Höpfinger Prunksitzung: Ein nicht enden wollendes Stimmungshoch
Die Prunksitzung der "Höpfemer Schnapsbrenner" bot am Freitagabend alles, was eine gelungene Faschenacht ausmacht

Die Juniorengarde der "Höpfemer Schnapsbrenner" legte einen mitreißenden Tanz auf die Bretter. Alle Fotos: Wendelin Böhrer
Höpfingen. (WB) Faschenacht pur servierten die "Höpfemer Schnapsbrenner" in einer über fünfstündigen Narrenschau in der vollbesetzten Festhalle. Beim Mitmachen, Mitsingen, Mitklatschen und Mitfreuen verging die Zeit wie im Flug. Ohne Pause und - fast - ohne Zugabe kam die Sitzung gleich in Fahrt. Nach kurzer musikalischer Einstimmung der Musikkapelle unter Dirigent Holger Dörr zog der Hofstaat der FG mit den Gastabordnungen (über 20 Vereine) unter Beifallsstürmen des Publikums auf die Bühne, angeführt von Fahnenträger Uwe Kühner und Elferrat Martin Sauer. Vorsitzender Günter Schell entbot der Narrenschar ein Willkommen, und Präsident Jürgen Farrenkopf lotste eloquent durch den stimmungsvollen Abend. Das neue Kinderprinzenpaar Prinz Firus I. und ihre Lieblichkeit Prinzessin Anna-Theresia empfing stürmischer Beifall.
Mit Stolz präsentierte Präsident Farrenkopf das aktuelle Prinzenpaar: Prinz Andreas I. und ihre Lieblichkeit, Prinzessin Vanessa, (Andreas und Vanessa Farrenkopf). Unterhaltsam und spannend schilderte die Tollitäten ihren "königlichen Werdegang" und die erfolgreiche Arbeit der Prinzenpaarsucher Günter Schell und Björn Schlie.
Dann ging es Schlag auf Schlag. Die Kindergarde der FG mit ihren 26 Aktiven (Trainerinnen Stefanie Geier und Rebecca Walter) eröffnete den Reigen der mit viel Beifall bedachten Tänze des Abends. Das Motto der putzmunteren Kinderschar: "Wir wollen Süßes". Noch nie war eine Gummibären-Show so unterhaltsam und so eine Augenweide.
Die beiden hoffnungsvollen Newcomer der "Schnapsbrenner", Jule Hauk und Marisa Schell, schafften gleich mit ihrem Debüt eine Punktlandung. Kein Vortrag im Reimformat, sondern mit den Unterhaltungsmitteln von heute: App und Rap. Ihre Smartphones waren auf Überraschungsfunktion programmiert. Ihr "Kouschen" per App brachte immer Lacher, die Übersetzungsvorschläge von "Höpfemer Ausdrücken" trafen die Lachmuskeln der Zuschauer. Beide - cool und trocken - waren wahre Volltreffer.
Wie ein Wirbelwind fegte das Tanzmariechen der "Heeschter Berkediebe" (Silja Maria Fieger) über die Bühne. Sie und Trainerin Sonja Felleisen hatten einen anspruchsvollen Tanz einstudiert.
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Der Ortsglossierer (Andreas Fürst) hatte markante ortspolitische Begebenheiten ausgemacht. Bei einer Kreistagssitzung in der recht kalten Festhalle mussten sich die Räte warm anziehen. Er unkte: möglicherweise revanchierte sich die Gemeinde mit Eiseskälte für die "Mitschuld" des Kreises beim einstigen Waldverkauf. "Ohne Holz lässt sich nicht schüren" so sein Kommentar. Von etlichen Possen (Schnarchkonzert, Stromausfall bei der Prunksitzung 2016, Mosttransport und Katzenarznei) berichtete der Ortsglossierer in wohlgesetzten Reimen. Sein Lohn: tosender Beifall.
Die adretten Mädchen der "Beeschegarde" Waldstetten (Trainerinnen Melanie Böttcher und Dorothee Wagner) begeisterten mit ihrem exakten Gardetanz. Ihnen auf dem Fuß folgten gleich vier "unverbesserliche echte Faschnachter mit Schifferklavier (Dr. Achim Brötel) und Gitarre (Peter Fieger) und mit zwei ehemals hoch prämierten Tanzmariechen (Rita Müller und Gerda Schmitt). Ihr Motto "’s ist wieder Narretreffe" lebte das Quartett aus Buche und Dürn voll aus. Ihre Fastnachtshits wurden kräftig mitgesungen, und so gelang ihnen ein anhaltendes Stimmungshoch.
Die 19 jungen Tänzerinnen der Juniorengarde der "Schnapsbrenner" (von Laura Burger und Anna Kuhn trainiert) ernteten verdienten Applaus für einen eleganten, exakten Gardetanz.
Dann machte Nachtwächter Andreas Poser von den "Großheubacher Böhner" Station in der "Quetschehalle". Die Gäste im Saal hatten ein ergänzendes Reimwort zu einem vorgegebenen Text zu finden, was mit Begeisterung praktiziert wurde. Die Schautanzgruppe Glashofen veranschaulichte tänzerisch mitreißend, was so alles abläuft, wenn es heißt "Ah, die Post ist da" (Leitung: Maren Schmidt).
Wolfgang König, ein in vielfacher Weise unverzichtbares Büttenass der "FG", verriet aus eigener Erfahrung, was so alles geschieht, wenn ein "Schnapsbrenner" in Urlaub geht. Sein Vortrag lebte von Missverständnissen und Insiderwissen aus dem Rathaus. Als "Kreuzfahrer" erwies er sich auf seiner "Queen Mary" wieder als echter "King-König der Bütt". Die Prinzengarde der "Schnapsbrenner" unter Leitung von Carmen Gerig und Franziska Knecht erwies sich als "Hingucker". Hut ab vor diesem perfekten Auftritt.
"Rotschi", ein Phänomen, ein Fastnachter vom Scheitel bis zur Sohle, setzte als Allrounder wieder seine vielseitigen Talente gezielt ein als dichtender Sänger und als singender Dichter. Diesmal kam er als "Eiermann". Und wie schon beim Theater entpuppte er sich als faszinierendes Original mit liebenswertem Hang zum Ortskolorit. Seine Themen sind universell, endlos und unvergleichlich, kein Wunder, dass sich das Publikum nach fast einer Stunde noch lange nicht von seinem Unterhaltungstalent verabschieden wollte. Viele nie vergessene, vor Jahrzehnten bereits kreierten Lieder von und über sein geliebtes "Höpfi" erlebten eine Renaissance. Alte Lieder im neuen Kontext. Persönlich dabei sein Appell: Alle sollten am gleichen Brunnen ziehen und noch persönlicher fiel die Ode des frischgebackenen Opas an seine Enkelin bei seinem "Lied für das Linchen" aus.
Mit einer perfekten tänzerischen Vorführung setzte die gemischte Schautanzgruppe den Schlusspunkt hinter eine überaus unterhaltsame Prunksitzung mit dem Auftritt zum Thema: "Expedition ins Eis" unter der Regie von Saskia Berberich, Tamara Burger und Mona Streckert. Der Faschnachtshit "Höpfi, Höpfi" war dann beim großen Finale noch das musikalische Sahnehäubchen.