Weinheim

Filmemacher dreht spektakulären Film mit Surfmeister (+ Video)

Dazu sind sie vier Tage lang auf eine abgelegene Insel gereist.

10.02.2023 UPDATE: 10.02.2023 06:00 Uhr 3 Minuten, 47 Sekunden
Für einige Momente im Einklang mit der Kraft der Natur: Surf-Meister Tim Elter beim Wellenreiten am Strand der indonesischen Insel Sipora Barat. Foto: Bechtel
Interview
Interview
Sebastian Bechtel
Filmemacher aus Weinheim

Von Philipp Weber

Weinheim/Sipora Barat. Wie macht er das nur? Der junge Mann reitet an einer Welle entlang. Sie ist kurz davor zu brechen. Er gerät in den Wellentunnel. Kurz vor der hereinbrechenden Gischt schießt er auf seinem Surfbrett wieder hinaus. Im Hintergrund bilden Palmen ein Blätterdach in Dunkelgrün, es läuft sphärische Musik. Hinter der vermeintlichen Leichtigkeit stecken jedoch Hochleistungssport und harte Arbeit.

Das Surfgenie ist Tim Elter, 19 Jahre alt, Kaderathlet und vierfacher Deutscher Meister. Hinter der Kamera steht Sebastian Bechtel (23). Er stammt aus Weinheim. Die beiden haben im Sommer drei Wochen auf den Mentawai-Inseln verbracht. Herausgekommen ist der YouTube-Film "Clandestine Red starring Tim Elter – a Mentawai Surffilm". Die RNZ hat Bechtel in Weinheim getroffen.

Herr Bechtel, wie sind Sie dazu gekommen, Filme mit Hochklasse-Surfern zu drehen?

Ich surfe selber. Zunächst war ich mit meinen Eltern an der Atlantikküste, da war ich etwa zwölf Jahre alt. Der Sport hat mir auf Anhieb gefallen. Später wurde er zur Leidenschaft. In etwa demselben Alter habe ich angefangen, kleine Filme übers Mountainbiken und Skaten aufzunehmen. Irgendwann wurde mir klar, dass ich das beruflich machen will.

Nach dem Abitur am Privatgymnasium Weinheim bin ich erst einmal zwei Jahre gereist und habe als Surflehrer gearbeitet. Das war mein Ding. Auf Fuerteventura habe ich Tim kennengelernt. Wir haben schon vor dem Mentawai-Projekt Filme gemacht. Aber diese Inseln waren sein Traum.

Die Reise auf die abgelegene Insel Sipora Barat dauert vier Tage. Der Langstreckenflug nach Indonesien ist noch die leichteste Hürde: Die Mentawai-Inseln erreicht man nur mit kleinen Charter-Booten von der Hauptinsel Java aus. Tim Elter will trotzdem hin. Er hat die Inseln als Kind besucht. Nun will er sich dort beweisen. Neben den Einheimischen gibt es hier nur Surfer.

Die wenigsten von ihnen stammen aus Europa. Abgesehen von Früchten und Fischen kommen Nahrung und Energie mit Booten auf die Inseln. Die Surfer sind im Sommer da. Dann wühlen Sturmtiefs weit draußen auf hoher See den Indischen Ozean auf. Die Wellen brechen sich an den Stränden, zumeist bei Sonnenschein. Doch zunächst haben Bechtel und Elter kein Glück: Es regnet. Die Wellen bleiben aus.

Haben Sie eine Filmakademie besucht?

Nein, ich habe mir diese Dinge selbst beigebracht. Bei den Filmen helfen gelegentlich Sponsoren aus der Surfszene. Aber ich mache diese Projekte nicht des Profits wegen. Für mich ist das eine Leidenschaft.

Was fasziniert Sie denn so am Surfsport?

Das Surfen schafft es unglaublich gut, den Menschen für einige Momente in völligen Einklang mit der Kraft der Natur zu bringen. Das macht süchtig. Viele Leute finden auch den Lebensstil der Surfer cool.

Warum sind Sie auf den Film über das Surfen auf den Mentawai-Inseln stolz? War es der immense Aufwand?

