Güdel Osterburken

Aus der Region in die ganze Welt

Geschäftsführer Dennis Nohr hat Güdel Germany in den letzten Jahren zum gesunden Wachstum geführt.

25.03.2022 UPDATE: 27.03.2022 06:00 Uhr 3 Minuten, 48 Sekunden
Hauptsitz der Firma Güdel im Regionalen Industriepark Osterburken (RIO). Foto: Güdel

Osterburken. (ahn) "Wir haben eine tolle Entwicklung hingelegt, auf die wir sehr stolz sind", fasst Dennis Nohr die letzten Jahre bei Güdel Germany zusammen. Nohr ist seit 2019 Geschäftsführer am Hauptsitz im Regionalen Industriepark Osterburken (RIO). Die schwierigen letzten Jahren im Unternehmen konnten gut gemeistert werden, und der Trend zeigt wieder nach oben. So rechnet man nach dem letztjährigen Umsatz in Höhe von 22 Millionen Euro in diesem Jahr mit einem Umsatz von 28 Millionen Euro.

"Viele fragen mich, was wir hier im RIO überhaupt machen", meint Dennis Nohr mit einem Lachen. Die Antwort lässt sich schwierig in einem Satz zusammenfassen, da die Kompetenzen mannigfaltig sind. Also am besten von vorne. "Angefangen hat alles 1954 mit einem konventionellen Fertigungsbetrieb im Maschinenbau im schweizerischen Langenthal", erklärt der 43-Jährige. Im Laufe der Zeit habe man sich immer mehr auf Antriebs- und Systemtechnik spezialisiert.

Heute ist die Güdel-Gruppe immer noch ein Familienunternehmen, geführt in der dritten Generation. Und diese setzt das fort, was Güdel ausmacht: nämlich "ein familiäres Unternehmen zu sein", so Nohr, selbst Vater von zwei Kindern.

Dennis Nohr ist seit 2019 Geschäftsführer bei Güdel Germany. Foto: ahn

Inzwischen ist Güdel zu einer Unternehmensgruppe mit 20 Standorten weltweit und rund 1000 Mitarbeitern herangewachsen. Der Hauptsitz ist in Langenthal in der Schweiz. Hier würden die Antriebskomponenten und Portale, das Herz aller Güdel-Systeme, mit einer hohen Wertschöpfung und auf höchstem Qualitätsniveau gefertigt, beschreibt Nohr. Gerade im Bereich der Pressen-Automatisierung sei das Unternehmen Weltmarktführer. "Allein in China haben wir weit über 100 Pressenstraßen automatisiert. Es ist eins unserer stärksten Standbeine", erklärt der Diplom-Ingenieur, der 2017 von einem deutschen Pressenhersteller zur Pressen-Automatisierung bei Güdel gewechselt ist.

Daneben bietet man auch Lösungen bei der Verarbeitung von Eisenbahnrädern und -achsen an. Und das ist – im wahrsten Sinne des Wortes – kein leichtes Unterfangen: Denn ein Radsatz eines Zugs bringt schon einmal bis zu zwei Tonnen auf die Waage. Die automatisierten Greifer, die ein solches Rad bewegen, müssen also entsprechend dimensioniert sein.

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Damit solche Automationsprozesse dann flüssig ablaufen, braucht es einiges an Know-how. Und das ist in Osterburken vorhanden. Denn schließlich ist hier der Bereich "Railway" das größte Standbein. Daneben ist man hier am Hauptsitz des Tochterunternehmens Güdel Germany vor allem auf den Bereich "General Industries" und "Automotive" spezialisiert.

Weitere Tätigkeitsfelder liegen im Bereich "Werkzeugmaschinen" und "Intralogistik". Eine der Kompetenzen von Güdel Germany ist dabei die Entwicklung von Greifern und Systemen. Die dann alles vom fünf Tonnen schweren Stahlblock für etwa große Ventilblöcke bis hin zu Tabletts, auf denen Gummibärchen gebacken werden, bewegen.

Solche Greifer braucht man auch in der Automobilbranche, in der das Unternehmen ebenfalls tätig ist. So bietet man im Bereich der E-Mobilität Lösungen für die Herstellung und Logistik von Antriebssträngen oder von Batteriepacks an – ebenfalls keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass so eine Batterie bis zu 1,5 Tonnen wiegen kann. Die automatisierten Fertigungsstrecken können dabei mehrere 100 Meter lang sein.

