Barrierefreiheit kommt Rosenberg teuer zu stehen
Zustimmung nach langer Debatte im Gemeinderat - Kosten von etwa 100.000 Euro - Beschluss über Radweg vertagt

Die Bahnunterführung in Hirschlanden soll barrierefrei nutzbar werden. Das vom Ortschaftsrat schon seit Jahren gewünschte Vorhaben sorgte im Rosenberger Gemeinderat am Dienstag für eine rege Diskussion, ehe beschlossen wurde, die vorgestellte Planungsvariante 2 mit Umbaukosten in Höhe von 100.000 Euro weiter zu verfolgen. Foto: Helmut Frodl
Rosenberg. (F) So diskussionsfreudig wie bei einigen Punkten in der Sitzung am Dienstagabend im Bürgersaal des Rathauses war der Rosenberger Gemeinderat schon lange nicht mehr. Über die Herstellung der Barrierefreiheit der Bahnunterführung im Ortsteil Hirschlanden und über den Ausbau des Radwegs Ensigheim wurde 90 Minuten beraten, ehe Beschlüsse gefasst wurden. Die Vorstellung der Planungsvarianten erfolgte durch Marco Rieß vom planenden Büro Sack und Partner (Adelsheim).
Wie Bürgermeister Baar zur geplanten Herstellung der Barrierefreiheit der Bahnunterführung in Hirschlanden sagte, gelte es, die "Marschrichtung" zu diskutieren und sich mit der Art der Bauausführung zu befassen.
Für diese Baumaßnahme waren vom Ingenieurbüro Sack und Partner (Adelsheim) zwei Varianten erarbeitet worden, die Marco Rieß vorstellte. Die Ausführung mit geringerer Steigung, aber damit auch größerer Baulänge (bis zur Kreisstraße) sei wegen der geschätzten Kosten in Höhe von 145.000 Euro aus finanziellen Gründen bereits verworfen worden. Die zweite Variante ermögliche den behindertenfreundlichen Zugang zum Holzsteg über die Rinnau. Der Anstieg bei dieser Variante sei mit 9,8 Prozent steiler, aber noch gut begehbar. Hier sei mit Kosten von 100.000 Euro zu rechnen.
Wie Hirschlandens Ortsvorsteher Martin Herrmann zu dem Vorhaben unterstrich, befasse sich der Ortschaftsrat bereits seit fünf Jahren intensiv mit der Frage, wie die Barrierefreiheit der Bahnunterführung geschaffen werden könne. Die Gemeinde sei mehrmals auf die hier vorhandenen Gefahrenpunkte hingewiesen worden. Eine von der "Bau-Gruppe" des Ortsteils durchgeführte Erhebung habe ergeben, dass die Unterführung von 32 Personen mit Rollator regelmäßig genutzt werde. Etliche Unfälle verdeutlichten die Dringlichkeit der Maßnahme, so teuer sie auch sei.
Ratsmitglied Lukas Haas widersprach und vertrat die Ansicht, dass Rollatornutzern beim Besuch von Kirche oder Veranstaltungen durchaus ein Umweg von rund 300 Metern zugemutet werden könne, was Ortsvorsteher Herrmann als "Unverschämtheit" bezeichnete. Herrmann erwartete die Zustimmung zum Projekt und verwies darauf, dass die Gemeinderäte aus Hirschlanden ihrerseits zum Beispiel auch dem Kauf des Rosenberger Lebensmittelmarktes durch die Gemeinde oder dem Ausbau der Ortsdurchfahrt zugestimmt habe. Diese Aussage wiederum rief Bürgermeister Baar auf den Plan, der dazu aufrief, mit dem Aufrechnen, in welchem Ortsteil es welche Investition gebe, aufzuhören.
Anna Heppner betonte, dass man es den Einwohner ermöglichen müsse, zur Teilnahme am dörflichen Leben "von A nach B" zu kommen. Die Unterführung sei ein neuralgischer Punkt in Hirschlanden.
Gemeinderat Jochen Kautzmann vertrat die Meinung, dass Hirschlanden diese Rampe benötigt, war aber von den hohen Kosten überrascht. Gemeinderätin Katrin Weiber lobte die Arbeit des Ortsvorstehers von Hirschlanden, mahnte aber, wie ihr Vorredner, dass man die Ortsteile nicht gegeneinander ausspielen soll. Sie bezeichnete es als völlig ungerechtfertigt, wie Herrmann auf die Meinungsäußerung des Ratskollegen Haas reagiert hat, und rief dazu auf, auf sachlicher Ebene zu diskutieren. Man müsse sich auf Umgangsformen besinnen.
Ratsmitglied Arnold stellte fest, dass die Gemeinde weitere Unfälle in Kauf nehme, wenn sich in Sachen Unterführung nichts tue, und auch Gemeinderätin Grimm sprach sich trotz "erschreckend hoher Kosten" für die Durchführung der Maßnahme aus.
Mehr als eine Stunde wurde diskutiert, ehe der Gemeinderat schließlich beschloss, die Planung der zweiten Variante weiter zu verfolgen. Die Baukosten sollen im Haushaltplan 2019 eingeplant werden. Vorab soll geklärt werden, ob eine Bezuschussung durch das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum erwartet werden kann.
Eine rege Diskussion entwickelte sich auch bezüglich des geplanten Ausbaus des Radwegs vom Ferienhausgebiet Ensigheim in Richtung Osterburken, nachdem Planer Marco Rieß die Ist-Situation und zwei Ausbauvarianten vorgestellt hatte. Wie er mitteilte, werden die Baukosten bei einem Vollausbau über eine Länge von rund 800 Metern bis zur Gemarkungsgrenze Osterburken rund 470.000 Euro betragen; in einer abgespeckten und kürzeren Variante mit einer Länge rund 630 Metern sei mit Kosten von 190.000 Euro zu rechnen. Die Bauzeit bezifferte Rieß auf drei Monate. Die Entscheidung wurde nach eingehender Beratung vertagt. Nach Abklärung der Fördermöglichkeiten für beide Varianten ist der Baubeginn frühestens im Jahre 2019 möglich.



