Baugebiet "Marienhöhe" Buchen

"Der Landwirtschaft tut dieser Verlust weh"

Im Baugebiet "Marienhöhe" säte Bauer Herbert Kieser zum letzten Mal Brotweizen aus - Schon 191 Reservierungen von Häuslebauern

22.10.2019 UPDATE: 23.10.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden

Ein letztes Mal säte Bauer Herbert Kieser gemeinsam mit seinem Sohn Thomas Brotweizen auf der "Marienhöhe" aus. Im nächsten Jahr soll dort ein neues Baugebiet entstehen. Foto: Martin Bernhard

Buchen. (mb) Ein letztes Mal hat Bauer Herbert Kieser voller Wehmut in der vergangenen Woche auf der "Marienhöhe" Brotweizen ausgesät. Der Boden dort verfügt über eine hohe Qualität. Im nächsten Jahr wird die Stadt Buchen das Gelände als Baugebiet erschließen.

"Seit über 15 Jahren bewirtschafte ich hier den Acker. Heute säe ich das letzte Mal Brotweizen aus", sagte Herbert Kieser. "Das ist ein komisches Gefühl." Der Buchener Landwirt bewirtschaftet auf der "Marienhöhe" zehn Hektar gepachteter Fläche. Der Eigentümer verkaufte diese an die Stadt Buchen. Denn auf der Marienhöhe soll ein Baugebiet mit einer Gesamtfläche von über 35 Hektar entstehen. Wie die Stadtverwaltung mitteilte, werde man dieses in drei Abschnitten realisieren. Mit dem ersten Ausbauabschnitt mit einer Fläche von 20,4 Hektar werde man in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres beginnen. Voraussichtlich würden dort 181 Bauplätze ausgewiesen. Die ersten Wohnhäuser könnten schon im Laufe des Jahres 2021 entstehen.

Nach den Worten von Kieser ist der Boden der "Marienhöhe" mit 65 bis 70 Bodenpunkten bewertet, so gut wie kein Acker sonst im Stadtgebiet. "Die meisten Böden hier liegen bei 30 bis 40 Bodenpunkten." Die Krume auf der "Marienhöhe" verfüge über einen hohen Nährhumusgehalt und könne sehr gut Wasser speichern. Deshalb liefere der Boden auch bei trockenen Sommern stabile Erträge. "Die Kulturlandschaft geht durch das Baugebiet dauerhaft verloren", stellte Kieser fest. Er verurteilt die aus seiner Sicht ausufernde Bodenversiegelung und bezeichnete sie als "Flächenfraß". Der Bodenschutz komme hier zu kurz. Er selbst werde auch im Bereich des Interkommunalen Gewerbeparks Odenwald (IGO) weitere zehn Hektar an Fläche verlieren, da das Gewerbegebiet erweitert werden soll. Herbert Kieser betreibt gemeinsam mit seinem Sohn einen Milchviehbetrieb mit 60 Milchkühen und insgesamt 120 Stück Vieh. In Buchen gebe es nur noch drei Milchviehbetriebe. "Wir fühlen uns als Exoten", sagte Kieser.

Auch Andreas Sigmund, Geschäftsführer des Kreisbauernverbands, verurteilte den "exorbitanten Flächenverbrauch in Buchen". Er bezeichnete die Marienhöhe wegen ihrer hohen Bodenqualität als "Sahnestück unter den Buchener Flächen." Der Boden dort sei tiefgründig, steinfrei und fast eben. "Eine bessere Fläche kann man nicht haben", stellte Sigmund fest. "Der Landwirtschaft tut dieser Verlust enorm weh." Sigmund appellierte an die Verantwortlichen, bei der Ausweisung von Baugebieten auch auf die Qualität der Böden zu achten. "Durch die Flächenversiegelung ist der Boden unwiederbringlich für die Landwirtschaft verloren", stellte er fest.

Dass gerade auf der "Marienhöhe" ein neues Baugebiet erschlossen wird, begründete Bürgermeister Roland Burger damit, dass dieses bereits im Jahr 2003 im Flächennutzungsplan der Stadt Buchen festgelegt und behördlich genehmigt worden sei. Der letzte Erschließungsabschnitt im Baugebiet "Hühnerberg" werde derzeit realisiert. Doch damit allein könne man die Nachfrage nach Bauplätzen nicht befriedigen. "Die Kinder der geburtenstarken Jahrgänge sind in der Familienphase", sagte Burger. "Viele dieser jungen Familien wollen bauen, zumal die Zinsen sehr günstig sind. Die Stadt Buchen reagiert mit der Erschließung des Baugebiets "Marienhöhe" auf diese starke Nachfrage unserer Bürgerschaft." Die Stadt könne derzeit nur noch sieben freie Bauplätze aus dem eigenen Bestand anbieten. Für die Marienhöhe lägen aktuell schon 191 Platzreservierungen vor.

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