Grünes Licht für den Lang-Lkw im Nordosten Baden-Würrtembergs

Das Bundesverkehrsministerium hat die Strecke von Krautheim zur Autobahn-Anschlussstelle Boxberg für die überlangen Lastzüge freigegeben

17.06.2016 UPDATE: 18.06.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden

"Gigaliner" und Co. haben in der Region (noch) Seltenheitswert. Seit kurzem darf der Lang-Lkw der Krautheimer Spedition Rüdinger direkt vom Logistikzentrum an der Jagst aus zum Autobahn-Anschluss Boxberg starten. Foto: Gassenbauer

Krautheim/Ravenstein. (bg) Eindrucksvolle 25 Meter Länge und damit gut sechs Meter mehr als ein herkömmlicher Lastzug misst der Lang-Lkw, den die Krautheimer Spedition Rüdinger seit März im Einsatz hat. Sie gehört damit zu den bislang vier Unternehmen in Baden-Württemberg, die die - durchaus umstrittenen - überlangen Fahrzeugkombinationen in einem Feldversuch testen. Fahren durfte der siebenachsige Truck aus dem Jagsttal bisher allerdings ausschließlich auf der Autobahn, was jedes Mal aufwändige Vorbereitungen nötig machte und wenig wirtschaftlich war. Jetzt ist der Start direkt vom Logistikzentrum in Altkrautheim möglich, nachdem das Bundesverkehrsministerium eine Strecke zur BAB-Anschlussstelle Boxberg ins sogenannte "Positivnetz" aufgenommen hat.

Die Entscheidung "bedeutet ein Plus für die Umwelt und für unsere Wirtschaftlichkeit", freut sich der Unternehmer Roland Rüdinger über die Nachricht aus Berlin, auf die er sehnlichst gewartet hat. Denn: Zwar seien die Testfahrten auf der Autobahn seit Anfang März allesamt positiv verlaufen. Mit der ökologischen Bilanz und der Wirtschaftlichkeit habe es aber noch gehakt. Grund: Fahren durfte der 25 Meter lange Lastzug aus Krautheim nur zwischen der Anschlussstelle Boxberg und Fulda auf der A 81 und A 7.

Das bedeutete, das bislang zwei einzelne Fahrzeuge vom Logistikzentrum in Altkrautheim aus auf einen Parkplatz an der A 81 geschickt werden mussten: Zugmaschine und der separat antransportierte Auflieger, der mittel "Dolly" angehängt wird, durften dort erst zum Lang-Lkw zusammengekoppelt werden.

Das ist nun vorbei, denn mit der beantragten Aufnahme einer Strecke zur BAB-Anschlussstelle Boxberg ins sogenannte "Positivnetz" durch das Verkehrsministerium kann der Spediteur sein überlanges Fahrzeug jetzt direkt vom Betriebshof aus auf die Straße schicken. In die Liste der für Lang-Lkw für einen Feldversuch freigegebenen Strecken wurde mit der sechsten Änderungsverordnung des Ministeriums nun die Route von Altkrautheim über Neunstetten nach Schwabhausen und über die B 292 zur A-81-Anschlussstelle aufgenommen.

Damit sind die Ballenberg und Merchingen lautgewordenen Befürchtungen gegenstandslos, Krautheimer "Gigaliner" könnten fortan auf der Durchfahrt bzw. zwischen den beiden Gemeinden für Verkehrsprobleme sorgen, weil davon ausgegangen worden war, sie würden den Anschluss Osterburken nutzen. Bedenken waren u.a. im Ortschaftsrat Ballenberg vorgebracht worden.

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Solcherart Befürchtungen seien, wie Roland Rüdinger gegenüber der RNZ unterstrich, ohnehin unbegründet gewesen. Denn einerseits habe eine Umweltschutzorganisation mit der Behauptung, dass künftig Lang-Lkw durch die beiden Ravensteiner Ortsteile rollen, eine Falschinformation verbreitet. Zum anderen sei es in der Regel so, dass es mit Lang-Lkw überall dort keine Probleme gebe, wo auch ein herkömmlicher Lastzug fahren könne.

Für Rüdinger gibt es keine Zweifel daran, dass der Einsatz von Gigaliner, Euro-Combi-Fahrzeuge und Co. ökonomisch und ökologisch sinnvoll ist. Lang-Lkw, die die Höhe und Breite wie herkömmliche Fahrzeuge haben, aber gut sechs Meter länger sind, hätten 50 Prozent mehr Transportvolumen, verbrauchten aber nur 20 Prozent mehr Sprit, rechnet der Unternehmer vor. Und weil Lang-Lkw wie ihre herkömmlichen Pendants höchstens 40 Tonnen auf die Waage bringen dürfen, seien sie straßenschonender, da sich das Gewicht auf sieben anstatt auf fünf Achsen verteile.

Aktuell sind deutschlandweit 145 Lang-Lkw von 56 Unternehmen am Feldversuch des Bundesverkehrsministeriums beteiligt, der wissenschaftlich begleitet wird. Eines der Ergebnisse des Zwischenberichts der Wissenschaftler: Zwei Lang-Lkw können drei reguläre Fahrzeuge ersetzen. "Damit stehen Lang-Lkw für ein Stück Verkehrsentlastung auf den Autobahnen", folgert Rüdinger, der an den Einsatz weiterer solcher Fahrzeuge denkt - durchaus auch vom Regionalen Industriepark Osterburken (RIO) aus, wo die momentan insgesamt 140 Lkw und 250 Mitarbeiter zählende Krautheimer Spedition derzeit in unmittelbarer Autobahnnähe drei Lagerhallen baut.

Nach den Regeln für den Feldversuch, der zunächst bis Ende 2016 läuft, müssen Lang-Lkw gegenüber normalen Lastern erhöhte technische Anforderungen erfüllen und u.a. über ein elektronisch gesteuertes Bremssystem, automatische Abstandsregelsysteme und ein Kamerasystem am Heck verfügen.

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