Kämpfen für "Herzmomente"
Der Verein hilft Tieren in Not – Ein verletzter Fuchs wurde in Obhut genommen – Geglückte Rettungen entlohnt die Helfer für ihren Einsatz

Mit viel Liebe und Herzblut päppeln Tierretter derzeit einen verletzten Fuchs wieder auf. Passanten hatten ihn an der B 27 gefunden. Foto: Stefanie Krämer
Von Ramona Link
Buchen. Einen offensichtlich verletzten Fuchswelpen haben Passanten in der Nacht auf den 4. Juni an der Bundesstraße 27 bei Walldürn gefunden. Das Tier hinkte und hob dabei seine linke Vorderpfote. Daraufhin verständigten die Zeugen sofort die Tierrettung. Diese sprach sich zunächst mit dem Jäger und der Polizei ab, da eine Rettung ansonsten unter die Kategorie der Wilderung fallen würde. Nachdem beide Seiten zustimmten, nahm Stefanie Krämer von der Tierrettung Buchen und Umgebung den sechs bis acht Wochen alten Fuchs in ihre Obhut und brachte ihn direkt zum Tierarzt.
Bei der medizinischen Untersuchung stellte dieser leider einen Bruch leicht oberhalb des linken Ellbogens fest. Muss der kleine Patient nun operiert werden oder muss er einen Gips tragen?
Wie die Mitarbeiter der Tierrettung berichteten, kam eine 1500 Euro teure Operation nicht in Frage. "Auch ein Gips ist eine heikle Angelegenheit, da das Wildtier noch im Wachstum ist und es beim häufigen Wechsel des Gipses nicht stillhalten würde", betonte Stefanie Krämer, die Ziehmutter des Welpen. Daher riet der Arzt, den kleinen Patienten zunächst in einem engen Raum mit wenig Bewegungsfreiheit aufzupäppeln. Dadurch schone der Fuchs automatisch das gebrochene Bein. Die Heilungschancen seien viel größer als in der Wildnis.
Kann der Fuchs nach der fürsorglichen Pflege wieder auf allen vier Beinen stehen, so muss er nochmals zu einer Nachkontrolle beim Tierarzt. Wenn diese gut verläuft, darf der Fuchswelpe in einen Wildpark oder eine Auffangstation ziehen. Dort wird er in einem möglichst artgerechten Lebensraum weiter heranwachsen. An das Leben in der Wildnis wird sich der kleine Fuchs mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr anpassen können. Durch das Füttern kann er seinen Jagdinstinkt nicht weiterentwickeln, das Überleben in der freien Natur ist unmöglich. Ein Haustier wollen die Mitglieder der Tierrettung Buchen und Umgebung trotzdem nicht aus dem kleinen Patienten machen: Er soll als Wildtier leben.
Der Verein widmet sich aber auch noch weiteren Aufgaben. Die Mitglieder pflegen also nicht nur verletzte oder zurückgelassene Tiere, bis diese wieder alleine überleben können. Sie suchen auch oftmals die Familien von gefundenen und aufgesammelten Haustieren. Hierbei sind vor allem bei Hunden und Katzen Chips unter der Haut sehr hilfreich, da die Vereinsmitglieder die Daten der Herkunft auslesen können. Letztlich helfen die Mitglieder auch per Telefon bei brennenden Fragen.
Das Ziel, Tieren aus der Region zu helfen, führte zur Gründung dieser Organisation. Zudem hatten die Gründungsmitglieder auch große Vorbilder - wie beispielsweise die Tierrettung Rhein-Neckar, die sich diesen Aufgaben in großem Aufgebot widmet.
Mit diesem Ziel vor Augen schlossen sich anfangs sechs Personen zusammen, darunter auch die Vorsitzende Diana Schwind. Sie starteten gemeinsam die ersten Versuche, Tiere in Not zu retten. Nach ersten Erfolgen kam der Gedanke auf, ein öffentlicher, gemeinnütziger Verein zu werden. Seit März 2016 sind neun aktive Mitglieder im Verein tätig.
Neben diesen Beteiligten gibt es auch noch einige passive Mitglieder, die ausschließlich für die Pflege der Tiere verantwortlich sind. Hierbei ist es wichtig, sehr viel Zeit zu Hause zu verbringen, da zum Beispiel Vögel alle zwei Stunden frische Nahrung benötigen. Bei der Organisation ist es hilfreich, wenn die freiwilligen Helfer unterschiedliche Arbeitszeiten haben oder Rentner sind, da diese Tiere rund um die Uhr füttern können. Der Verein verlässt sich auf freiwillige und ehrenamtliche Helfer, die viel Freizeit für die Rettung der Tiere opfern.
Die Finanzierung baut sich auf Spenden auf. Eine große Hilfe sind hierbei die sozialen Netzwerke wie Facebook oder WhatsApp. Die Mitglieder verständigen sich untereinander per Kurznachrichten und veröffentlichen auf Facebook aktuelle Pflegefälle. Dadurch gewinnt der Verein neue Mitglieder, die am Wohlergehen der Tiere interessiert sind. Zudem arbeitet die Tierrettung eng mit der Polizei, Tierarztpraxen, weiteren Tierrettungsvereinen und Tierschutzbehörden zusammen.
Letztendlich ist es auch immer wieder ein schöner Augenblick, die gesund gepflegten Tiere wieder in ihre Freiheit ziehen zu lassen. Diese "Herzmomente" sind es auch, weshalb die Helfer immer wieder von Neuem für die Tiere kämpfen und sich den kommenden Herausforderungen stellen.
Damit andere an ihrer Freude teilhaben können, halten sie solche Augenblicke regelmäßig mit der Kamera fest. Für das Fortbestehen des jungen Vereins kämpfen die Mitglieder mit Herzblut und Leidschaft. Mit dieser positiven Einstellung blicken auch die Vorsitzende Diana Schwing und Kassenwartin Stefanie Krämer in die naheliegende Zukunft und hoffen, auch weiterhin vielen Tieren helfen zu können.



