Altes Kino soll Nationaltheater ersetzen
Marcus Augsburger informierte den Kulturausschuss über die Vorbereitungen für die Generalsanierung. Der Start folgt nach Ende der Spielzeit.

Von Olivia Kaiser
Mannheim. Wenn alles nach Plan läuft, dann beginnen in etwa einem Jahr, nach Ende der aktuellen Spielzeit, die Sanierungsarbeiten am Nationaltheater. Das Projekt "Generalsanierung" indes hat quasi schon begonnen, nämlich mit der Organisation von Ersatzspielstätten und dem Bau eines neuen Zentrallagers. Nur wenn die Ersatzspielstätten zur Verfügung stehen, kann das Konzept einer Sanierung bei laufendem Theaterbetrieb gewährleistet werden. Der Zeitplan sei zwar eng getaktet, doch derzeit gehe man davon aus, dass er eingehalten werden könne, erklärte Architekt Marcus Augsburger. Der Leiter der Geschäftsstelle für die Generalsanierung des Nationaltheaters brachte die Stadträtinnen und Stadträte in der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses auf den aktuellen Stand des Mammutprojekts.
Für das Spielhaus am Goetheplatz wird derzeit die Baustellenlogistik vorbereitet. Aufgrund von Veränderungen in der Planung bei einigen unterirdischen Proberäumen – beispielsweise dem Stimmzimmer – muss die Baugenehmigung neu beantragt werden. Das war nötig, weil die Änderungen laut Augsburger Auswirkungen auf das Brandschutzkonzept haben. Er rechnet damit, dass die Baufreigabe 2022 vorliegt. Im kommenden Jahr sollen dann auch die ersten Informationsveranstaltungen für die Anwohner stattfinden.
Wie bereits mehrfach berichtet, ist der Bau eines neuen Zentrallagers auf einem Grundstück im Hafengebiet geplant. Dort sollen Kulissen, Möbel und Requisiten, die bisher an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet untergebracht waren, ein neues Quartier finden. Beim Architektenwettbewerb ging das Büro Molter Linnemann Architekten BDA aus Kaiserslautern als Sieger hervor und wurde mit einer Entwurfsplanung beauftragt. Allerdings könnte es Schwierigkeiten mit dem Grundstück geben. "Wir werden ein Bodengutachten in Auftrag geben", informierte Augsburger. Luftbilder des Geländes aus den 1920er-Jahren zeigten, das dort ein Hafenkanal verlaufen sei, der nun zugeschüttet ist. Die Statik des Hochregallagers müsse gegebenenfalls an diese Situation angepasst werden.
Das ehemalige Kino auf dem Franklin-Gelände wird während der Generalsanierung zur Bühne für Schauspiel und Tanz. 500 Personen sollen im Zuschauerraum Platz finden. Derzeit wird das Gebäude von der städtischen Entwicklungsgesellschaft MWSP entsprechend umgebaut. "Wir brauchen aber auch ein nahes Präsenzlager", erklärte der Architekt. "Wir prüfen dafür eine Fläche auf dem benachbarten Columbus-Areal." Die MWSP habe vertraglich zugesagt, dass das Kino zur Spielzeit 2022/23 übergeben werden könne.
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Die Opernproduktionen werden auf mehrere Standorte verteilt, dazu gehören der Pfalzbau in Ludwigshafen und das Rokokotheater in Schwetzingen. In beiden Häusern mietet man sich für bestimmte Zeitblöcke ein. Im Pfalzbau sind 35 bis 40 Spieltage pro Spielzeit, in Schwetzingen 18 Spieltage pro Spielzeit vorgesehen. Während man sich beim Rokokotheater laut Augsburger weitestgehend einig sei, laufe für den Pfalzbau gerade die Ausarbeitung des Vertrags.
Für Neuinszenierungen der Sparten Oper und Tanz soll eine temporäre Leichtbauhalle auf dem Oktoberfestplatz an der Theodor-Heuss-Anlage errichtet werden. Geplant ist ein Bau mit Bühne, Hinterbühne, Orchestergraben, Backstage-Bereich und einem Zuschauerraum für 800 Personen. Hinzu kommt ein zweistöckiges Foyer. Doch bevor mit dem Bau begonnen werden kann, müssen zunächst Strom- und Wasseranschlüsse neu verlegt werden, die wurden im Zug der Sanierung der Theodor-Heuss-Anlage nämlich zurückgebaut. Für all das ist nur ein Jahr Zeit, doch Augsburger ist zuversichtlich, dass es klappt. "Wir wollen den Bauantrag noch im Oktober einreichen." Zudem verhandle man gerade über das Catering für die Leichtbauhalle und das Kino.
Voraussetzung für einen Auszug aus dem Spielhaus ist aber die Fertigstellung des Umbaus des Probenzentrums Neckarau. Dort sollen Probensäle für Orchester und Chor eingerichtet werden. Hinzu kommen Umkleidezimmer und Räume für die Werkstätten des Nationaltheaters, die nicht bei den Ersatzspielstätten gebraucht werden. "In Neckarau laufen die Außen- und Innenarbeiten auf Hochtouren", informierte der Architekt.
Info: Die Generalsanierung soll fünf Jahre dauern und kostet 247 Millionen Euro. Hinzu kommen Kosten von 40 Millionen Euro für die Herrichtung der Ersatzspielstätten und den Bau des Zentrallagers. Der Bund fördert das Projekt mit 80 Millionen, das Land BadenWürttemberg mit 40 Millionen Euro.



