Buchen: Gemeinderat stimmt für Türkisch-Islamisches Gemeindezentrum

Der Gemeinderat stimmt grundsätzlich für den Neubau des Zentrums am Turn-Heinrich-Platz - Ein runder Tisch soll die Kritikpunkte klären

10.09.2014 UPDATE: 10.09.2014 06:00 Uhr 3 Minuten, 11 Sekunden
Der Neubau des Gemeindezentrums der Türkisch-Islamischen Gemeinde in Buchen sorgte für eine rege Diskussion im Gemeinderat. Unser Bild zeigt die Computeranimation des Planungsbüros.
Buchen. (Wd) Nach längerer kontroverser aber durchaus sachlicher Diskussion beschloss der Gemeinderat am Montagabend mit breiter Mehrheit bei zwei Neinstimmen und zwei Enthaltungen sein grundsätzliches Einvernehmen zum Bau eines Gemeindezentrums der Türkisch-Islamischen Gemeinde zu Buchen (Ditib) am jetzigen Standort am Turn-Heinrich-Platz. Da aber mehrere wichtige Punkte der Bauanfrage noch zu klären sind, soll ein sogenannter Runder Tisch unter Einbeziehung aller Beteiligten die offenen Fragen einer Lösung zuführen. Der Beratungspunkt hatte zahlreiche Zuhörer in die Sitzung geführt.

Bereits letztes Jahr hatte sich der Plan der Türkisch-Isamlischen Gemeinde zerschlagen, am Schafstallweg ein Zentrum mit symbolischem Minarett und Kuppel zu bauen. Als die Angelegenheit "spitz auf Knopf" stand, hatte der Verein, der seit 1974 in Buchen ist, den Antrag zurück gezogen. Seit 36 Jahren ist man auf dem Turn-Heinrich-Platz mit Gebetsraum und dem Versammlungsraum in der ehemaligen TÜV-Baracke ansässig, wo nun das Grundstück erworben, die Baracke abgerissen und an deren Stelle das dreistöckige Zentrum errichtet werden soll. Es sei unmöglich gewesen, in all den Jahren einen anderen Standort zu finden, so Bürgermeister Roland Burger, der das Projekt "keinesfalls in einem Industriegebiet" sehen möchte. Er sprach sich dafür aus, dem Verein das Vorhaben zu genehmigen.

Die neuen Räumlichkeiten seien dem "Bedarf des Vereins angepasst", so Burger und das Gebäude weiche "an kleinen Punkten" vom Bebauungsplan ab. Da aber die Mayer-Grundschule, die TSV-Turnhalle und das TSV-Stadion in unmittelbarer Nachbarschaft sind, ergeben sich in Spitzenzeiten sehr wohl Probleme. So auf dem Parkbereich. Da müsse man nachsteuern, erklärte Beigeordneter Wolfgang Hauck und versicherte, dass 66 Parkplätze der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Tragfähige Lösungen seien durchaus möglich, beispielsweise durch Parkplätze am Ring (Bingler-Parkplatz). Das Interesse des Ditib Türkisch-Islamische Gemeinde, sich am Turn-Heinrich-Platz baulich zu erweitern, liegt in seinen Ursprüngen bereits viele Jahre zurück. Letztendlich haben sich jedoch alle Überlegungen zur Realisierung eines Gemeindezentrums der Türkisch-Islamischen Gemeinde auf verschiedenen Grundstücken aus den unterschiedlichsten Gründen zerschlagen.

In der Gemeinderatssitzung am 24. Juni 2013 war die Verwaltung ermächtigt worden, unter bestimmten Voraussetzungen das Grundstück mit einer Gesamtfläche von zusammen rund 1200 Quadratmeter an den Ditib zu veräußern. Konkret geplant ist jetzt ein auf dem Standort des ehemaligen TÜV-Gebäudes neu zu errichtendes Gebäude mit Lager, Umkleide und Sanitärräumlichkeiten im Untergeschoss. Im Erdgeschoss ist eine Gymnastikhalle/Versammlungsraum mit rund 265 Quadratmetern sowie einer Küche und einem Foyer vorgesehen.

