Hermes-Dienstleistungen-Automation baut Strukturen aus
Vom Start-up zur Unternehmensgruppe in nur vier Jahren. 100 neue Mitarbeiter sollen eingestellt werden.

Osterburken. (ahn) "Alles fing mit einem Treffen am Kaffeeautomaten bei drei Radlern an", berichten HDAO-Geschäftsführer Mario Hermes und der Gesellschafter Uwe Belzner, die damals nach eben diesem Treffen das Start-up-Unternehmen Hermes-Dienstleistungen-Automation-Osterburken (HDAO GmbH) ins Leben riefen . Das war 2018. Vier Jahre später ist aus dem Start-up die HDAO-Unternehmensgruppe mit drei Tochtergesellschaften geworden. Sie zählt zu einem der wachstumsstärksten Unternehmen des Neckar-Odenwald-Kreises. Der Spezialist für Automatisierung und Steuerungstechnik beschäftigt inzwischen weltweit 230 Mitarbeiter – und ist auf der Suche nach weiteren Fachkräften. Unter anderem warum die Corona-Pandemie ein Wachstumstreiber ist, erklären Mario Hermes, Geschäftsführer der HDAO Group Holding und der Tochterfirma HDAO International, Thomas Haaf, der zusammen mit Hermes Geschäftsführer der Tochterfirma HDAO Automation ist, Gesellschafter Uwe Belzner, Steffen Tomac, der mit Marcus Albrecht die Tochterfirma HDAO ISO (Industrial Solutions Osterburken) führt, sowie Jürgen Funke, Rechtsberater und Prokurist, in einem Pressegespräch mit der RNZ.
"Mario Hermes war damals mein Angestellter, als wir bei E.R.S, einer Osterburkener Firma für Automatisierungstechnik und Steuerungskonzepte, arbeiteten", erklärt Uwe Belzner. Bei dem eingangs erwähnten Treffen am Kaffeautomaten überlegten sie sich, wie sie Prozesse optimieren und Kosten einsparen könnten. Das Ergebnis: Sie gründeten eine eigene Firma. "Nun konnten wir Komplettprojekte aus einer Hand anbieten", so Belzner, während Hermes ergänzt: "Die Notwendigkeit war allerdings da, schnell zu wachsen."
Das schafften sie mit viel unternehmerischem Geschick – und einer guten Portion Eigenkapital. "Wir haben alles selbst finanziert und waren bis jetzt noch nie im Minus. Wir sind also bankenunabhängig", erklärt Hermes. 2019, ein Jahr nach der Firmengründung, beschäftigte das Unternehmen bereits 24 Angestellte, ein Jahr später waren es 130 und aktuell sind es 230.
Doch auch die steil nach oben zeigenden Umsatzzahlen sind beeindruckend: "2021 konnten wir unseren Umsatz im Vergleich zum Vorjahr verdoppeln", informieren sie. Und der positive Trend hält an: Aktuell entspricht der Auftragseingang für das laufende Jahr bereits dem Gesamtumsatz aus dem Jahr 2021. Das Ziel: einen Umsatz von 30 Millionen Euro in diesem Jahr generieren. "Ein realistisches Ziel", sind sich die Verantwortlichen einig.
Neben dem unternehmerischen Geschick trägt allerdings auch die Corona-Pandemie zum Aufschwung bei. "Ohne Corona wären wir nicht da, wo wir heute sind", meint Steffen Tomac, der auch Leiter des Geschäftsbereichs Asien ist. Dort in China "liegt viel Potenzial für uns", erklärt Belzner. "Die Pandemie hat uns global neue Geschäftsfelder eröffnet."

Dabei kommt der Osterburkener Unternehmensgruppe zugute, dass sie kein eigenes Produkt, sondern Dienstleistungen anbietet. "Da ist das Geschäftsfeld egal." So ist HDAO inzwischen auf den zukunftsweisenden Feldern der Batterieherstellung oder der E-Mobilität tätig. "Da, wo Gigafactorys entstehen, sind wir dabei", erklärt Tomac. Dabei ist die E-Mobiliät ein klarer Wachstumstreiber, "aber wir sind von ihr nicht abhängig", erklärt Haaf.
