Danyal Bayaz referiert zum Geburtstag in der DHBW Mosbach
Zum Geburtstag gibt’s noch kein Versprechen. Ein Vorab-Gespräch mit der RNZ.



Finanzminister von Baden-Württemberg
Von Heiko Schattauer
Stuttgart/Mosbach. Die Gäste sind hochkarätig, das Programm ist anspruchsvoll und der Anlass gegeben. 50 Jahre duales Studium werden am Donnerstag an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Mosbach gefeiert. In der Fachwerkstadt hat man immerhin fast viereinhalb Jahrzehnte dieser Erfolgsgeschichte mitgeschrieben, nachdem im Oktober 1980 die Berufsakademie (BA) Mosbach mit seinerzeit 18 Erstsemestern an den Start ging.
In Stuttgart war 1974 die erste der neuartigen Akademien, an denen theoretische und praktische Wissensvermittlung Hand in Hand gehen sollten, gegründet worden. Aus der BA ist inzwischen die DHBW, aus Mosbach eine Hochschulstadt geworden. Im Vorfeld der 50-Jahr-Feierlichkeiten hat die RNZ bei einem angeklopft, der die weitere Entwicklung des Hochschulstandorts Mosbach entscheidend beeinflussen könnte – Baden-Württembergs Finanzminister Dr. Danyal Bayaz.
Wir feiern 50 Jahre duales Studium. Wo sehen Sie die Gründe für diese Erfolgsgeschichte?
Zum Erfolgsmodell unseres Bundeslandes gehören auf der einen Seite exzellente Hochschulen und Universitäten, auf der anderen Seite ein starker Mittelstand und global erfolgreiche Unternehmen. In Mosbach werden diese Stärken des Landes im dualen Studium vereint. Studierende gelangen praxisnah zu ihrem Abschluss und sind danach wertvolle Fachkräfte für unsere Unternehmen. In Zeiten des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels ist das die große Stärke der DHBW in Mosbach.
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Es geht mir im Kern um die Frage, was der Staat leisten soll und wo der Staat investieren soll? Ein Staat, die Demokratie müssen funktionieren. Wenn die Menschen das Gegenteil erleben, wenden sie sich irgendwann ab. Und Grundlage dafür ist eine Finanzpolitik, die ermöglicht. Die Forschung und Bildung ermöglicht, die Ideen fördert, Innovationen fördert und damit dafür sorgt, dass wir uns künftige Quellen des Wohlstands erschließen können.
Und deshalb ist das Thema auch ziemlich konkret. Die wichtigste Grundlage unseres Wohlstands ist der Erfindergeist der Menschen in unserem Land. Dieser entsteht und wird gefördert an unseren hervorragenden Hochschulen und Universitäten. An Orten wie der DHBW in Mosbach.
In einer Pressemitteilung hieß es vor wenigen Tagen: Baden-württembergische Hochschulen drängen auf ausreichende Finanzierung für Fachkräfte und Forschung. Kann man diese Forderung denn überhaupt erfüllen?
Die Hochschulen spielen eine wichtige Rolle für das Erfolgsmodell Baden-Württembergs. Wir kürzen nicht bei unseren Unis und Hochschulen, obwohl unsere Spielräume im Haushalt enger werden. Im Gegenteil garantieren wir mit dem Haushaltsentwurf die Übernahme der Personalkosten aus dem Gesamthaushalt. Das Budget der Hochschulen wird also nicht belastet, auch wenn die Personalkosten steigen. Zusätzlich erhöhen wir den Sockelbetrag der Hochschulen um 40 Millionen Euro.
Und auch in anderen Bereichen sind dreistellige Millionensummen im Haushalt hinterlegt, von denen Universitäten und Hochschulen profitieren: Nennen will ich da die zusätzlichen Mittel für Innovationscampus-Projekte, Hochschulgebäude, die Exzellenzstrategie, unsere Uni-Klinika oder den Wissenstransfer von Wissenschaft zu Wirtschaft. Jeder Bereich für sich ist wichtig für unseren Wissenschaftsstandort.
Sie haben ja eben schon zusätzliche Mittel für Innovationscampus-Projekte oder Hochschulgebäude angesprochen: In Mosbach wurden bereits viele Hebel in Bewegung gesetzt, um das geplante Baukompetenzzentrum der DHBW Mosbach als stimmige Erweiterung des bestehenden Campus zu realisieren. Gefühlt ist jeder dafür – es fehlt nur das grüne Licht aus dem Finanzministerium. Möchten Sie zum 50. Geburtstag der DHBW nicht einfach dieses Licht mitbringen?
Dafür ist es noch zu früh, auch wenn es ja gut in die dunkle Jahreszeit passen würde. Eine Machbarkeitsstudie hat unterschiedliche Unterbringungsvarianten überprüft inklusive eines Neubaus am Obertorzentrum. Die Ergebnisse werden jetzt ausgewertet, dann wird die Bauverwaltung zusammen mit der Hochschule und dem Wissenschaftsministerium das weitere Vorgehen besprechen.
Die Standorte für die duale Ausbildung waren seinerzeit (als Berufsakademien) ja auch bewusst im ländlichen Raum und zu dessen Stärkung installiert worden. Wäre im strukturschwachen NOK ein nachhaltig konzipiertes Baukompetenzzentrum nicht ein passendes, bestätigendes Zeichen?
Die Idee, mit den Berufsakademien und Hochschulen auch ganz bewusst den ländlichen Raum zu stärken, finde ich nach wie vor richtig und unterstützenswert. Ich möchte allerdings nichts versprechen, was ich am Ende nicht halten kann. Das gehört zu einer seriösen Finanzpolitik dazu.
Das duale Studium und die (nachhaltigen) Projekte aus Mosbach mal außen vor gelassen. Irgendwie hat das Finanzministerium ja oft die Rolle des Spielverderbers, oder? Oder täuscht der aus der Entfernung gewonnene Eindruck?
Gute Finanzpolitik bedeutet für mich zu ermöglichen. Allein im kommenden Doppelhaushalt wollen wir 14 Milliarden investieren ins Land. Für die Bildung gibt es insgesamt 29 Milliarden. Wir wollen mehr für die Sicherheit ausgeben, etwa mehr Polizisten einstellen und die Digitalisierung vorantreiben. Aber: Mein Herz mag zwar weit sein, trotzdem ist die Kasse beengt.
Und es gehört zum Job eines Finanzministers dazu, auch mal Nein zu sagen, um ehrlich zu sein, häufiger Nein als Ja zu sagen. Damit macht man sich nicht immer beliebt. Aber ich verstehe meinen Job schon so, sinnvolle Ausgaben und Investitionen zu ermöglichen. Das geht aber nur, wenn man Wünschenswertes auch hinten anstellt.
Unrealistische Frage zum Abschluss: Wenn der Finanzminister ein paar Millionen zur freien Verfügung und Vergabe hätte: Wo würde er sie investieren?
Wohlstand wird gerade weltweit neu vermessen, wir sind im Wettbewerb mit dem Silicon Valley oder Shenzen in China. Wir sind ein rohstoffarmes Land und werden nur an der Spitze bleiben, wenn wir innovativ bleiben. Deswegen: Bildung, Forschung und Entwicklung. Darauf kommt es an. Das ist unsere wichtigste Ressource für die Zukunft. Das ist die Grundlage für den Wohlstand von morgen.