Wie das Neckargeracher Lauerskreuz zu seinem Namen kam
Norman Link erzählt von der Sage vom Lauerskreuz und der Gründung der Siedlung

Neckargerach. (gin) "Lauerskreuz" kennt man heute vor allem als einen Ortsteil von Neckargerach. Gleich zwei Geschichten sind mit dem Gebiet verknüpft – die eine historisch greifbar, die andere durch ein steinernes Kreuz repräsentiert.
Doch erst zur moderneren Geschichte: Mitte der 1930er-Jahre wurde eine Fläche des Gemeindewalds Hohwald, fast drei Kilometer von der Gemeinde entfernt, gerodet und eine Siedlung angelegt. Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs strebte man nach einer stärkeren Selbstversorgung des Landes, weshalb zwölf sogenannte "Eindachhöfe" entstanden. 27 Interessenten meldeten sich schon zu Beginn der Rodungsarbeiten, um die Höfe zu bewirtschaften, doch nicht jeder konnte einfach so Siedler werden.
"Man musste sich auf eine Siedlerstelle bewerben", erzählt Neckargerachs Bürgermeister Norman Link. "Als Voraussetzungen galten unter anderem ein Gesundheitsattest, ein Ariernachweis und der Ehestand." 1939 arbeiteten dann elf Landwirte und ein Schmied in Lauerskreuz. Nach dem Krieg wurden sechs der Plätze wieder frei. "Diese wurden dann von Heimatvertriebenen erworben", berichtet Link. "Von den ursprünglichen Siedlerfamilien war Ende der 80er-Jahre noch die Hälfte dort wohnhaft."
Das eigentliche Lauerskreuz, das Steinkreuz, von dem sich der Name der Siedlung ableitet, wurde im Zuge der Arbeiten um etwa 300 Meter von seinem ursprünglichen Standort versetzt. Der Legende nach erinnert es an einen Mord aus napoleonischer Zeit. "In einem benachbarten Dorf soll damals eine angesehene Bauernfamilie namens Lauer gelebt haben", erzählt der Bürgermeister die Geschichte. "Nach dem Tod des Bauern heiratete ein Fremder in den Hof ein, der sich jedoch nicht mit seinem Stiefsohn vertrug und diesen irgendwann vor die Tür setzte. Lange blieb der Junge verschwunden, trat in den Kriegsdienst ein, schwor aber zuvor Rache. Als er eines Tages wieder auftauchte, rächte er sich an dem neuen Mann der Mutter, der ihm einst so übel mitgespielt hatte. Im Seebachtal soll der Bauer von seinem Stiefsohn niedergeschlagen und an ein Pferd gebunden worden sein, das ihn zu Tode schleifte."
Das Schicksal des jungen Mannes ist nicht überliefert. "Es wird lediglich erzählt", fährt Link fort, "dass er an dem Platz, an dem er seinen Stiefvater liegen ließ, aus einer Steinplatte ein Kreuz hauen musste." Heute steht der Gedenkstein etwa 340 Meter über dem Neckartal, 300 Meter vom "Lauerskreuz" entfernt, rechts des Wanderweges Richtung Neckargerach. Die Versetzung des Gedenksteines war im Zuge des Ausbaus der Straße nach Lauerskreuz erforderlich geworden. Eine Inschrift trägt es nicht, jedoch wurde über den Naturpark eine Tafel angebracht, auf der die Geschichte des Bauern Lauer zu lesen ist und die bis heute daran erinnert, wie Lauerskreuz zu seinem Namen kam.