So "Bio" ist die Region
Der erste Bio-Markttag der Bio-Musterregion lockte am Sonntag zahlreiche Interessierte in die Buchener Stadthalle.

Buchen. (rüb) "Wir möchten die regionalen Bio-Betriebe sichtbarer machen, und das geht nur über praktische Angebote", sagte Bürgermeister Roland Burger am Sonntag beim ersten Bio-Markttag der Bio-Musterregion. Wie gut dieses Rezept aufging, das zeigte sich den ganzen Tag über beim Blick auf die Besuchermassen, die in die Stadthalle strömten, mit den Erzeugern aus der Region ins Gespräch kamen, hier kosteten, da ein Versucherle probierten und sich von den Angeboten der rund 15 Aussteller überzeugen ließen.
Neben den geladenen Gästen begrüßte Regionalmanagerin Ruth Weniger zur offiziellen Eröffnung zahlreiche Interessierte. Sie stellte die Bio-Musterregion Neckar-Odenwald als eine von 14 dieser Regionen im Land vor. "Wir alle verbrauchen zu viele Ressourcen", sagte Roland Burger. Bio sei nicht nur nachhaltiger und gesünder: Die regionalen Bio-Produkte bräuchten auch geschmacklich keinen Vergleich zu scheuen.

In einer von Petra Schmettow moderierten Gesprächsrunde beleuchteten Peter Hauk, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg, Landrat Dr. Achim Brötel, Demeter-Landwirt Frank Fellmann (Kleineicholzheim) und Selma Troißler von der Backstube Fritze Beck (Großeicholzheim) das Thema aus ihrer jeweiligen Sicht. Das Ziel, den Anteil von Bio-Produkten im Land von heute 14 auf 30 Prozent zu steigern, könne nur erreicht werden, wenn die Nachfrage der Verbraucher steige, so Peter Hauk. Hier sei die Verknüpfung mit der Region zielführend: "Wer regional einkauft, der kommt automatisch auf bio!" Deshalb gelte es, die Sensibilität der Bürger für regionale Produkte zu stärken.
Diesen Ansatz hob auch Achim Brötel heraus: Die Liebe zur Heimat solle sich im Kaufverhalten widerspiegeln. Dafür gelte es, Anregungen zu schaffen, um mehr bio in die Geschäfte und in die Gemeinschaftsküchen der Region zu bringen.
Wie Brötel stellte auch Selma Troißler erste Erfolge auf diesem Weg heraus. Sie nannte beispielhaft Bio-Tofu aus dem Odenwald von der Tofumanufaktur Haaf (Muckental). Dennoch ist es wohl ein weiter Weg, wie Frank Fellmann mit seiner 30-jährigen Erfahrung in der Bio-Branche herausstellte: "Wir wünschen uns mehr bewusste Verbraucher." Für viele Bürger sei bio schlicht und einfach eine Preisfrage, was sich an sinkenden Umsätzen in Krisen bemerkbar mache wie ganz aktuell beim Ukraine-Konflikt und seinen Folgen für die Bevölkerung. Konventionelle Produkte seien aber nicht billiger als Bio-Erzeugnisse, wenn man die Folgekosten, beispielsweise für Umwelt und Gesellschaft, mit einberechne.
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Die Deutschen gäben für Lebensmittel im europäischen Vergleich sehr wenig Geld aus, gab Landrat Brötel zu bedenken, was auch Minister Hauk bestätigte: Beim Motoröl schauten viele nicht auf den Preis, beim Salatöl schon: "Aber unser Körper braucht hochwertigen Input!"
Die Bio-Musterregion könne hier ihren Teil dazu beitragen, indem sie zur Vernetzung von Produzenten beitrage und Brücken zum Verbraucher schlage, darin waren sich alle Redner einig. Und eines war ihnen auch wichtig: Zwischen konventionellen und biologischen Betrieben dürften keine Gräben aufgerissen werden. Für Selma Troißler war am Ende eine Botschaft essenziell: "Wenn wir unsere Schöpfung erhalten wollen, kommen wir um bio nicht herum!"
Info: Für Erzeuger, Verarbeiter und Vermarkter findet am heutigen Montag von 10 bis 14 Uhr ein Bio-Fachtag in der Stadthalle in Buchen statt.