Fortschritte bei der Oberflächenabdichtung auf der Deponie Sansenhecken

Nach einer Bauzeit von rund zwei Jahren wird eine Fläche von 3,5 ha oberflächenabgedichtet sein. Bereits seit rund einem Jahr sind verschiedene Spezialunternehmen mit dieser großen Aufgabe beschäftigt.

06.05.2014 UPDATE: 06.05.2014 06:00 Uhr 2 Minuten, 37 Sekunden
Dieser Tage informierten sich Landrat Dr. Achim Brötel und Kreiskämmerer Michael Schork (2. und 3. von links) über die umfangreichen Bauarbeiten aus der Deponie Sansenhecken, die von AWN-Geschäftsführer Dr. Mathias Ginter, technischen Leiter Harald Schäfer und Deponieleiter Hubert Kieser erläutert wurden. Rund 3,5 ha Deponieoberfläche sollen abgedichtet werden. Foto: Martin Hahn
Buchen. (mh) Moderne Deponien haben mit den alten "Schuttplätzen", von denen es vor der Kreisreform 1972 im Neckar-Odenwald-Kreis fast 200 gab, nichts mehr gemeinsam. In der heutigen Zeit sind dies aufwendige technische Bauwerke mit der Aufgabe, vorhandene Schadstofffraktionen ohne Gefahr für Mensch und Umwelt aus dem Stoffkreislauf auszuschleusen - und zwar auf Dauer.

Die Kreismülldeponie Sansenhecken ist seit 1983 in Betrieb. Bis 2005 wurde dort neben Bauschutt und Gießereisanden auch Gewerbe- und Hausmüll abgelagert. Seit 2005 Jahr dürfen aufgrund geänderter gesetzlicher Vorgaben nur noch mineralische und inerte Abfälle deponiert werden. Haus-, Sperr- und Gewerbemüll werden in großen Einheiten zu externen Entsorgungseinrichtungen, das sind sowohl Sortier- als auch Verbrennungsanlagen, transportiert.

Aus Umweltschutzgründen wurde damals die Einlagerung von organischen Material auf Deponien verboten: Bei der anaeroben (ohne Sauerstoff) Vergärung von organischem Material, also z. B. Küchenabfälle, entsteht Methangas, das um den Faktor 21 klimaschädlicher ist als CO2. Dies ist auch ein Grund dafür, dass die deutsche Abfallwirtschaft in den vergangenen Jahren im Vergleich zu anderen Branchen die größte spezifische Treibhausgas-Minderung erreichen konnte.

In die bis 2005 aktiven Einbaubereiche wurde der angelieferte Müll verdichtet eingebaut, abschließend mineralisch abgedeckt und begrünt. Gemäß der bundesweiten Deponieverordnung, die im Übrigen immer wieder fortgeschrieben und dadurch auch meist strenger wird, muss Müll "eingekapselt" werden. Somit muss also neben der ohnehin vorhandenen Abdichtung nach unten ins Erdreich auch nach oben abgedichtet werden. Durch diese sehr aufwendige Maßnahme wird das Eindringen von Sickerwasser und Gasemissionen verhindert.

Bereits seit rund einem Jahr sind verschiedene Spezialunternehmen mit dieser großen Aufgabe beschäftigt: Nach einer Bauzeit von rund zwei Jahren wird eine Fläche von 3,5 ha oberflächenabgedichtet sein. Die Gesamtkosten sind mit über drei Millionen Euro veranschlagt. Abgedeckt werden hier ca. 1,3 Mio. Kubikmeter verdichteter Müll, der sich über die Jahre zu einem rund 20 Meter hohen abgedeckten Berg aufgetürmt hatte.

Die Deponie ist mit Sickerwasser-Sammelleitungen ausgestattet: Das anfallende Sickerwasser wird in der Sickerwasser-Aufbereitungsanlage gereinigt und über eine Druckleitung in Kläranlage nach Buchen gepumpt. Der aufkonzentrierte "Rest" gelangt mit Tanklastern zu Spezialfirmen. Genauso wird über ein Gasleitungssystem vorhandenes Deponiegas abgesaugt und in einem Gasmotor verstromt.

Da aber seit fast zehn Jahren kein organisches Material mehr abgelagert wird, fällt auch immer weniger Gas an. Vor diesem Hintergrund wurde der Gasmotor bereits durch einen kleineren Motor ersetzt. Der auch einen Beitrag zum Umweltschutz leistet: Mit einer jährlichen Ausbeute von rund 700.000 kWh Strom wird hier elektrische Energie für umgerechnet 700 Einwohner geliefert.

Acht verschiedene Schichten sind für die Oberflächenabdichtung einer Deponie notwendig: Auf die bisher vorhandene mineralische Abdeckung folgt eine Gasdrän- und Stützschicht aus aufbereiteter Müllverbrennungsschlacke, die aufgrund ihrer Schwarzanthrazitfarbe an einen "Lanzarote-Strand" erinnert. Die darauf folgende feine mineralische Auflageschicht bildet das Bett für die weiße Geosynthetische Tondichtungsbahn (GTD), eine Art dichtes Flies. Darauf kommt die extrem stabile schwarze Kunststoffdichtungsbahn (KDB), die 2,5 mm stark und wasser- und gasdicht ist. Zum Schutz dieser Bahn von oben folgt ein weißes Schutzflies, dann eine Entwässerungsschicht aus Kies, danach ein weiteres Schutzflies. Zum Schluss folgt ein 2,5 Meter starker Rekultivierungsboden, der dann bepflanzt werden soll.

Dieser Aufwand lässt erahnen, dass es hier deutschlandweit nur sehr wenige Spezialfirmen gibt, die über das notwendige Know-how verfügen. Die Überwachung und Dokumentation der erledigten Arbeiten nimmt einen sehr wichtigen Platz ein und durch die Aufsichtsbehörde, das Regierungspräsidium in Karlsruhe überwacht. Die ausführende Baufirma aus Oberstdorf im Allgäu hat für die sogenannte "Eigenüberwachung" ein externes Ingenieurbüro beauftragt. Für jedes weitere Gewerk sind für die externe Fremdüberwachung weitere Fachleute und Prüfer vor Ort.

Da kann es dann schon mal vorkommen, dass bei komplizierten Arbeiten wie der Verschweißung der schwarzen KDB mehr Prüfer als Handwerker zu Gange sind. Hier werden beispielsweise die parallel verlaufenden Nähte - die Verbindung der aneinander anstoßenden Bahnen wird mithilfe eines speziellen Schweißgerätes mit rund 300°C Arbeitstemperatur durchgeführt - durch einen Überdruck von fünf bar im "Schweißkanal" auf Dichtigkeit geprüft. Mit dabei waren neben den Prüfern für das Material die Prüfer für die Ausführung der Schweißnähte, über allem "schwebte" das Regierungspräsidium. Dieser Aufbau wurde auf einem rund 15 Meter breiten und 30 Meter langen Versuchsfeld aufgebaut und kontrolliert.

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