Neckar-Odenwald-Kliniken: Neues Konzept soll beide Standorte sichern

Kreistagssitzung in Zwingenberg: Ein "Medizinisches Gesamtkonzept" soll die beiden Neckar-Odenwald-Kliniken an den Standorten Mosbach und Buchen auf eine sichere Basis stellen.

17.03.2015 UPDATE: 18.03.2015 06:00 Uhr 3 Minuten, 32 Sekunden

Neben der finanziellen Sanierung soll auch ein "Medizinisches Gesamtkonzept" die Zukunft der Neckar-Odenwald-Kliniken, hier am Standort Buchen, sicherstellen. Der Kreistag stellte hierzu am Montag in seiner Sitzung in Zwingenberg die Weichen. Foto: F. Weidenfeld

Neckar-Odenwald-Kreis. (Wd) Mit einem ausgewogenen "Medizinischen Gesamtkonzept" sollen die Neckar-Odenwald-Kliniken an den Standorten Mosbach und Buchen auf eine sichere Basis gestellt werden. Nach Vorstellung des Konzeptes, dessen Kernaussage der ärztliche Direktor und Chefarzt Harald Genzwürker als "eine Klinik an zwei Standorten" formulierte, billigte der Kreistag am Montag in Zwingenberg einstimmig sowohl das vorgelegte Konzept als auch damit verbundene konkrete Projekte, mit denen Schwerpunktbildungen in Buchen und Mosbach einhergehen. Der Kreistag soll über den Fortgang der Beratungen erneut informiert werden.

Von ganz zentraler Bedeutung sei das künftige Gesamtkonzept, betonte Landrat Dr. Achim Brötel eingangs. Die letzten zwei Jahre seien für die Kliniken sehr schwierige Jahre gewesen. Aber man sieht wieder Licht am Ende des Tunnels und hat die berechtigte Hoffnung, dass man tatsächlich auf einem guten Weg in die Zukunft ist, so der Landrat.

Wer sein wirtschaftliches Ergebnis binnen eines Jahres um sieben Millionen Euro verbessere, zeige einrucksvoll, wie viel Substanz in ihm stecke. Brötel sieht eine hervorragende Basis, auf der man weiter aufbauen müsse. Das Ziel einer dauerhaften wirtschaftlichen Konsolidierung sei noch längst nicht erreicht.

Beide Häuser seien seit dem Spätherbst bis zum Anschlag und manchmal sogar darüber hinaus belegt. Wenn man 2015 daran arbeite, das wirtschaftliche Ergebnis weiter zu konsolidieren, sei das aber nur die eine Seite der Medaille. Parallel dazu müsse man unbedingt darauf achten, dass die Kliniken sich auch dauerhaft zukunftsfähig aufstellen. Ohne strukturelle Veränderungen werde das aber definitiv nicht gehen. Das medizinische Konzept sei im Rahmen einer Klausurtagung im Aufsichtsrat eingehend beraten und in den Grundstrukturen einstimmig angenommen worden.

Hintergrund

Als Workshopergebnis wurde als Vorschlag eine Schwerpunktbildung an den Standorten erarbeitet.

> Der Standort Mosbach werde sich demnach auf den Bewegungsapparat und Herz-Kreislauf spezialisieren.

> Am Standort Buchen soll

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Als Workshopergebnis wurde als Vorschlag eine Schwerpunktbildung an den Standorten erarbeitet.

> Der Standort Mosbach werde sich demnach auf den Bewegungsapparat und Herz-Kreislauf spezialisieren.

> Am Standort Buchen soll entsprechend der Bereich "Bauch" verortet werden mit der Allgemeinchirurgie/Viszeralmedizin und Gastroenterologie (inklusive intensivmedizinischer Komplexbehandlung).

> Die Gynäkologie bleibt an beiden Standorten erhalten, genau wie die HNO, Akutgeriatrie, Augenheilkunde in Buchen und Geriatrische Rehabilitation in Mosbach. Mit dem PZN soll in Mosbach eine Mietlösung diskutiert werden.

> Die Umsetzung des Medizinkonzepts für die Kliniken erfolgt in zwölf Projekten. An beiden Standorten: Notaufnahme/Patientenaufnahme, Zentrales Belegungsmanagement, Bauliche Zielplanung, Geriatrie, Viszeralmedizin, Intensivmedizin, Gynäkologie/Geburtshilfe.

Nur in Buchen die Palliativmedizin,

nur am Standort Mosbach Psychiatrie und Innere Medizin. An beiden Standorten UCH Ortho WSC und allgemeine Themen. Wd.

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Dem medizinischen Gesamtkonzept liegen nicht nur umfangreiche analytische Erhebungen, sondern auch Workshops und Einzelgespräche zu Grunde. Das Ergebnis sei ein wohlausgewogener Kompromiss, der beiden Akutkrankenhäusern die Grund- und Regelversorgung im internistischen, chirurgischen und gynäkologischen Spektrum erhalte. Ein entscheidender Unterschied zu früheren Überlegungen liege darin, dass das heutige Konzept in den einzelnen Abteilungen selbst erarbeitet worden sei. Alle Chefärzte, alle leitenden Ärzte und die Pflegedienstleitung haben sich aktiv und kreativ mit eingebracht. Ganz wichtig sei vor allem, dass sowohl in Mosbach wie auch in Buchen das gesamte Spektrum der Grund- und Regelversorgung weiterhin dauerhaft vor Ort vorgehalten bleibe. Nur die Bereiche, die über die Grund- und Regelversorgung hinausgehen, sollen am einen oder anderen Standort konzentriert werden.