Nein, der Film soll eher etwas rüberbringen, was mir in der Welt der Surffilme immer gefehlt hat. Da geht es meist um die Faszination Surfen, aber weniger um das Drumherum und vor allem die Kultur der Länder, die man für diesen Sport bereist. Wir lebten ja an Land und bekamen die Kultur der Leute mit.

Waren die Menschen vor Ort Ihnen gegenüber aufgeschlossen?

Mehr als nur Wellen und Strand: Filmer Sebastian Bechtel und Surfer Tim Elter sammelten auch Eindrücke vom Leben und der Kultur der Einheimischen. Foto: Bechtel

Ja, sehr. Sie machen gern ihre Späße und wirken irgendwie glücklich. Dabei ist ihre Lebensweise im Grunde sehr simpel. Wir fragten die Mitglieder einer einheimischen Großfamilie, ob sie nicht in andere Länder reisen wollten; aber sie meinten, sie hätten die Insel noch nie verlassen.

Die Insel ist ganz dörflich geprägt, die Menschen ernten Kokosnüsse und fischen. Inzwischen wird hier und da aber gebaut, es gibt also durchaus Wachstum. Es existiert auch Verschiedenes nebeneinander her: Einige gehen nie ins Wasser, sie haben Angst davor. Andere haben ältere Surfbretter von Touristen übernommen, sie bewegen sich gut im Wasser.

Wächst dort Konkurrenz für die großen Surfnationen heran?

Ich denke durchaus, dass dort Konkurrenz heranwächst, weil der Sport auch bei den Einheimischen immer verbreiteter wird. Es hat sich vor Kurzem erst ein indonesischer Surfer für die World Tour qualifiziert. Allerdings fehlen noch die Fördermittel, wie sie zum Beispiel in Deutschland bestehen.

Elter und Bechtel stehen Morgen für Morgen auf. Ihr erster Blick gilt stets den Wetterdaten. Und siehe da: Nach einigen Tagen Arbeit unter weniger optimalen Bedingungen ändert sich die Lage. Die Sonne scheint. Die Wellen kommen. Für die beiden jungen Männer wird ein Traum wahr. Sie finden aber auch Zeit, um Eindrücke vom dörflichen Leben festzuhalten.

Etwa von der alten Kirche, dem kleinen Markt, den Einheimischen auf ihren Mopeds und den Anglern auf ihren Booten. Es entsteht ein Werk, das wirkt wie eine Mischung aus Abenteuergeschichte und Videoclip. Über Wasser, unter Wasser, aus der Luft, die Kamera scheint überall zu sein.

Wie sind Ihnen denn die spektakulären Aufnahmen von Ihrem surfenden Freund geglückt?

Es gibt im Prinzip drei Möglichkeiten: Man kann die Kamera auf ein Stativ montieren und vom Strand aus arbeiten, etwa indem man an den Surfer heranzoomt. Es ist aber auch möglich, eine wasserfeste Kamera mit ins Meer zu nehmen und dem Surfbrett mit Schwimmflossen hinterherzuschwimmen. Und man kann mit Drohnen aus der Luft filmen.

Gab es da keinen Ärger mit den Behörden oder anderen Surfern?

Weder das eine noch das andere. Wir waren auch nicht die Einzigen, die gedreht haben. Manchmal haben wir uns mit einem anderen Team ausgetauscht und uns gegenseitig unterstützt.

Das letzte Abenteuer wartet auf der Rückreise. Als Bechtel und Elter wieder auf die dichter besiedelten Inseln Indonesiens übersetzen wollen, stürmt es. Aber der Langstreckenflug nach Europa ist gebucht. Sie setzen über. Der Bootsführer trägt einen Motorradhelm. Das Schiff schaukelt. Der Dieselgeruch des Motors dringt in die Kajüte. In der Wahrnehmung von Elter und Bechtel schaukelt die Welt noch eine ganze Weile weiter, als sie endlich wieder an Land sind. Zurück in Deutschland gibt es eine kleine Filmpremiere in Hamburg – und schon erste Planungen für das nächste Filmprojekt. Dass das Ergebnis des Mentawai-Abenteuers ankommt in der Gemeinschaft der Surfer, ist kaum zu bestreiten: Die Kommentare unter dem YouTube-Streifen sprechen für sich.

Info: Weitere Arbeiten von Sebastian Bechtel gibt es zu sehen unter: www.sebastianbechtel.net.

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