"Das Wachstum hat uns selbst überrascht", sagt Mario Hermes, während Tomac ergänzt, dass man bei so viel Wachstum schnell den Überblick verlieren könne. Deshalb hat sich das Unternehmen neu strukturiert. Unter dem Dach der HDAO-Unternehmensgruppe gibt es nun drei Tochtergesellschaften, wobei die Ressorts Finanzen, Personal sowie Marketing und Vertrieb zentral für die ganze Gruppe angelegt sind. "Das ist ein riesiger Vorteil. Wir haben keinen zusätzlichen Aufwand und keine doppelten Kosten", erklärt Uwe Belzner. Außerdem sei der Austausch von Leistungen leichter, und man sei flexibler.
Darüber hinaus bietet die neue Unternehmensstruktur auch Sicherheiten. Zum Beispiel bei internationalen Verträgen. "Da kann viel schiefgehen", sagt Jürgen Funke, der unter anderem dafür zuständig ist, die Verträge rechtlich abzusichern. Diese werden über die Tochterfirma HDAO International abgewickelt. "Wenn Probleme entstehen, werden die anderen Teile nicht in Mitleidenschaft gezogen. Die neue Struktur wirkt also wie eine Brandschutzmauer", erklärt Funke, der rechtsberatend für alle Tochtergesellschaften tätig ist. Eigentlich wollte der Rechtsanwalt schon in Rente gehen, doch Mario Hermes hat ihn dazu überredet, bei HDAO anzufangen.
Das ist bei Weitem kein Einzelfall. Denn bei der Akquise neuer Mitarbeiter setzt das Unternehmen neben Mundpropaganda auch auf altbewährte Kräfte. "Im Neckar-Odenwald-Kreis kennt jeder jeden. Da erinnert man sich an Leute, mit denen man früher zusammengearbeitet hat", so Belzner.
Apropos Neckar-Odenwald-Kreis: "Für uns ist es wichtig, dass unsere Mitarbeiter aus der Region kommen und sich hier zuhause fühlen", betont Haaf. "Denn wir sind sehr heimatverbunden und möchten ein starker Arbeitgeber für die Region werden." Dafür sucht die Unternehmensgruppe weitere Fachkräfte, die "Qualität und Kompetenzen von außen reinbringen", so Belzner. Aber auch neue Azubis oder Studenten eines dualen Studiengangs sind willkommen.
"Arbeitnehmer wollen vor allem drei Dinge: eine gute Bezahlung, ein gutes Standing des Arbeitgebers und ein gutes Betriebsklima", erklärt Funke. "Das alles ist bei uns gegeben." Und Steffen Tomac fügt hinzu: "Trotz unserer Größe geht es bei uns immer noch familiär zu."
"Das Kapital und das Herz unserer Firma sind unsere Beschäftigten", sind sich Hermes und Haaf einig. Und damit das positive Betriebsklima auch wirklich bei allen ankommt, hat man eine erweiterte Geschäftsführung mit 13 Mitarbeitern eingeführt. "Die sollen als Sprachrohr nach unten fungieren und gemäß unserer Philosophie Menschlichkeit und Respekt transportieren", so Tomac.
Konkret sucht die Unternehmensgruppe 100 neue Mitarbeiter, die langfristig angestellt werden sollen. Und zwar am Standort in Osterburken und am neuen Standort in Gotha in Thüringen. Dort übernimmt man sowohl die Mitarbeiter als auch das Inventar eines metallverarbeitenden Betriebs, nachdem der Inhaber in Rente geht. Noch im Februar soll der Kauf über die Bühne gehen.
Und am Osterburkener Standort wartet man auf die Baufreigabe für eine Erweiterung. Hierbei soll nachhaltig in Holzweise gebaut werden. Und eine neue Erweiterung im RIO ist auch schon in Planung.
Von ihrem Wachstum und ihrem Gewinn will die Unternehmensgruppe aber auch etwas zurückgeben. So unterstützten die Verantwortlichen zum Beispiel die von Bürgermeister Wolfram Bernhardt ins Leben gerufene Bürgerstiftung in Adelsheim mit einem Betrag von 20.000 Euro. Darüber hinaus sind sie auch als Sponsor für Sportvereine tätig. Getreu nach dem von Tomac ausgegebenen Motto: "Wir begrenzen uns nicht selbst, sondern erfinden uns jeden Tag aufs Neue."