Bäckerei Banschbach

Was Insolvenz und Neuanfang für die Kraichgau-Filialen bedeuten

Fast alle Filialen konnten erhalten bleiben. Bis auf Waibstadt. Kunden gehen nun eher nach Epfenbach.

16.09.2023 UPDATE: 15.09.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 13 Sekunden
Die Nachricht sorgt für fröhliche Mienen: Die Bäckerei Banschbach aus Aglasterhausen hat das Insolvenzverfahren hinter sich gelassen. Dominik Banschbach will nun auch Neues ausprobieren. Foto: Stephanie Kern

Von Stephanie Kern und Anjoulih Pawelka

Waibstadt/Aglasterhausen. Es ist ein kleines Din-A-4-Blatt, angebracht an der Theke in der Aglasterhausener Filiale. Aber dieses kleine Blatt beherbergt ein ganzes Gebirge, das Dominik Banschbach und seinem Vater Bernhard vor nicht allzu langer Zeit vom Herzen gefallen sein muss. "Neuanfang" steht darauf. Nachdem das Familienunternehmen im Dezember 2022 Insolvenz anmelden musste, steht nun fest: Mission Geschäftserhaltung geglückt.

Fast alle Filialen konnten erhalten bleiben. Lediglich der Laden in Waibstadt musste geschlossen werden. In der Filiale hätten vor allem weniger Kunden eingekauft, weil viele von ihnen älter waren und teils auch gestorben seien, aber der Laden sei trotzdem rentabel gewesen, erklärt er. Viele Kunden würden nun eher die Filiale in Epfenbach besuchen. Er ist der Meinung: Wer bei ihm einkaufen möchte, kann das auch. Lediglich Waibstadter ohne Führerschein wären als Kunden weggefallen.

Banschbach sagt, dass alle Mitarbeitenden nun in anderen Filialen arbeiten. Zwei von ihnen aus der Waibstadter Filiale hätten das aber nicht gewollt und haben sich eine andere Stelle gesucht. "Wir haben mit jedem Gespräche geführt." Trotzdem sei die Personalsituation in der Insolvenz nicht immer einfach gewesen. Auch weiterhin ist man auf der Suche nach Mitarbeitenden.

"Natürlich haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich gesorgt. Aber wir haben gleich signalisiert, dass wir kämpfen wollen. Denn wir sehen das Potenzial in der Backstube." Der neue Geschäftsführer steht jetzt auch viel selbst in der Backstube, im Laden. "Ich möchte das Verständnis dafür bekommen, was nicht läuft, wo der Schuh nicht richtig sitzt."

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Klar ist dem Bäckermeister aber auch, dass man nicht alles sofort verändern kann. Deshalb liegt sein Hauptaugenmerk auf der Qualität der Backwaren. "Und ich möchte auch Neues ausprobieren." Was sich auch verändern muss, sei die Wirkung nach außen: "Wir haben etwa 300 Artikel, nur acht davon sind Tiefkühlware – den Rest machen wir selbst, handwerklich. Dafür muss man auch Werbung machen."

Es gibt aber auch Neuerungen wie die Zeiterfassung, mit der man moderner werden will. Ansonsten sei man bei vielen Themen auf der Höhe der Zeit, etwa bei den Kassensystemen oder aber der Teilnahme an "Recircle", einem Mehrwegsystem für Essen zum Mitnehmen.

Außerdem ist man auf der Anti-Verschwendungs-Plattform "Too good to go" (deutsch: zu gut zum Wegwerfen) aktiv. "Seitdem haben wir 80 Prozent weniger Retouren." Retouren heißt in dem Fall: übrig gebliebene Backwaren, die nach Aglasterhausen ins Haupthaus zurückkehren.

Dass die Insolvenz nun seit Anfang Juli ganz offiziell vorbei ist, sei befreiend – obwohl von Anfang an klar gewesen sei, dass es weitergehe. "Trotzdem war diese Zeit sehr belastend", erzählt Banschbach. Das Ziel war, dass der Betrieb wieder in die richtige Bahn gelenkt wird.

"Mir hat es vorher schon in den Fingern gejuckt, Dinge zu verändern. Ich möchte jetzt nicht das Rad neu erfinden, aber ausprobieren, was gut angenommen wird." Ganz aktuell habe er an der Rezeptur für die Laugenbrötchen getüftelt – Testen natürlich erwünscht.

Gründe für den Schritt in das Insolvenzverfahren waren die gestiegenen Preise für Energie und Rohstoffe und gleichzeitig die etwas konventionellere Linie der Banken. Durch Preisanpassungen seien die Kostensteigerungen nicht aufzufangen gewesen. "Vielleicht hätte es, im Nachhinein betrachtet, den Schritt gar nicht gebraucht", sagt Dominik Banschbach heute.

Wenngleich er das Verfahren an sich als "sehr positiv" empfunden habe. So seien jeder Vertrag, jede Kostenstelle kritisch unter die Lupe genommen worden – und das ein oder andere Unnötige auch von Bord geworfen worden. "Es ging darum, die Reißleine zu ziehen, bevor wir richtig Probleme bekommen", sagt Banschbach. "Und das war auch die richtige Entscheidung."

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