Eberbacher Kunsttalente waren kreativ und hungrig
In der Galerie Artgerecht von Juliane Kehm versuchte sich eine Projektklasse an drei Arten der Acrylmalerei.

Von Moritz Bayer
Eberbach. "Die kenn ich doch", dachten sich Schüler wie Lehrer. Denn Juliane Kehm hatte die Klasse, die sie jetzt als Stufe sieben in ihrer Galerie zum Kunstworkshop besuchte, selbst einmal unterrichtet. Zwei Jahre ist es her, als Kehm für einen gewechselten Lehrer eingesprungen war und ein Halbjahr den Kunstunterricht für die damaligen Fünftklässler gegeben hatte. Zum Wiedersehen gab es am gestrigen Mittwoch Acrylmalerei innerhalb dreier Projekte, die 27 Schüler hängten sich ordentlich rein – und verdienten sich somit das abschließende Pizzaessen.
Im Workshop hatten alle Schüler die Möglichkeit, sich von morgens um kurz nach acht bis nachmittags um eins auszutoben und eigenes Wissen mit neuem, fachlichen Input zu erweitern. An den drei Stationen "Stadtlandschaften", "Experimentelles, abstraktes Arbeiten" und "Un/Sichtbar" gab es wenig Vorgaben, dafür umso mehr Kreativität. Die Reihenfolge war den Schülern freigestellt, auch ein Wechsel war kein Problem – was einem gerade durch den Kopf ging, konnte sofort umgesetzt werden. Anleitung und Hilfestellungen gab es dabei von Kehm (abstrakte Kunst), Dr. Sebastian Schäuffele (Un/Sichtbar), dem Fachbereichsleiter Bildende Kunst am Hohenstaufen-Gymnasium und Liubov Kovalenko (Stadtlandschaften), einer ukrainischen Künstlerin.
Bei den Stadtlandschaften mischten sich mehrere Malstile zu einer Gesamtkulisse, abstrakte Kunst bedeutete die nahezu freie Verwendung von Farben, Formen und Motiven. "Un/Sichtbar" war das Jahresthema und beinhaltet die Figurprojektion auf Leinwand. Oft fehlt dabei ein Körperteil und lässt der Fantasie ihren Spielraum.
Schäuffele kommt seit über einem Jahrzehnt gerne zu Kehm in die Galerie: "Als ich neu an der Schule war, ist mir aufgefallen, dass die Schüler, die regelmäßig zu Juliane gehen, deutlich weiter in Kunst sind. Das ist auch vollkommen klar, der Unterschied, ob man sich nur die zwei Wochenschulstunden oder das Doppelte und mehr hier mit Kunst und Zeichnen beschäftigt, ist enorm. Das fällt mit jedem Jahr mehr ins Gewicht."
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Schnell entwickelte sich die bis heute anhaltende Bildungspartnerschaft. Schäuffele beschreibt diese mit zwei Ebenen: "Einerseits natürlich das fachliche, was die Kinder und Jugendlichen hier lernen. Aber auch der ideelle Wert ist nicht zu unterschätzen. Die Möglichkeit für uns, hier Werke aufzustellen, wo auch "echte, erwachsene Künstler" ihre Vernissagen haben, bedeutet uns so viel. Der Nachwuchs wird bei Künstlern nämlich gerne mal vernachlässigt. Und wenn von ein paar Hundert Schülern sich wegen der Arbeit hier nur ein paar entschließen, in diese Richtung zu entwickeln, vielleicht Kunstgeschichte oder ähnliches zu studieren, dann ist das einfach schön."
Schön wird es in der Galerie auch am Sonntag wieder: Dann öffnet die Jahresausstellung "Un/Sichtbar" ihre Pforten mit der Vernissage um 14.30 Uhr. Neben Kunst und Musik von Florian und Felix Roh wird auch ein Preis für besondere Leistungen im Fach Bildende Kunst vergeben. 50 und mehr Werke der Schülerinnen und Schüler des Hohenstaufen-Gymnasiums werden zu bewundern sein.
"Interessierten kann ich das nur empfehlen", sagte Schäuffele. Die Aussage passte auf die Vernissage sowie KehmsZusage, auch in Zukunft Schüler-Workshops zu veranstalten.
