13.340 Höhenmeter in 24 Stunden: Mosbacher radelt für Kinder im Senegal

Eric Helter nahm am 24-Stunden-Radrennen auf dem Nürburgring teil und erwirtschaftete so Spendengelder in Höhe von 23.000 Euro.

06.09.2016 UPDATE: 07.09.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 39 Sekunden

Für die gute Sache trat Eric Helter auf dem Nürburgring einen ganzen Tag lang ohne Unterbrechung in die Pedale, bis alles weh tat. Doch es hat sich gelohnt: Pro Runde spendeten Firmen 1000 Euro. Das Geld kommt nun Kindern und Jugendlichen im Senegal zugute. Foto: Gregor Janas

Von Christian Beck

Mosbach/Nürburgring. Als Ingenieur arbeitet Eric Helter in Münster, als Professor lehrt er am Bauhaus der Dessau International Architecture Graduate School, doch als Sportler zieht es den 49-Jährigen immer wieder in seine Heimat Mosbach. Denn Helter ist leidenschaftlicher Radfahrer. Und zwischen Lohrbach und Waldbrunn verschafft er sich die Kondition, die er für Wettbewerbe in ganz Europa braucht. Nun hatte er sich ein hehres Ziel gesetzt: Einen Tag lang komplett im Sattel zu verbringen.

Beim 24-Stunden-Radrennen auf dem Nürburgring schaffte er jüngst 600 Kilometer, also 23 Runden. Und mit jeder Runde erkämpfte er Spendengelder in Höhe von 1000 Euro. Im Interview verriet er der RNZ, wie er sich auf diese Strapazen vorbereitete, wie er es schaffte, mit 110 Kilometern pro Stunde sicher durch die als "Grüne Hölle" bekannte Rennstrecke zu düsen, und was nun mit den Spendengeldern passiert.

Herr Helter, wie kommt man auf die Idee, 24 Stunden mit dem Fahrrad auf einer Rennstrecke zu fahren?

Ich habe als Sportler eine Herausforderung gesucht, die über das hinaus geht, was man normalerweise leisten kann. Und der Nürburgring verzaubert einfach. An einer bestimmten Stelle der Strecke, der so genannten Fuchsröhre, erreichen Radfahrer Geschwindigkeiten von über 110 Kilometern pro Stunde.

Das klingt ziemlich extrem.

Ja, das ist es auch. Hier muss man sehr aufmerksam sein, dass nichts passiert, gerade in der Nacht. Zur Sicherheit habe ich diese enormen Belastungen mit dem Fahrrad im Windkanal ausgetestet. Außerdem müssen die Fahrer aufpassen, dass sie bei diesen hohen Geschwindigkeiten nicht im Kiesbett neben der Strecke landen - so wie beim Motorsport auch. Aber es gibt noch weitere Herausforderungen.

Und die wären?

In jeder Runde bewältigt man über 500 Höhenmeter. Der Anstieg zum Streckenabschnitt "Hohe Acht" verfügt über bis zu 17 Prozent Steigung. Über 24 Stunden kamen bei mir so 13.340 Höhenmeter zusammen. Da musste ich sehr darauf achten, mit meinen Kräften zu haushalten.

Wie haben sie sich auf diese Herausforderung vorbereitet?

Ich habe im Odenwald trainiert, rund um meine Heimat Mosbach. Am liebsten bin ich mit dem Rad zwischen Lohrbach und dem Katzenbuckel unterwegs. Denn die vielen Hügel und Täler auf dieser Strecke ähneln dem Streckenprofil des Nürburgrings sehr.

Schlafen, essen, aufs Klos gehen - jeder Mensch hat Bedürfnisse, die schwer zu ignorieren sind. Wie hat das bei Ihnen während des Rennens funktioniert?

Ich habe es tatsächlich geschafft, durchzufahren, ohne abzusteigen - geschlafen habe ich also gar nicht. Zu trinken hatte ich immer zwei Flaschen auf dem Fahrrad dabei, pro Runde habe ich etwa einen Liter gebraucht. Zu essen haben mir jede Runde meine Freunde etwas gereicht: Bei der Einfahrt zum Abschnitt "Grüne Hölle" gibt es eine Steigung, da wurde ich automatisch langsamer. Meine Freunde haben mir dann Müsliriegel, Bananen oder auch mal ein Stück trockenes Vollkornbrot bereitgehalten. Und aufs Klo musste ich zum Glück nicht.

Trotzdem: Gibt es eine Körperpartie, die am Ende des Rennens nicht weh tut?

Nein, gegen Ende tut alles weh. Da muss man mental sehr stark sein. Ich habe mich auf schöne Erinnerungen konzentriert. Aber es gab Momente, in denen ich mich gefragt habe, warum ich diesen Käse eigentlich mache.

Worum ging es für Sie bei diesem Wettkampf? Spielt der sportlichen Ehrgeiz eine Rolle?

Der sportliche Ehrgeiz war schon sehr ausgeprägt. Schließlich wollte ich so viele Runden wie möglich schaffen, um möglichst viele Spendengelder zu erwirtschaften. Denn für jede Runde haben Firmen, unter anderem aus dem Rhein-Neckar-Kreis, 1000 Euro versprochen.

Auf diese Weise sind nun 23.000 Euro zusammengekommen. Was geschieht mit dem Geld?

Das überlegen wir gerade noch. Es geht aber auf jeden Fall an die Hilfsorganisation "Hand in Hand", die Projekte im Senegal unterstützt. In der Nähe der Stadt Dakar konnte so im letzten Jahr mit 5000 Euro eine Schule gebaut werden. Und das erste Jahresgehalt für den Lehrer ist darin auch schon enthalten.

Haben Sie noch keine konkreten Ideen?

Doch. Eine weitere Schule wäre eine Möglichkeit. Wir möchten im Senegal auch weiterhin etwas für Kinder und Jugendliche tun, ihnen eine bessere Bildung und Betreuung ermöglichen. Denn darin liegt der Schlüssel, dass es den Menschen dort einmal besser geht. Außerdem sind gebildete Kinder selbstbewusster und kritischer, sie landen deshalb auch nicht so schnell bei Terrororganisationen wie dem Islamischen Staat.

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