Der große Ansturm blieb bei der Notdienst-Apotheke in Seckach aus
Die RNZ besuchte am bundesweiten Protesttag eine der geöffneten Apotheken: Die Bauland-Apotheke in Seckach hatte Notdienst.

Seckach. (dore) Der bundesweite Protesttag wurde auch in der Region konsequent umgesetzt: Fast alle Apotheken des Notdienstkreises Buchen-Adelsheim machten am Mittwoch "die Schotten dicht". Das "fast" hatte wiederum einen bestimmten Grund: Eine Notdienstregelung sollte die Versorgung der Kunden über den Tag gewährleisten. Geöffnet hatten die Bären-Apotheke in Mudau und die Bauland-Apotheke in Seckach, der die RNZ einen Besuch abstattete.
Mit acht Kräften war das Team in Seckach am Mittwochmorgen am Start. Es war vieles anders als an einem gewöhnlichen Öffnungstag: Bedient wurden die Kunden über das Notdienstfenster, die Verkaufsräume waren nicht geöffnet. "Und an einem normalen Mittwoch wären auch nur vier Mitarbeiter da gewesen", informierte Dr. Esther Blaumeiser, angestellte Apothekerin der Apotheke in Sindolsheim. Gunnar Koronai, Leiter der Filiale in Sindolsheim, verdeutlichte: "Wir wussten nicht, was auf uns zukommt. Das war das Spannende heute Morgen. Die Frage war: ,Überrennen uns die Leute oder nicht?‘"
Deshalb habe man sich dafür entschieden, mit mehr Personal als üblich an diesem Mittwoch vor Ort zu sein, und man habe Angestellte aus den Filialen dazugeholt. Und auch, um für ein erhöhtes Telefonaufkommen gewappnet zu sein, was sich dann durchaus bewahrheitete: "Es gibt viele telefonische Anfragen zur Verfügbarkeit von Medikamenten und Öffnungszeiten. Vor allem die Leute außerhalb von Seckach wollen natürlich wissen, ob wir ihr benötigtes Medikament auch da haben, und nicht unnötig hierher fahren. Das Telefon klingelt ständig", ließ Koronai wissen. Mit Gunnar Koronai, Dr. Esther Blaumeiser und der Leiterin der drei Bauland-Apotheken, Petra Eberhard, waren drei Fachkräfte für die Kunden da, um ihnen die Gründe für den Protesttag zu erläutern.

Doch der große Ansturm blieb aus: "Zeitgleich waren meistens zwei, drei Leute da. Es ist im Moment gut händelbar", erklärte Koronai am frühen Mittwochmittag. Insgesamt seien bis 12 Uhr etwa 50 Kunden zur Seckacher Apotheke gekommen. "Das sind weniger als an einem üblichen Mittwoch, aber mehr als bei einem normalen Notdienst am Sonntag, wenn die anderen Apotheken geschlossen haben", verglich Petra Eberhard. Die Hälfte käme aus Seckach, die andere Hälfte von außerhalb: "Es waren z. B. einige aus Osterburken, aber auch von Walldürn oder Höpfingen hier."
Die meisten Kunden hätten mitbekommen, dass es einen Protesttag und nur Notdienstversorgung gebe. "Nur zwei, drei Kunden waren überrascht und wussten nicht davon", so Eberhard. Und die meisten seien auch mit Rezept gekommen, hätten also verschreibungspflichtige Medikamente benötigt.
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An einem normalen Mittwoch gehe der Notdienst erst ab nachmittags oder abends richtig los. Dann, wenn alle anderen Apotheken geschlossen haben. "Viele sind normalerweise mittwochnachmittags zu. Man hat sich auch deshalb für diesen Tag als Protesttag entschieden, weil hier regulär viele Apotheken nur halbtags geöffnet sind, und somit für die Kunden weniger Versorgungszeit wegfällt als an anderen Wochentagen", erklärte Gunnar Koronai.
Für den Nachmittag an diesem Tag des Protests erwarteten er und seine Kollegen auch deshalb weniger Kunden als am Vormittag, und sie schickten einige ihre Mitarbeiter wieder nach Hause. "Die Arztpraxen haben mittwochnachmittags normalerweise auch zu, wodurch erfahrungsgemäß dann weniger Leute kommen", begründete Petra Eberhard.
Der Notdienst sei generell für Patienten gedacht, die Rezepte vom Notarzt bekommen haben und beispielsweise Schmerzmittel oder andere Mittel für akute Fälle wie z. B. Durchfall benötigten. "Für alles, was die Hausapotheke nicht mehr hergibt, und wenn andere Apotheken geschlossen haben", ergänzte Dr. Esther Blaumeiser. Im Notdienstkreis Buchen-Adelsheim haben im 24-Stunden-Wechsel immer eine Apotheke aus Buchen oder zwei Apotheken in anderen Orten von 8.30 Uhr bis 8.30 Uhr am nächsten Tag Notdienst.
Was an diesem Mittwoch jedoch wieder einmal deutlich wurde: Es ist nicht mehr so wie früher. Und damit sind nicht die engagierten Mitarbeiter der Bauland-Apotheke gemeint. Nein: Es geht um die aktuelle Situation, in diesem Fall um die Verfügbarkeit von Arzneimitteln. "Auch heute gab es wieder Anrufe von Ärzten, die fragten, ob wir ein spezielles Medikament noch haben. Das gab es früher gar nicht. Jetzt ist das schon seit Anfang des Jahres so", erklären die drei Apotheker der Bauland-Apotheke. "Medikamente für die akute Behandlung, die wir eigentlich gerade für Notdienste auf Vorrat haben müssten, sind heute z. B. schon wieder viele weg", beklagte Gunnar Koronai. Die Bevorratung von Medikamenten werde immer schwieriger.
Bei vielen Apothekern mache sich Frust breit, auch weil Gesundheitsminister Karl Lauterbach keine Anstalten mache, etwas an der prekären Lage zu ändern. "Wir bekommen kein Zeichen der Politik, und es wird von Tag zu Tag schlimmer", sagt Koronai. Die Hoffnung hat er aber noch nicht aufgegeben: "Ich sehe diesen Protesttag als Chance, die Öffentlichkeit auf die Probleme aufmerksam zu machen und zu zeigen, dass sich etwas tun muss", betont der Apotheker.




