Buchen/Mosbach: NOK-Chefarzt geht "glücklich und zufrieden"

Dr. Klaus Hahnfeldt wird heute in den Ruhestand verabschiedet - In seiner Zeit als Chefarzt wurden 17.500 Babys geboren

30.03.2017 UPDATE: 31.03.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 44 Sekunden

Der kleine Timo - hier mit Mutter Jasmin Krug - ist eines von 17 500 Babys, die in der Ära von Chefarzt Dr. Klaus Hahnfeldt in den Neckar-Odenwald-Kliniken in Buchen und Mosbach auf die Welt gekommen sind. Foto: Rüdiger Busch

Von Rüdiger Busch

Buchen/Mosbach. Mehr als 2000 Geburten hat er selbst betreut, unzähligen Patientinnen in ungemein schweren sowie unvergesslich schönen Momenten beigestanden und die Entwicklung der Neckar-Odenwald-Kliniken mit großem persönlichen Einsatz über 26 Jahre positiv begleitet. Am heutigen Freitag geht der Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Klaus Hahnfeldt, in Ruhestand. Wir haben mit dem 63-Jährigen, der drei erwachsene Kinder und sieben Enkelkinder hat, über seine Zeit in Buchen und Mosbach gesprochen.

Mit welchen Gefühlen werden Sie heute Ihren Schreibtisch ausräumen?

Vielleicht werde ich dann wehmütig - bislang bin ich es noch nicht. Alles hat seine Zeit im Leben, und es ist ein schönes Gefühl, dass die Zeit der Arbeit nun endet und ich einen neuen Lebensabschnitt angehen kann. Ich gehe glücklich und bin zufrieden mit dem, was wir gemeinsam erreicht haben.

Wie fällt der Rückblick auf 26 Jahre Chefarzt in Buchen aus?

Natürlich positiv. Der Beruf erfüllt mich bis heute. In keinem Bereich liegen Freud und Leid so eng beieinander wie in der Gynäkologie, wo man als Arzt viele bewegende Momente miterlebt: von der Geburt bis zur Begleitung beim Abschied.

Neben der Arbeit mit den Patientinnen mussten Sie als Chefarzt auch viele administrative Aufgaben übernehmen. Wo lagen die Herausforderungen beim Leiten der gynäkologischen Stationen an zwei Standorten?

Zunächst einmal habe ich es 2012 als meine Pflicht angesehen, die Leitung der Abteilung in Mosbach mitzuübernehmen, was natürlich noch einmal deutliche Mehrarbeit bedeutete. Ich habe in meinem Leben aber die Erfahrung gemacht, dass man Arbeit am besten bewältigt, wenn man dabei Freude empfindet - ansonsten droht ein Burnout. Ich habe immer Freude empfunden und auch immer viel zurückbekommen.

Wie viele Geburten gab es in den 26 Jahren Ihres Wirkens?

Aus Anlass meines Abschieds habe ich genau nachgezählt: Es waren 17.510. Rund 2000 davon habe ich selbst betreut.

Wie hat sich Ihr Beruf in diesen 26 Jahren verändert?

Sehr! Am meisten hat sich die Position des Chefarztes gewandelt. Als ich angefangen habe, war es ein Traumberuf für junge Ärzte, und entsprechend groß war die Zahl der Bewerber. Heutzutage bleiben Chefarztstellen unbesetzt. Dies liegt auch daran, dass die Belastung und Verantwortung für Chefärzte gigantisch gewachsen ist. Auf der anderen Seite hat der medizinische Fortschritt erfreulicherweise dafür gesorgt, dass man heute viel besser helfen und mehr Patienten heilen kann.

Die Fortschritte in der Medizin stellen aber mitunter ein zweischneidiges Schwert dar.

Das ist richtig. Das Thema Berufsethos war mir immer wichtig - im Umgang mit den Patienten, mit sterbenden Menschen, aber auch im Umgang mit ungeborenem Leben. Darf der Mensch alles, was er kann? Diese Frage beschäftigt mich beim Blick auf Themen wie Genanalysen im Mutterleib, lebensverlängernde Maßnahmen oder auch beim so genannten Social Freezing, dem Einfrieren von unbefruchteten Eizellen ohne medizinischen Grund. Von daher bin ich nicht ganz unglücklich darüber, dass ich mich mit manchen Fragen nicht mehr beschäftigen muss.

Sie haben eine besondere Beziehung zur Kunst und fördern auch Kunstausstellungen im Krankenhaus. Wie kam es dazu?

Es ist die Freude am Schönen. Das Krankenhaus ist ein guter Ort für Kunst, ein Gegenpol zum Geordneten und Sterilen.

Hatten Sie schon Kontakt mit Ihrem Nachfolger Winfried Munz?

Ja, wir arbeiten seit 1. März parallel und verbringen viel Zeit miteinander. Ich übergebe ihm Patientinnen und helfe ihm beim Einarbeiten. Aber daneben muss er seinen eigenen Weg finden, und ich bin sicher, dass er auch neue Akzente setzen wird.

Wie bewerten Sie die Chancen der Neckar-Odenwald-Kliniken in einem immer schwieriger werdenden Umfeld?

Ich wünsche den Kliniken, für deren Erhalt ich immer gekämpft habe, eine gute Entwicklung und vor allem das nötige Glück. Ich bin aber sehr optimistisch, dass die Kliniken eigenständig bleiben werden, da sie gut aufgestellt sind.

Wie wird Ihr Tagesablauf im Ruhestand aussehen?

Zunächst einmal freue ich mich, wieder Herr über meine eigene Zeit zu sein. Ich werde für einige Wochen mit Vertretungsdiensten aushelfen. Und danach? Es gibt noch eine lange Liste mit Aufgaben für mich: Haus und Garten habe ich in den letzten Jahren doch vernachlässigt! Ich möchte mich zudem verstärkt um meine Familie kümmern und dann schauen, was kommt ...

Info: Den neuen Chefarzt Winfried Munz können werdende Eltern beim Vortrag am "Tag der offenen Tür" am Standort Mosbach am Sonntag, 2. April, um 15.30 Uhr kennen lernen. Am 27. April spricht er um 19 Uhr in Mosbach zum Thema Brustkrebs.

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