Buchen: Klinik-Politik sorgt für neuen Zündstoff
Orthopäde Dr. Löwe aus Walldürn vor Wechsel ins künftige Buchener Ärztehaus? - Verträge noch nicht rechtskräftig - Kritik wird laut

"Es muss inhaltlich und wirtschaftlich sinnvoll sein", sagte Landrat Dr. Achim Brötel gestern zum Thema "Niederlassung von Fachärzten im Buchener Ärztehaus". Immer wieder ist zu hören, dass Ärzte mit beträchtlichen finanziellen Beträgen geködert werden sollen, damit ihre fachärztliche Zulassung ans Ärztehaus übergeht. "Das ist völliger Quatsch, da sind reine Fantasiebeträge im Umlauf", unterstrich der Vorsitzende des Aufsichtsrates.
Landrat Dr. Brötel bestätigte, dass es eine Reihe von Gesprächen zwischen Geschäftsführer Andreas Duda und diversen Medizinern gegeben hat. "Ich habe an keiner einzigen Verhandlung mit den Ärzten teilgenommen", versicherte der Landrat. Die Initiative für diese Verhandlungen sei dabei stets von den Medizinern und nicht von den Neckar-Odenwald-Kliniken ausgegangen, hob Dr. Brötel hervor.
Vor allem aus Walldürn und Hardheim wird aber Kritik laut: "Aus Sicht des Krankenhausverbandes Hardheim-Walldürn kann ich es nicht gutheißen, wenn der Geschäftsführer der Neckar-Odenwald-Kliniken in unserem Revier wildert!" Hardheims Bürgermeister Heribert Fouquet findet deutliche Worte. Sollte Dr. Löwe Walldürn verlassen, verliere der Verband nicht nur einen Mieter, sondern einen Facharzt, der für beide Standorte - Geriatriezentrum und Krankenhaus - wichtig sei. Und ein Nachfolger zu finden, sei äußerst schwierig. Dr. Löwe operiert außerdem am Krankenhaus Hardheim und ist ein Eckpfeiler des dortigen ärztlichen Konzepts.
Ihn wundere vor allem, dass es bereits unterschriebene oder unterschriftsreife Verträge gebe, obwohl der Aufsichtsrat noch gar nicht darüber entschieden habe, unterstreicht Fouquet. Geschäftsführer Duda habe wohl mit den Ärzten die entsprechenden Verträge abgeschlossen - vorbehaltlich der Zustimmung des Aufsichtsrats.
Der Vorsitzende des kommunalen Krankenhausverbandes mag nicht glauben, dass die niedergelassenen Ärzte von sich aus auf Andreas Duda zugegangen sind: "Das kann ich mir nicht vorstellen." Aus Arztsicht sei es durchaus nachvollziehbar, ein solches Angebot anzunehmen. "Aber in der derzeitigen Situation der Kreiskliniken ist es nicht möglich, Ärzte für Geld anzuwerben", bekräftigt Fouquet. Erst recht nicht, wenn dem benachbarten Krankenhausverband dadurch ein beträchtlicher Schaden entstehe. Schließlich werden auch die Mitgliedskommunen des Verbandes das Millionen-Defizit der Kreiskliniken über die Kreisumlage auffangen müssen.
"Jeder, der für die Neckar-Odenwald-Kliniken Verantwortung trägt, muss versuchen, diese Pläne zu verhindern", erklärt Fouquet mit Blick auf die finanzielle Situation: "Ich warne davor, weiteres Geld in die Hand zu nehmen!" Es sei fraglich, ob sich die zu erwartenden Kosten für Arztsitz und Gehalt amortisieren. Fouquet hat Kontakt zu seinem Walldürner Amtskollegen Markus Günther aufgenommen: "Gemeinsam wollen wir erreichen, dass Dr. Löwe bleibt."
Der Landrat zeigte großes Verständnis dafür, dass das alles keine große Freude im Krankenhausverband Hardheim-Walldürn auslöst. Er selbst habe bei der ersten Behandlung des Themas am 27. Juni im Aufsichtsrat darauf gedrungen, dass Andreas Duda zuerst den kompletten Sachverhalt grundlegend inhaltlich aufarbeitet, ehe darüber überhaupt beraten und entschieden werden kann. Dies habe das Kontrollgremium, so Dr. Brötel, auch einstimmig beschlossen. Eine Aufarbeitung stünde im übrigen noch immer aus. Doch durch das Finanzdesaster stünde das Thema "momentan ganz hinten auf der Agenda".
Beschlossen sei noch nichts, hob Dr. Brötel deutlich hervor. Der Geschäftsführer habe indes auf Nachfrage des Landrats bestätigt, dass es Vertragsentwürfe gebe, die ausdrücklich unter Gremienvorbehalt stünden. Allerdings habe der Aufsichtsrat bislang darüber weder eingehend beraten noch entschieden. So würden diese Schriftstücke keine rechtliche Wirkung entfalten, versicherte Dr. Brötel. "Der Ausgang" sei aus seiner Sicht auch "offen". Außer von Löwe habe es auch Anfragen anderer Ärzte gegeben - darunter ein Buchener Gynäkologe.