Das erste Obergeschoss weist verschiedene Büroräumlichkeiten auf, im Dachgeschoss sind zwei Wohnungen konzeptioniert. Der vorhandene, sich an diese Neubaumaßnahme in nördliche Richtung anschließende vorhandene Bestand (Gebetsräume), erfährt eine Aufwertung durch eine verbesserte Eingangssituation. Die Firsthöhe betrage 11,55 Meter. In bauplanungsrechtlicher Hinsicht werden Festsetzungen des Bebauungsplanes in Bezug auf die Trauf- und Firsthöhe nicht eingehalten, da ein Flachdach geplant ist. "Nachbarschützende Vorschriften werden jedoch nicht verletzt und die vertretbaren Abweichungen sind letztlich dem gut durchdachten Planungskonzept geschuldet", wurde von Hauck betont. Die Verwaltung sei der Auffassung, dass "ein interessantes städtebauliches Konzept für ein Gemeindezentrum gefunden wurde, das keinesfalls zu einer städtebaulichen Störung der Umgebungsbebauung" führe.

In der Diskussion betonte Stadtrat Manfred Röckel, dass ein Kulturzentrum des Vereins in Ordnung gehe, aber diesen großen Bau niemand auf der Rechnung gehabt habe. Es gebe die Schule und auch den TSV. Ob das mit dem jetzigen Plan des Bauherren gut gehe, müsse man bezweifeln. Es wäre doch sinnvoll gewesen, im Vorfeld einen Runden Tisch mit allen Beteiligten zu bilden. Bürgermeister Roland Burger betonte, man habe Planer und Verein die Bedenken mitgeteilt und auch mit dem TSV habe eine Besprechung stattgefunden.

Stadträtin Martina Scholz-Kahl zeigte sich überrascht, dass der Verein dieses Bauvorhaben stemmen kann und bezweifelte, ob ein so großer Saal sein müsse. Dafür habe man doch die Stadthalle. Stadtrat Klaus Roos sah öffentliche Interessenskonflikte, auch hinsichtlich der Schule.Während Bürgermeister Burger keine schulischen Beeinträchtigungen sah, betonte Schulleiter Bernhard Linsler jedoch, die Grundschule sei sehr wohl tangiert. Probleme gebe es im Ramadan mit Verunreinigungen im Schulhof und Probleme bei Festen, wo dann Eingänge zugeparkt seien.

Auch Stadträtin Simone Farrenkopf war über die Größe des Gebäudes erschrocken und sah große Probleme bei den Parkplätzen. Stadtrat Theo Häfner war grundsätzlich nicht gegen das Vorhaben, war aber gegen den Grundstücksverkauf und sah Probleme bei Rückkaufsrecht. Stadträtin Elisabeth Weidmann fand es hingegen beschämend, dass "wir es wieder nicht schaffen, der türkischen Gemeinde einen passenden Standort anzubieten".

"Wir sollten zu unserem Wort stehen", befand auch Stadtrat Martin Hahn. Die Probleme seien lösbar. Das sahen auch die Stadträte Felix Pflüger, Johannes Volk und Gabriele Strittmatter in ihren Ausführungen. "Unser Anspruch ist Weltoffenheit. Deshalb können wir uns der islamischen Gemeinde nicht verweigern", erklärte Stadtrat Roland Linsler. Bürgermeister Burger schlug vor, einen Runden Tisch mit allen Beteiligten einzuberufen, um die Planung zu optimieren und die kritischen Punkte einer Lösung zuzuführen. Grundsätzlich sollte man aber die Genehmigungsfähigkeit des Vorhabens auf Basis des Entwurfes, der noch modifiziert werden müsse, feststellen. Diesem Kompromiss folgte der Gemeinderat dann mehrheitlich.

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