In der Sitzung erklärte der Vorstand der EconoMedic AG, Jan Hacker, mit dem medizinischen Gesamtkonzept wolle man alle davon überzeugen, dass es der richtige Weg für eine gesicherte Zukunft der Kliniken an beiden Standorten sei. Das Zukunftskonzept mit der Zielplanung stellte der Projektverantwortliche, Marc Nickel (EconoMedic AG) vor. Vereinbart worden sei schon 2014 das Ziel, an den Standorten Mosbach und Buchen medizinische Schwerpunkte zu bilden und die daraus entstehenden Synergieeffekte in einem medizinischen Gesamtkonzept zu nutzen. Das Spektrum der Grund- und Regelversorgung soll dabei erhalten bleiben.

Zwingende Voraussetzung sei die Steigerung der Marktanteile im unmittelbaren Einzugsgebiet, erinnerte Nickel. Die Bildung von Schwerpunkten und einer interdisziplinären Zusammenarbeit diene einer besseren Therapie der Patienten und sei für eine medizinische Weiterentwicklung der Kliniken notwendig. Das Patientenaufkommen werde trotz des Bevölkerungsrückgangs im Kreis wegen der demografischen Entwicklung wachsen, versicherte Nickel: "Die Kliniken haben eine sehr gute Perspektive, wenn sie ihre Hausaufgaben machen!"

Der ärztliche Direktor Privatdozent Dr. Harald Genzwürker stellte die Ergebnisse von zwölf Workshops vor. Aktuell befinde man sich in der Diskussionsphase. "Es ist gut, dass wir bei aller Notwendigkeit der Aufarbeitung der Vergangenheit jetzt wieder nach vorn schauen können", betonte er. Genzwürker erklärte, man brauche eine Stärkung der Intensivmedizin am Standort Buchen. "Eine Klinik an zwei Standorten lautet die Botschaft!" Eine enge Verzahnung der Kliniken sei die Ausgangslage. Es finde ein Geben und Nehmen beider Standorte statt. "Wir sind zuversichtlich, dass noch mehr Patienten kommen werden", betonte Genzwürker und ist überzeugt, dass es gelingen werde, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Er erinnerte, dass es so ein ähnliches Konzept schon gegeben habe, diese Vorschläge seien damals aber nicht weiter verfolgt worden.

Wie das Medizinkonzept feststellt, wird derzeit an beiden Standorten ein sehr ähnliches Leistungsspektrum erbracht. Daher kommt es an beiden Standorten zu Doppelvorhaltungen, die zu überhöhtem Ressourcenverbrauch führen können. Mit einer Schwerpunktbildung an den jeweiligen Standorten kann dem entgegnet und eine Bündelung von Ressourcen erreicht werden, wodurch die medizinische Qualität erhöht werden kann. Das Workshopergebnis wurde als Vorschlag einer Schwerpunktbildung an den Standorten erarbeitet.

Für die CDU-Fraktion erklärte Kreisrat Rainer Houck (Schefflenz), die Kliniken hätten sich erfolgreich auf den Weg der Sanierung begeben. Aber klar sei: Ohne an die Strukturen zu gehen, werde man das Ziel nicht erreichen können. Mit den aufgezeigten Maßnahmen sehe die CDU die Perspektive für eine weitere Verbesserung der medizinischen Leistungsfähigkeit der Kliniken und der engagierten Weiterführung des eingeschlagenen Sanierungskurses. Für die SPD-Fraktion erinnerte Kreisrat Norbert Bienek daran, dass vor fast 15 Jahren schon die SPD einen ersten Antrag zur Strukturplanung im Kreistag vorgestellt habe. Aber gut Ding wolle Weile haben. Er hoffe, dass es diesmal so weit sei.

Simone Heitz erklärte für die Grünen, dass Ähnlichkeiten mit Konzepten der Vergangenheit nicht zufällig seien. Aber man müsse daraus lernen, dass man diese Konzepte auch umsetzen müsse. Besser als damals sei die Sicherung der Gynäkologie in beiden Häusern. Für die FWV sah Kreisrat Heribert Fouget die Situation der Krankenhäuser bundesweit verbesserungsbedürftig. Bei den Kliniken aber habe es auch hausgemachte Probleme gegeben, die zum hohen Defizit geführt hätten. Heute sei man auf dem Weg der Besserung und mit Geschäftsführer Mischer werde an den richtigen Stellschrauben gedreht. Das Zukunftskonzept werde die Kliniken auf eine tragfähige Basis stellen. Auch Kreisrat Achim Walter (FDP) bekannte sich zu beiden Standorten und lobte das Konzept.

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