Buchen

Inklusives Theaterstück "Momo" begeisterte das Publikum in der Stadthalle

Zeitlose Botschaft unterhaltsam verpackt - Brillante schauspielerische Leistungen

03.02.2020 UPDATE: 04.02.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 41 Sekunden
Beeindruckende schauspielerische Leistungen boten die Mitwirkenden des inklusiven Theaterprojekts „(K)ein alltägliches Theater“ am Samstagabend in der Stadthalle. Hier lernt Titelheldin „Momo“ Meister Hora und seine Schildkröte Kassiopeia kennen. Fotos: Anthea Fischer

Von Anthea Fischer

Buchen. (afi) Der tosenden Beifall des Publikums war die gebührende Würdigung für die sensationellen Leistungen der Schauspieler und der Regie. Denn am Samstagabend wurde den Besuchern in der Stadthalle ein ganz besonderes Theatererlebnis geboten: Zum zweiten Mal trat "(K)ein alltägliches Theater – das inklusive Theaterensemble" in Buchen auf und begeisterte mit dem etwa 75-minütigen Stück "Momo".

Ehe das 16-köpfige Ensemble die Bühne mit ihren schauspielerischen Fähigkeiten und ganz viel Charme und Präsenz ausfüllte, begrüßte Projektleiterin Jutta Schüle die Besucher in der vollbesetzten Stadthalle. Sie bedankte sich für die Spenden, die eine zweite Spielzeit überhaupt erst möglich gemacht hätten, und betonte, dass das Engagement der Schauspieler noch viel wichtiger als das Geld sei. "Die Theaterarbeit ist wirklich viel Arbeit, erfordert Mut, die Investition von Zeit sowie Konzentration, ganz viel Leidenschaft und Freude", so die kommunale Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderung.

Hintergrund

> Das Projekt "(K)ein alltägliches Theater" gibt es seit 2017. Das erste Stück hieß "Das kalte Herz". Ziel ist die Etablierung inklusiver Theaterkunst im Landkreis und damit die Pflege einer Kultur des Respekts und der Wertschätzung. Insgesamt umfasst das Ensemble 20

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> Das Projekt "(K)ein alltägliches Theater" gibt es seit 2017. Das erste Stück hieß "Das kalte Herz". Ziel ist die Etablierung inklusiver Theaterkunst im Landkreis und damit die Pflege einer Kultur des Respekts und der Wertschätzung. Insgesamt umfasst das Ensemble 20 spielfreudige, kreative und ausdrucksstarke Menschen aus dem Landkreis.

> Mitwirkende bei "Momo": Annette Krämer – Bauarbeiterin, Peter Hartnagel – grauer Herr, Markus Mössner – Gigi, Mara Vierling – Momo, Luisa Kohlhof – Seifenbläserin, Angela Gelbarth – Seifenbläserin und Künstlerin, Annalena Frey – Managerin von Gigi und Unterstützung diverser Nebenrollen, Lea Großkinsky – Bibi-girl und Kassiopeia, Daniel Will – Beppo Straßenkehrer, Erika Glückstein – Wirtin, Karl-Heinz Sinner – grauer Herr, Eva Horsch – Meister Hora, Peter Reger – grauer Herr und Touristenführer, Eva Reger – Meister Fusi und grauer Herr, Judith Pfeifer – grauer Herr und Polizist, Beate Frey – Unterstützung diverser Nebenrollen, Alexander Kaffenberger – Regie, Ton und Licht, Vita Huber – Bearbeitung des Stücks für die Bühne, Jutta Schüle – Projektleitung. (afi)

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"Inklusion und Theater passen gut zu-sammen, denn Inklusion bedeutet Vielfalt, und das Theater benötigt eben diese Vielfalt. Zudem wird die Andersartigkeit und die Einzigartigkeit der Schauspieler auf diesem Weg kreativ genutzt", betonte Jutta Schüle. Mit dem Projekt wolle man außerdem ein Zeichen für Vielfalt , Respekt und Wertschätzung setzen.