Die Kunden, unter denen sich sämtliche große Automobilhersteller befinden, "haben die Flexibilität, zwischen automatisierten Komplettlösungen oder lediglich Einzelkomponenten, die in Langenthal in Schweizer Qualität hergestellt werden, zu entscheiden", informiert der Geschäftsführer. Dies gilt für die gesamte Produktpalette.

Dazu gehört auch der Bereich "Prime Care", in dem man sich neu aufgestellt habe. "Durch unsere kompetente Wartungsmannschaft erzielen wir auch hier große Erfolge. Wir sind hier nah an unseren Kunden", informiert Nohr.

Weiterhin erfolgreich will man auch im Bereich der digitalen Produkte sein. "Die Nachfrage wird auf jeden Fall zunehmen. Auch hier stellen wir uns entsprechend auf – aber mit Bedacht. Denn wir wollen ein gesundes und nachhaltiges Wachstum", erklärt der 43-Jährige.

Nachdem er 2019 den Betrieb in Osterburken federführend übernommen hatte, wurden im RIO vor allem die Steuerungstechnikkompetenzen weiter aufgebaut. Im März 2019 wurde eine neue Geschäftsführung mit Manfred Matter (Engineering), Stephan Diethei (Operation), Erik Longin (Finance) und Dennis Nohr installiert, die zum Ziel hat, die strategischen Geschäftsfelder intensiv auszubauen.

Viel Wert legt man in der Römerstadt auch auf die rund 80 Mitarbeiter. Besonders dass nun Osterburken Hauptsitz von Güdel Germany geworden ist, "war ein wichtiger Punkt und positiv für die Menschen hier", ist der Geschäftsführer überzeugt. "Der größte Teil der Belegschaft kommt aus der Region und ist hier verwurzelt." Das gilt auch für die Führungsmannschaft. "So soll es sein. Wir sprechen alle eine Sprache und wollen lokale Werte repräsentieren."

So sollen auch neue Mitarbeiter möglichst aus der Region kommen. "Wir stehen zwar gut da, aber unser Problem ist, dass es sehr schwer ist, Fachpersonal zu finden", so Nohr. Dabei stünden vor allem Einkäufer, Projektleiter, Elektriker und Industriemechaniker im Fokus. Diese profitieren dann auch von flexiblen Arbeitszeitmodellen oder von Extras wie etwa einem Gesundheitsbonus. Außerdem will man künftig auch mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen, vor allem für angehende Industriemechaniker und technische Produktdesigner. Darüber hinaus soll noch mehr in Weiterbildungen investiert werden.

Güdel bietet auch die Automation bei der Fertigung von Zugachsen und -rädern an. Foto: Güdel

"Es erfüllt mich jeden Tag mit Freude, für die Menschen hier am Standort arbeiten zu dürfen. Das Wichtigste ist nämlich ein familiäres Umfeld", erklärt Nohr. "Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie sehr gut und flexibel mit Veränderungen umgehen kann – auch etwa mit den Regelungen und Einschränkungen durch Corona, was sehr gut klappt."

Apropos Corona: "Während der Pandemie mussten wir kein einziges Projekt stoppen", berichtet der Geschäftsführer. Das liege vor allem an der weltweiten Organisation des Unternehmens. Denn "wir sind dort, wo unsere Kunden, zu denen große und mittelständische Unternehmen zählen, auch sind: zum Beispiel in Australien, in China, in den USA. Also quasi aus Osterburken in die ganze Welt."

Zum Erfolgskonzept gehören auch die strategischen, zum Teil lokalen Partner, "mit denen wir schon lange Jahre erfolgreich zusammenarbeiten", so Nohr. Wobei Güdel Germany vieles aus eigener Hand anbietet. "Wir machen viele Dinge, an die sich andere nicht wagen", meint der Geschäftsführer.

"Wir haben nun zwei Jahre Aufbauarbeit am Markt geleistet. Der Jahresanfang war sehr gut, und jetzt schauen wir sehr positiv in die nächsten Monate", so Nohr. Denn schließlich heißt die Agenda bis 2025: ein gesundes Wachstum generieren.

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