Zügellose Vermehrung

Die Metropolregion hat ein Katzenproblem

Kastrationsverordnung für Straßenkatzen gefordert - Gegen zügellose Vermehrung

03.10.2019 UPDATE: 04.10.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 34 Sekunden
Symbolfoto: dpa

Heidelberg/Mannheim. (gol) Mit gespitzten Ohren und aufmerksamen Augen flitzen die zwei Katzen zu ihrem versteckten Futterplatz. Hier werden die Nachkommen einer unkastrierten Freigängerkatze seit ihrer Geburt gefüttert. Richard und Rosie sind vor Jahren im Freien geboren. Sobald sich Fremde den misstrauischen Fellnasen nähern, sind sie auf und davon. Nur Leute, die sie kennen, lassen sie näher an sich heran.

Es sind ehrenamtliche Helfer wie Helen Kühner, Claudia Ries und die Helfer vom Heidelberger Verein "Straßenkatzen", die genau seit 25 Jahren teils wilde, teils zahme Außenseiter wie Richard und Rosie am Leben halten.

In den Gemeinderäten weiß man längst: auch die Metropolregion hat ein Katzenproblem. Die ausgesetzten oder entlaufenen Haustiere und deren unzählige Nachkommen streunen durch Städte und Gemeinden. Sie vermehren sich unkontrolliert. Wie viele Samtpfoten es genau sind, hat bislang niemand gezählt. Die Faustregel: zwei Straßenkatzen kommen im Stadtbezirk auf je 100 Einwohner und im ländlichen Bereich sind es bis zu 30.

Tierschützer wie Claudia Ries aus Heidelberg und die anderen "Katzenversorger" in der Metropolregion sehen nur eine Lösung, die rapide Vermehrung zu beenden: durch Kastration und ihre dauerhafte Versorgung an festen Plätzen mit Futter. Und so könnte das dann aussehen: Tierschützer fangen nicht kastrierte, trächtige oder kleine Katzen ein. Ein Tierarzt nimmt den Eingriff vor und wenn sie schon in Narkose liegen, eine Rundumbehandlung gegen Parasiten und eine Zahnsanierung.

Das Ergebnis: eine Verbesserung des Gesundheitszustandes der frei lebenden Katzen, ein Rückgang ihrer Population und damit letztlich auch eine Entlastung der überfüllten Tierheime und privater Tierschutzorganisationen.

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Doch die Kommunen der Metropolregion stellen sich bislang taub. Das wissen sie auch beim Verein "Straßenkatzen" und weisen am Welttierschutztag am heutigen Freitag darauf hin. Während in Hessen eine Stadt nach der anderen Kastrationsverordnungen erlässt, warten die Tierschützer von Heidelberg und Mannheim weiterhin auf behördlichen Beistand. "Uns geht es nicht um Geld, obwohl Kastrationen in anderen Bundesländern bezuschusst werden. Uns geht es zunächst um offizielle Unterstützung der Kommunen, damit wir uneinsichtige Katzenhalter besser überzeugen können", erläutert Helen Kühner.

Doch sie hört immer dieselben Gegenargumente: Die Kosten für eine Kastrationsverordnung seien zu hoch. Außerdem sei es eine Aufgabe des Bundes, das zu regeln. Die Pflicht zur Kastration greife überdies in das Persönlichkeitsrecht der Halter von Freigängern ein und schließlich würden sich ja die Tierschützer vor Ort um heimatlose Katzen kümmern. Aber gerade Tierheime oder Katzenschutzgruppen hätten mit einer Verordnung endlich die rechtliche Handhabe, entsprechende Verstöße zu melden.

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