Hardheimer Nike-Stellung soll Gewerbepark werden
Die Hollerbach-Gruppe möchte Hollerbach-Bau und E. Müller in früherer US-Kaserne ansiedeln. Es gibt noch weitere Interessenten für die Ansiedlung auf dem Areal.

Hardheim. Das Thema "Konversion" beschäftigt die Entscheidungsträger in der Erftalgemeinde seit Monaten. Während die Zukunft der Carl-Schurz-Kaserne und des Materiallagers nach wie vor offen ist, gibt es überraschende und erfreuliche Kunde von einem weiteren Konversionsgelände: In der ehemaligen Nike-Stellung soll nun doch ein Gewerbegebiet entstehen. Der Eigentümer des Geländes, die Hardheimer Hollerbach-Gruppe, möchte dort die beiden Firmen Hollerbach-Bau und E. Müller ansiedeln. Noch in diesem Jahr soll, so die Pläne von Antonia und Max Hollerbach, die erste Halle errichtet werden.
31 Jahre lang, von 1961 bis 1992, war die Nike-Stellung von der US-Armee genutzt worden. Im Mai 1999 verkaufte die Gemeinde die frühere Kaserne an die Hollerbach-Gruppe. Die damaligen Pläne für das 7,5 Hektar große Gelände sahen vor, dass Hollerbach dort seine an mehreren Standorten in Hardheim und Waldstetten verstreuten Firmen zusammenzieht.
Doch daraus wurde nichts, obwohl zwischenzeitlich bereits ein Bebauungsplanentwurf für das Gewerbegebiet "Hafengrube" erstellt worden war. Zunächst stoppte die Wirtschaftskrise das Vorhaben, anschließend sorgte die zunehmend internationale Ausrichtung der Unternehmensgruppe dafür, dass die Pläne in der Schublade verschwanden. "Unsere Geschäftstätigkeit expandierte immer weiter Richtung Osten, so dass wir für unsere Kunden dort auch präsent sein mussten", blickt Firmengründer Arnold Hollerbach zurück. Aus diesem Grund wurde eine Produktionsstätte in Ungarn aus der Taufe gehoben.
Die Expansion im Osten ging aber keineswegs zu Lasten des Stammsitzes in Hardheim - im Gegenteil. Aus damals 140 Arbeitsplätzen in der Erftalgemeinde sind heute 300 geworden. Die Nike-Stellung wurde aber nur zum Lagern von Baumaterial und - seit kurzem - als Unterstellplatz von Fahrzeugen genutzt. Der einzige größere Neubau auf dem Areal ist im Besitz der Göbel-Gruppe.
Dass das Areal nun, 15 Jahre nach dem Erwerb, doch noch aus dem Dornröschenschlaf erwachsen soll, liegt auch an der vor einem Jahr erfolgten Übernahme der Firma E. Müller (vormals Rinschheim). "Dies hat uns den Anstoß gegeben, uns wieder intensiver mit der Nike-Stellung zu beschäftigen", sagt Inhaber Max Hollerbach. Der Tiefbau-Spezialist E. Müller wurde zunächst bei Hollerbach-Bau in der Hans-Scheibel-Straße angesiedelt. Der zur Verfügung stehende Platz reicht - auch auf Grund der positiven Entwicklung der gesamten Firmengruppe - nicht mehr aus. Die Platzprobleme sollen nun in der Nike-Stellung gelöst werden.
"Wir sind froh, dass es mit dem Bebauungsplanentwurf aus dem Jahr 2002 bereits eine Grundlage für die Planungen gibt", erklärt Antonia Hollerbach. Einen 4,5 Hektar großen Abschnitt im unteren und mittleren Bereich der ehemaligen Kaserne möchte die Unternehmensgruppe künftig selbst nutzen.
Vorgesehen ist zunächst der Bau einer 2000 Quadratmeter großen Produktionshalle (Werkstatt) und einer zweiten Unterstellhalle. Diese beiden Hallen sollen von Hollerbach-Bau und E. Müller genutzt werden. Außerdem werden Lagerflächen für die Baumaterialien geschaffen In einem zweiten Bauabschnitt sollen die Büros folgen. Bis zu drei Millionen Euro möchte Hollerbach in der Nike-Stellung investieren.
Außerdem gibt es weitere Interessenten: Wie bereits berichtet, plant die Firma Volk (Oberkessach), sich auf einem 1,5 Hektar großen Grundstück im oberen Abschnitt der Nike-Stellung (Richtung Wald) niederzulassen. Vorgesehen sind eine Produktionsstätte zur Holzverarbeitung und ein Bürogebäude. Derzeit wird ein Bauantrag vorbereitet. Daneben gebe es einen weiteren Interessenten für eine ähnlich große Fläche.
Dass es in Hardheim - wie zuvor in Buchen und Walldürn - Widerstand gegen die Ansiedlung der Firma Volk geben wird, ist nicht auszuschließen, auch wenn Arnold Hollerbach versichert, dass die baurechtlichen und immissionsschutzrechtlichen Vorschriften selbstverständlich eingehalten würden.
Entscheidend für die Akzeptanz des Gewerbegebiets "Hafengrube" bei den Anwohnern wird aber sein, dass die Verkehrsführung geändert wird. Bislang rollt der Schwerlastverkehr durch die Wohngebiete. "Hier wird sich auf jeden Fall etwas tun", verspricht Bürgermeister Heribert Fouquet, "denn wir wollen die Bewohner nicht belasten."
So sollten Lkw künftig nur noch über die Querspange geleitet werden. Und mittelfristig sollten auch die Pläne für eine zweite Querspange umgesetzt werden, die Teil der 1999 geschlossenen Vereinbarung zwischen Gemeinde und Hollerbach ist. Diese Straße soll oberhalb der Asylbewerberunterkunft beginnen und auf die L 508 nach Rüdental führen. Damit wäre eine adäquate Erschließung des neuen Gewerbegebiets sichergestellt.
Dies ist derzeit aber noch Zukunftsmusik. Zunächst muss sich der Gemeinderat mit dem Bebauungsplan beschäftigen, um die Weichen für die vorgesehenen Ansiedlungen zu stellen. Für die Hollerbach-Gruppe würde sich nach 15 Jahren ein Kreis schließen, wie Antonia Hollerbach unterstreicht: "Wir sind einfach Hardheimer, und mein Bruder und ich freuen uns, dass wir hier das fortführen können, was unser Vater begonnen hat."
Ein Kreis würde sich auch für Bürgermeister Fouquet schließen. Der Verkauf der Nike-Stellung an Hollerbach war eines der ersten Großprojekte als Hardheimer Gemeindeoberhaupt. Wenn es ihm nun gelänge, am Ende seiner 16-jährigen Amtszeit die Weichen für die Nutzung des Geländes zu stellen und eine Stärkung des Hollerbach-Stammsitzes zu erreichen, wäre dies für ihn ein perfekter Abschluss. Und die erste Hardheimer Konversion hätte ein gutes Ende gefunden.



