Ärger um Walldürner Flüchtlinge

"Das rückt uns alle in ein schlechtes Licht"

Die in Walldürn lebenden somalischen Flüchtlinge möchten sich für das Fehlverhalten ihrer Landsleute entschuldigen

15.05.2017 UPDATE: 16.05.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden

Sie möchten die Walldürner um Entschuldigung bitten für das Fehlverhalten ihrer Landsleute, die vergangene Woche randalierend durch die Stadt gezogen sind: Ali Hussein Omar und weitere Flüchtlinge aus Somalia. Foto: Rüdiger Busch

Von Rüdiger Busch

Walldürn. Kopfschütteln hat bei vielen RNZ-Lesern vergangene Woche ein Artikel über drei Somalier ausgelöst, die randalierend durch die Stadt gezogen waren, mehrere Autos beschädigt und sich mit einem Landsmann eine Schlägerei geliefert hatten. Regelrecht schockiert haben die in den Walldürn lebenden somalischen Flüchtlinge auf die Tat reagiert: Sie befürchten, dass ein solches Verhalten Einzelner dazu führen könnte, dass alle Somalier in ein schlechtes Licht gerückt werden. Ihnen ist es ein großes Bedürfnis, sich von den - nicht in Walldürn lebenden - Randalierern zu distanzieren und gleichzeitig für das Verhalten ihrer Landsleute um Entschuldigung bitten. Aus diesem Grund haben sie gestern Kontakt zur RNZ aufgenommen.

Zur Vorgeschichte: Nachdem ihnen der Zutritt zum Edeka-Markt verwehrt worden war, waren drei stark alkoholisierte Somalier am Dienstagabend randalierend durch die Buchener Straße gezogen und hatten mit Tritten zahlreiche Autos beschädigt. Sie hatten sogar fahrende Autos angehalten und gegen die Karosserie getreten. Außerdem hatten sie einen Landsmann auf seinem Fahrrad angehalten und mit ihm eine Schlägerei begonnen. Zwei der drei Täter - eine polizeibekannte 19-Jährige und ein 20-Jähriger - waren daraufhin festgenommen worden. Alkoholtests ergaben bei beiden einen Wert von jeweils rund zwei Promille. Wie die Pressestelle des Polizeipräsidiums Heilbronn der RNZ gestern bestätigten, leben die beiden Festgenommenen nicht in Walldürn.

"Sie sind nicht von hier, sie waren bei einem Landsmann zu Besuch", bestätigt Ali Hussein Omar, der Wortführer der Somalier in der Wallfahrtsstadt. Etwa 20 Asylbewerber aus dem ostafrikanischen Land sind derzeit in den beiden Gemeinschaftsunterkünften des Kreises in Walldürn untergebracht. Wie er wurden auch andere somalische Flüchtlinge bei der Arbeit, beim Sprachkurs oder von Helfern in der Unterkunft auf ihre randalierenden Landsleute angesprochen.

Deshalb wollen sie dagegen ankämpfen, dass das Randale-Trio dafür sorgt, dass ein negatives Bild aller Somalier in der Öffentlichkeit entsteht. Sie befürchten, dass es für sie dadurch schwieriger werden könnte, Praktika, Arbeitsstellen oder Wohnungen zu bekommen. "Die erste Frage lautet ja oft: Aus welchem Land kommst Du?" Die Antwort "Somalia" sorgt derzeit in Walldürn natürlich nicht dafür, dass sich alle Türen automatisch öffnen - um es einmal vorsichtig auszudrücken.

Dabei gibt es durchaus erfreuliche Ansätze: Fünf der 20 Somalier haben bereits eine Arbeitsstelle gefunden - alle bei Walldürner Firmen. Ali Hussein Omar etwa arbeitet bei der Schmitt Technoplast GmbH. Andere warten, dass ihr Integrationskurs beginnt, oder sie hängen in der Warteschleife des Asylverfahrens. Ihre Perspektiven sind unterschiedlich, einige haben bereits einen ablehnenden Bescheid von der Behörde bekommen.

Doch egal, ob der Einzelne hier eine Zukunft hat oder nicht - sie wollen deutlich machen, dass die Mehrzahl der Somalier keine schlechten Menschen sind: "Wir bemühen uns um ein gutes Miteinander mit der deutschen Bevölkerung und den Flüchtlingen aus anderen Nationen", bekräftigt Omar.

Bleibt nur zu hoffen, dass die schwarzen Schafe keine Negativ-Schlagzeilen mehr erzeugen. Die beiden festgenommenen Randalierer haben nun nicht nur im Edeka-Markt Hausverbot, sondern auch in der Gemeinschaftsunterkunft in der Waldstraße.

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