Artenvielfalt

Der Roberner See verliert an Wasser

Sanierungen sind zwar geplant, die Umsetzung gestaltet sich jedoch als schwierig

12.06.2020 UPDATE: 14.06.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 22 Sekunden
Der Roberner See ist das einzige größere permanent wasserführende Gewässer im Kreis, das ausschließlich dem Naturschutz gewidmet ist. Auch seine Verlandungszonen bilden die Lebensgrundlage für zahlreiche Tierarten. Foto: Thomas Kottal

Von Noemi Girgla

Fahrenbach-Robern. Ausspannen, spazieren gehen, durchatmen und die verschiedensten heimischen und zugewanderten Tiere beobachten – das kann man am Roberner See. Die Menschen aus der Region schätzen das nahegelegene Naturschutzgebiet sehr.

Sein heutiges Erscheinungsbild hat der See seit 1966, seine Geschichte reicht aber bis ins 18. Jahrhundert zurück. 1989 wurde das Gebiet dann unter Naturschutz gestellt, und seit 2008 zählt es auch zur FFH-Schutzgebietskulisse Odenwald Neckargerach-Waldbrunn. "Der Roberner See ist das einzige größere permanent wasserführende Gewässer im Kreis, das ausschließlich dem Naturschutz gewidmet ist", berichtet Peter Baust, Vorsitzender des Nabu Mosbach.

Doch der künstlich angelegte See verliert zunehmend Wasser. Schuld daran sind Schäden am in die Jahre gekommenen Staubauwerk. Sanierungsarbeiten sind zwar vorgesehen, doch die sind noch in der Planungsphase. Eine Machbarkeitsstudie sei in Auftrag gegeben worden, heißt es vonseiten des Regierungspräsidiums (RP) Karlsruhe.

Der Roberner See sowie die umliegenden Wälder sind Eigentum der Evangelischen Stiftung Pflege Schönau mit Sitz in Heidelberg. "Eigentlich müsste man den See einmal komplett ablaufen lassen", gibt Frank Philipp von der Stiftung zu bedenken. Das ist jedoch aufgrund eines tierischen Baumeisters nicht umsetzbar. Denn der Biber hat die dafür vorgesehene Vorrichtung in seine ganz eigenen Dammpläne integriert.

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Während des niedrigen Wasserstands infolge einer Undichtigkeit im Februar 2017 war festgestellt worden, dass der See stark verschlammt ist. "Eine Erhaltung der Wasserfläche in ihrer gesamten Ausdehnung würde früher oder später eine Entschlammung des Gewässers erfordern. Eine solche ist vonseiten der Naturschutzverwaltung derzeit aber nicht geplant", heißt es aus Karlsruhe. "Es ist eine Frage der Umsetzung und der Sinnhaftigkeit", erläutert Philipp. "Um den See auszubaggern, müsste man mit schweren Geräten arbeiten. Das wiederum würde aber den Lebensraum zahlreicher Tiere, insbesondere den des Bibers, stark beeinträchtigen", fährt er fort. Und auch wenn man dafür eine Lösung fände, sei unklar, wohin mit dem Schlamm. Die Entsorgung auf einer Deponie wäre sehr kostspielig.

Konkrete Pläne, den See verlanden zu lassen, gebe es aber nicht, betonen sowohl Frank Philipp als auch das RP. Wenn man ihn jedoch sich selbst überließe, sei zu erwarten, dass sich der bereits begonnene Verlandungsprozess weiter fortsetze. Priorität hat der Erhalt der Artenvielfalt, darin sind sich Stiftung Schönau, Nabu und RP einig. "Oberster Schutzzweck für das Naturschutzgebiet ist die Erhaltung des Feuchtlebensraumkomplexes aus Wasserflächen, naturnahen Fließgewässerabschnitten, Nasswiesen, Röhrichten und Großseggen-Rieden. Der See selbst wird dabei von der Naturschutzverwaltung als Teil des Biotopkomplexes betrachtet. Der Größe der offenen Wasserfläche wird eine eher untergeordnete Bedeutung zugemessen", formuliert das RP. Dass diese in absehbarer Zeit verloren geht, sei allerdings nicht zu erwarten.

"Eine Verlandung ist ein sehr langer Prozess und kann über Jahrzehnte andauern", erläutern Philipp und Baust. Dabei gebe man einem natürlichen Zustand die Möglichkeit, sich zu entwickeln. "Verlandungszonen fördern die Artenvielfalt", merkt Philipp an. "In einem Offensee-Habitat finden sich weniger Arten als wenn auch Moor oder morastiger Grund die Lebensgrundlage für verschiedene Spezies bilden." Eine Beobachtung, die auch Peter Baust machte: "Am Roberner See konnten wir nie so eine große Artenanzahl an Vögeln beobachten wie beispielsweise im Naturschutzgebiet ,Lappen’ in Walldürn. Es ist aber spannend, zu sehen, wie sich in den Feuchtgebietzonen Vögel und Insekten eingerichtet haben."

Natürlich wäre es schade, wenn die große Wasserfläche verloren ginge, meint Baust. Aber damit sei in den nächsten Jahrzehnten wirklich nicht zu rechnen. Auch das RP schreibt: "Von hoher Bedeutung ist der See (...) für Landschaftsbild und Naherholungsfunktion." Das Areal spiele eben eine Rolle für mehrere Nutzungen, fasst Frank Philipp zusammen. Man dürfe das Thema nicht eindimensional betrachten. Schließlich sollen möglichst alle etwas von dem See haben: Ausflügler mit oder ohne Hund, Insekten, seltene Tiere und allen voran der wieder in den Kreis zurückgekehrte Biber.

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