Und das taten die Schauspieler auch. Denn wenn man nicht genau hinschaute, bemerkte man kaum, wer welche Einschränkungen hat, da der Regisseur Alexander Kaffenberger ein gutes Händchen und viel Einfühlungsvermögen bei der Rolleneinteilung bewies.

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Ganz unmittelbar setzte das Stück ein und zeigte einen Fremdenführer, der mit viel Begeisterung eine Geschichte erzählte, um das Publikum und seine Touristengruppe in die Umgebung einzuführen. Und dann war auch schon Momo da. Niemand wusste, woher sie kam, und wer sie genau ist, aber sie durfte bleiben und in den Ruinen des Amphitheaters wohnen. Schnell merken die Bewohner, dass sich Momos Anwesenheit sehr positiv auswirkt. Denn selbst wenn sich zwei in die Haare kriegten, so wie die Wirtin und der Fremdenführer, vertrugen sie sich schnell, wenn Momo in der Nähe war.

Es dauerte nicht lange, bis auch schon der erste graue Herr auftauchte und dem Friseurmeister Fusi vorrechnete, wie viel Zeit er verschwenden würde. Egal, was der Friseurmeister aufzählte, es wurde mit "Verlorene Zeit!" von dem grauen Herrn kommentiert. "Sie müssen anfangen, Zeit zu sparen. Sie müssen schneller arbeiten, sich auf das Wichtigste und Notwendigste beschränken! Die Zeit, die übrig bleibt, geben sie uns, der Zeitsparkasse. Wir zahlen dafür sogar Zinsen", so der Agent der grauen Herren.

Der graue Herr versucht die Puppe Bibigirl Momo schmackhaft zu machen, doch Momo ist klar, dass die Puppe sie nicht glücklich machen kann. Fotos: Anthea Fischer

Auch Momo versuchen die grauen Herren, um den Finger zu wickeln und ihre kostbare Zeit zu stehlen. Doch diese bleibt davon vollkommen unbeeindruckt. Denn sie erkennt: Die Bibigirl-Puppe, die der Agent als den ultimativen Glücklich-Macher darstellt, macht sie nicht glücklich. Es sind ihre Freunde aus der Stadt, die Gespräche mit ihnen und das gemeinsame Zeitverbringen, das sie glücklich machen. Frustriert verplappert sich der Agent und offenbart Momo, dass die grauen Herren den Menschen die Zeit stehlen wollen.

Während sich der Agent vor dem Hohen Gericht der grauen Herren verantworten muss, begegnet Momo der Schildkröte Kassiopeia, die Momo zu Meister Hora führt. Dieser klärt Momo auf: "Die grauen Herren haben nur die Gestalt von Menschen und sind nur deshalb entstanden, weil es die Menschen ermöglicht haben. Nur wenn sich niemand mehr die Zeit von ihnen stehlen lässt, müssen sie ins Nichts zurück."

Als Momo von Meister Hora zurückkehrt, hat sich in der Stadt alles gewandelt: Jeder ist in Hektik, keiner hat mehr Zeit für jemanden oder für Momo. Als Momo von Kassiopeia wieder zu Meister Hora geführt wird, folgen ihr die grauen Herren, da diese von Meister Hora noch mehr Zeit haben wollen. Doch dieser hat sich schlafen gelegt, nachdem er Momo erklärt hat, wie sie die Menschen vor den grauen Herren retten kann. Durch den Schlaf von Meister Hora steht die Zeit still, und somit läuft die Zeit der grauen Herren ab, wenn diese nicht zurück zu ihren Vorratsspeichern gehen. Dort befreit Momo die Zeit und rettet so die Men-schen. Meister Hora schließt das Stück mit den Worten "Die Zeit ist das Leben und das Leben wohnt in unseren Herzen" und verdeutlicht so die Botschaft des Stücks: Selbstbestimmte Zeit ist wertvoller als Profit und Gier.

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