Bauschutt des KWO: Wunsch nach unabhängiger Kontrolle

AWN informierte über die Frage, ob Bauschutt des KWO nach Sansenhecken darf - Zweifel an der gesundheitlichen Unbedenklichkeit.

14.11.2013 UPDATE: 14.11.2013 05:00 Uhr 2 Minuten, 46 Sekunden
Die Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWN) behandelte die Frage, ob in Sansenhecken radioaktiver Betonmüll deponiert werden darf. Dazu stand Experte Christian Küppers den vielen Diskussionsteilnehmern Rede und Antwort. Foto: A. Rechner
Buchen. (ar) Darf in Sansenhecken radioaktiver Abfall deponiert werden? Dieser Fragestellung ging die kreiseigene Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWN) am Dienstagabend bei einer gut besuchten Veranstaltung nach. Viele Bürger nahmen daran teil, um Hintergrundinformationen zu diesem aktuell heiß diskutierten Thema zu erhalten. So auch Simone Fleckenstein aus Buchen: "Für mich ist von großer Bedeutung, dass der Bauschutt des Kernkraftwerks Obrigheim nicht radioaktiv und für uns sicher ist." Mit dieser Ansicht war sie an diesem Abend nicht alleine. Große Bedenken wurden dabei geäußert. Eine Buchener Teilnehmerin brachte es auf den Punkt: "Ich möchte eine Antwort haben, wie sicher ,freigemessen' ist." Und in der Folge war die "Freimessung", die ein politisch festgelegter Wert ist, die Kernthematik der Diskussion.

"Sie sollen sich heute ein Bild machen können", hob AWN-Geschäftsführer Dr. Mathias Ginter hervor, der den Besuchern Details darstellte. Diese Veranstaltung wurde erst nötig, weil der Energiekonzern EnBW rund 2400 Tonnen Bauschutt aus Obrigheim in Sansenhecken deponieren möchte, davon knapp 300 Tonnen noch in diesem Jahr.

Obwohl Landesumweltminister Franz Untersteller (Grüne) diesen "freigemessen" Bauschutt als "absolut unbedenklich" bezeichnet, wurden kritische Stimmen gegen die geplante Deponierung dieses Mülls in Buchen laut.

Geschäftsführer Ginter verdeutlichte, dass die AWN darauf hin der EnBW "eine Vielzahl an Fragen" gestellt hätte. Doch die Antworten stünden bisher noch aus. Ferner habe Dr. Ginter für die Abfallwirtschaftsgesellschaft keine Annahmeerklärung für den Obrigheimer Bauschutt unterschrieben.

Um diese Thematik fachkundig zu beleuchten, hatte die AWN den Experten Christian Küppers, den stellvertretenden Bereichsleiter "Nukleartechnik und Anlagensicherheit" im Öko-Institut Darmstadt, eingeladen. In seinem Vortrag ging Küppers ebenfalls auf das sogenannte Freigabeverfahren nach der Strahlenschutzverordnung ein, in dem sichergestellt werden soll, dass nur radioaktiv unbedenkliche Stoffe auf die normalen Entsorgungswege des Abfallrechts dürfen. Nach dem De-Minimis-Konzept als Maßstab für diese Undenklichkeit darf die von diesem Bauschutt ausgehende Strahlenbelastung nur einen Bruchteil der natürlichen Strahlenbelastung ausmachen. Hiernach kann eine Entlassung aus der strahlenschutzrechtlichen Überwachung dann verantwortet werden, wenn dies maximal zu einer Strahlenexposition führt, die im Bereich von 10 Mikrosievert im Kalenderjahr für Einzelpersonen der Bevölkerung liegt. Diese Dosis von 10 Mikrosievert pro Jahr liegt unterhalb der Dosen durch natürliche radioaktive Strahlung. So liegt die natürliche Strahlenbelastung in Deutschland durchschnittlich bei 2400 Mikrosievert pro Jahr, wie Dr. Ginter aufzeigte.

Allerdings konnte dies an diesem Abend wenig beruhigen, da die Freimessung des Bauschutts, die eine detaillierte Analyse der enthaltenen Nuklide ist, durch den Betreiber der jeweiligen Anlagen erfolgen. Hierbei wurde unter den Besuchern fehlendes Vertrauen in die Betreiber laut.

So sprach Dorothee Roos von einem "Konstruktionsfehler", dass die EnBW, die "den Müll los werden möchte", selbst misst. Ihr wäre eine "unabhängige Kontrolle lieber". Darin war sie sich mit Christine Denz einig, die ihre Zweifel an diesem Verfahren äußerte.

Für Buchens Bürgermeister Roland Burger ist es wichtig, dass dieser Prozess korrekt abläuft. Denn die Sicherheit der Bürger hat für ihn höchste Priorität. Der Rathauschef plädierte für eine zusätzliche Kontrolle an der Deponie.

Dabei wurde allerdings deutlich, dass die konkrete Strahlenbelastung des Bauschutts nicht in Sansenhecken gemessen werden könnte. Die EnBW würde "in hermetisch abgeschirmten Räumen" messen, und dort die Radioaktivität nur des Materials feststellen, so Dr. Ginter. In der rege geführten Diskussion wurde darüber hinaus informiert, dass die Messeinrichtungen der Betreiber wiederkehrend unter Beteiligung der von der Aufsichtsbehörde hinzugezogenen Sachverständigen geprüft würden. Allerdings äußerten Diskussionsteilnehmer ebenfalls ihren Wunsch nach Transparenz und Offenheit gegenüber der Öffentlichkeit.

Auf Nachfrage verdeutliche Christian Küppers, dass die geplante Ablagerung des Betonmülls den Vorteil hätte, dass dieser oben und unten mit einer Folie bedeckt sei. Eine Gefahr für Leib und Leben vom Bauschutt ausgehend sah er nicht, da es nur ein kleines Risiko wäre.

Ein landesweites Konzept für "alle Deponien, die damit zu tun haben werden", müsse nach Ansicht von Dr. Mathias Ginter nun entwickelt werden.

Für den Geschäftsführer war das Gespräch wichtig. So kamen vor der Informationsveranstaltung Vertreter der "Bürgerinitiative gegen den Müllgestank in Buchen" ("Bigmüg") mit Repräsentanten der AWN und Christian Küppers zu einem Dialog zusammen.

Allerdings bestanden bei vielen Teilnehmern immer noch grundsätzlicher Zweifel an der gesundheitlichen Unbedenklichkeit des Betonmülls aus dem Kernkraftwerk Obrigheim. Viele Besucher sorgten sich, weil es kein überzeugendes Konzept gebe. Insbesondere was die Kontrolle des Bauschutts anbelangt. So wertete Simone Fleckenstein die Veranstaltung letztlich zumindest als "einen guten Anfang für weitere Diskussionen".



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