Abendgottesdienste statt. Ebenso wurde die "ökumenische Vesper" weiter geführt und in Rosenberg der "Kirchenkaffee" ins Leben gerufen. Diese neue Form der Gottesdienste fand bei den Kirchenbesuchern großen Anklang.

Neben ihren seelsorgerischen Aufgaben war Angelika Schulze auch als "Baupfarrerin" aktiv, was viel Arbeitszeit zu ihrer eigentlichen Tätigkeit hinzu gebunden hat. Die Innenrenovation der beiden Gemeindehäuser in Rosenberg und Sindolsheim wurde durchgeführt. Mit "großer Trauer", wie sie sagte, war die Schließung des evangelischen Kindergartens in Sindolsheim verbunden, wie auch der Verkauf des Pfarrhauses in Rosenberg. Freude bereitete ihr aber die Unterzeichnung einer "ökumenischen Vereinbarung" zur intensiven Zusammenarbeit zwischen den evangelischen und katholischen Christen in den beiden Gemeinden sowie die Umwandlung des evangelischen Gemeindehauses in Rosenberg in ein ökumenisch genutztes "Haus der Kirchen".

Mit zu ihren Aufgaben gehörte auch die theologische Schulung der Erzieherinnen im evangelischen Kindergarten, theologische Elternabende, Kinderandachten in der Kirche mit dem Projekt "Wir entdecken die Kirche" sowie Familiengottesdienste und ein lebendiger Konfirmandenunterricht. Zehn Jahre lang hat Pfarrerin Schulze auch den Flötenkreis in Sindolsheim geleitet und aktiv mitgespielt. Außerdem wurde noch erreicht, dass der Konfirmationstermin ab dem Jahre 2019 nach Ostern verlegt wurde.

Gerne erinnert sich die beliebte Pfarrerin an die besonderen Highlights in ihrer 13-jährigen segensreichen Tätigkeit in den Gemeinden. Zu "450 Jahre Reformation durch Albrecht von Rosenberg" fand im Jahre 2008 ein Festgottesdienst in der Rosenberger Kirche und anschließendem Festakt im Rathaussaal statt, wo sie zusammen mit Brigitte Schlander den kleinen Kabarettbeitrag "Zwei Putzfrauen erklären die Reformation und leben Ökumene" zum Besten gab. Mit einem ökumenischen Gottesdienst im November 2009 gedachte man dem 20. Jubiläum des Mauerfalls und in ihrem Vortrag "Als Pfarrerskind in der DDR" berichtete sie von ihrem damaligen Leben im geteilten Deutschland. Fünf Jahre später, im November 2014 gedachte man dem 25. Jubiläum des Falls der Mauer. Hier berichtete sie im Dialog mit einer Zeitzeugin, Freundin Petra Hoffmann aus Halle/Saale, zum Thema: "Der Westen riecht und schmeckt anders - der Osten auch".

Eine raumgreifende Geschichte war in den Jahren 2010 bis 2012 die Entwicklung eines räumlichen wie liturgischen Konzepts zur Innenrenovation der Laurentiuskirche Sindolsheim, der in einem Architektenwettbewerb mündete. Mit der Innenrenovation wurde 2012 begonnen. Sie dauerte drei Jahre lang. Hier sei ganz viel Kraft auf der Strecke geblieben. Als die Empore in der Kirche zurückgebaut wurde, hatte sie, wie sie sagte, "schlaflose Nächte". Die Arbeit machte aber auch große Freude und die Zusammenarbeit mit dem Kirchengemeinderat und Architektin Susanne Kistner sei hervorragend gewesen.

Der Erfolg der Renovierung zeigte sich, dass an der Einweihung an Pfingsten 2015, die durch Landesbischof Dr. Cornelius-Bundschuh erfolgte, niemand aus der Gemeinde "gemeckert habe", obwohl sich das Innere der Kirche erheblich verändert hatte. Die Leute im Dorf sagten: "Das ist unsere Kirche" und sie fanden es gut, wie es geworden ist.

Ein Verdienst von Pfarrerin Schulze war zudem, dass der Sitz des Bezirkskantors nach Rosenberg verlegt wurde und damit die Zukunft des Posaunen- und Gospelchores gesichert wurde. Die Gründung eines Kinderchores wurde vollzogen, der bereits schon viele Auftritte hatte. Man profitiere jetzt davon, dass der Bezirkskantor Park vor Ort wohne, betont sie.

In all den Jahren unterrichtete sie im Fach Religion die erste bis vierte Klasse in der Grundschule. Zusätzlich hatte Pfarrerin Schulze die Vakanzvertretung in Eberstadt (2007 bis 2009) sowie in Bödigheim und Seckach (2013 bis 2017) übernommen. Außerdem gehört sie dem Vorstand der Sozialstation an und hatte von 2005 bis 2015 den Bezirksauftrag, die Prädikanten zu begleiten und zu schulen. Irgendwann sei auch mal Schluss und man müsse die Reißleine ziehen.

Am 1. September wechselt Angelika Schulze nunmehr als Pfarrerin in die Michaelsgemeinde nach Rastatt. Wie Pfarrerin Schulze im Pressegespräch sagte, tue ihr der Abschied aus dem Bauland schon sehr weh, denn sie habe hier viel erlebt mit den Menschen, mit denen sie Freud und Leid geteilt habe. Sie habe das Bauland lieb gewonnen und es auch sehr genossen, hier "Dorfpfarrerin" zu sein, denn da habe sie ihre Wurzeln, denn ihr Vater war ebenfalls Dorfpfarrer in einem kleinen Dorf nahe Dresden.

"Ich bin sehr dankbar für die Zeit und für die Menschen, die mit mir zusammengearbeitet haben und mich in meinem Dienst unterstützt haben". Jetzt freue sie sich aber auf eine neue Herausforderung, auf ein städtisches Umfeld, die Zusammenarbeit mit den anderen Rastatter Pfarrern und auf weniger Verwaltung, wie es hier in Sindolsheim der Fall gewesen ist. Der Schwerpunkt in der Michaelsgemeinde liege auf Gottesdienst und Predigt, auf Kirchenmusik und Seniorenarbeit. Das passe für sie, sagte Pfarrerin Schulze, denn auch die Gegend um Rastatt sei ihr bestens vertraut, sie war Vikarin in Gernsbach im Murgtal und wurde dort im Jahre 1987 ordiniert. Ganz witzig fand sie es, dass der damalige Kantor in Gernsbach auch der heutige Kantor in Rastatt sein werde.

Wie sie abschließend unterstrich, laute ihre Maxime immer: "Die Kirche soll einladend sein; sie soll mit den Menschen unterwegs sein".

Der Abschiedsgottesdienst für Pfarrerin Schulze wird am Sonntag, 27. August, Beginn um 14 Uhr, in der evangelischen Kirche in Rosenberg stattfinden. Anschließend wird ein Empfang im Rathaus sein.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.