Bauschutt des Kernkraftwerks Obrigheim kommt nach Buchen

Energieversorger EnBW bereitet Unterlagen für Anlieferung nach Buchen vor - Umweltministerium: erste Charge mit fünf Tonnen - Strahlung liegt innerhalb der Grenzwerte

10.06.2016 UPDATE: 11.06.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 42 Sekunden

Auf dem Deponiegelände wird der Betonmüll des im Rückbau befindlichen Atommeilers Obrigheim eingebaut werden. Unsere Aufnahme zeigt den neuen Verfüllabschnitt VA8, in dem der Bauschutt eingelagert wird. Foto: AWN

Von Alexander Rechner

Buchen. Noch in diesem Jahr kommt ein Teil des Bauschutts aus dem im Rückbau befindlichen Kernkraftwerk Obrigheim (KWO) nach Buchen auf die Deponie Sansenhecken. Auf die Nachfrage, wann der erste Laster mit frei gemessenem Bauschutt aus Obrigheim vor der Buchener Deponietüre stehen wird, nannte das baden-württembergische Umweltministerium aber kein genaues Datum. Dem Ministerium zufolge sei bisher noch keine Charge zur Anlieferung bei der Deponie angemeldet. "Es ist jedoch geplant, noch im Jahr 2016 mit der Anlieferung freigegebener Abfälle zu beginnen", bestätigt Frank Lorho, stellvertretender Pressesprecher des Umweltministeriums Baden-Württemberg.

Der Energieversorger EnBW, der als Besitzer des vom Netz gegangenen Reaktors die Anlieferung bei der Buchener Deponie vorbereiten muss, bekräftigt, dass er an einer zügigen Abwicklung interessiert ist. "Damit noch in diesem Jahr eine Anlieferung erfolgen kann", erläutert Angela Brötel, Leiterin Medienkommunikation der EnBW.

Hintergrund

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> Dezember 2012: Uli Sckerl, Parlamentarischer Geschäftsführer der Landtagsfraktion der Grünen, fragt mit einer Pressemitteilung nach, warum Rückbaumaterial vom KWO in Sinsheim und nicht im zuständigen Buchen eingelagert wurde (rund 100 Tonnen)

> Juli 2013: Schreiben von Landrat Dr. Achim Brötel an Umweltminister Franz Untersteller unter anderem mit dem Wunsch nach einer Moderation dieses Prozesses

> Juli 2013: Antwortschreiben von Minister Untersteller: Eine Moderation wird nicht als notwendig angesehen

> November 2013: Schreiben von Achim Brötel an Ministerpräsident Winfried Kretschmann

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> Dezember 2013: Schreiben der damaligen Ministerin Silke Krebs

> Januar 2014: Bürgerinitiative übergibt rund 2000 Unterschriften "gegen die Einlagerung von Rückbaumaterial in Buchen"

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Im Moment laufen die operativen Vorbereitungen, wie es aus dem Konzernsitz in Karlsruhe heißt. Im vergangenen Jahr hatten sich der Landkreistag, das Umweltministerium und die EnBW auf eine Möglichkeit verständigt, wie die als unbedenklich eingestuften Abfälle auf herkömmlichen Hausmülldeponien gelagert werden können (wir berichteten). Eine "Handlungsanleitung für den Umgang mit Abfällen aus dem Abriss von Atomanlagen" ist erarbeitet worden. Dabei sieht das Konsenspapier eine lückenlose Kontrolle der Freimessung der Betonreste durch die Betreiberin EnBW vor. Frei gemessen bedeutet, dass die Prüfung des Bauschutts ergeben hat, dass die Strahlung innerhalb der Grenzwerte liegt. In dieser Handlungsanleitung ist auch festgelegt, welche Informationen die Abfallwirtschaftsgesellschaft des Neckar-Odenwald-Kreises (AWN) im Zusammenhang mit einer konkreten Anlieferung erhalten muss. "Diese Informationen bereiten wir entsprechend vor", erklärt Angela Brötel. Die für die Anlieferung spezifischen Unterlagen wurden nach ihrer Darstellung noch nicht an die AWN versandt.

Eine erste Charge mit Bauschutt des im Rückbau befindlichen Atommeilers Obrigheim wird voraussichtlich eine Masse von rund fünf Tonnen aufweisen, wie Ministeriumssprecher Lorho erläutert. Insgesamt fallen laut EnBW rund 3000 Tonnen an. Die Betonteile, die derzeit in Big-Bags vor Ort in Obrigheim gelagert würden, müssten nochmals von einem Gutachter des Umweltministeriums überprüft werden. "Dies ist noch nicht erfolgt", berichtet Angela Brötel.

Indes ist man bei der AWN für die Anlieferung gerüstet. "Auf der Deponie sind für den Einbau des Rückbaumaterials Sonderbereiche im neu erschlossenen Verfüllabschnitt VA8 vorgesehen", erklärt Martin Hahn, Pressesprecher der AWN, auf RNZ-Nachfrage. Für diesen Bereich sei die abfallrechtliche Abnahme in Vorbereitung.

Die AWN will dem Energiekonzern bei den Messungen auf die Finger schauen. "Die Handlungsanleitung ist für uns die Grundlage für die Abwicklung. Wir würden selbstverständlich von der Möglichkeit Gebrauch machen, einen eigenen Sachverständigen bei dem Freimessvorgang, also im Kraftwerk, einzuschalten", sagt Dr. Mathias Ginter, Geschäftsführer der AWN.

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