Wahl in Schwetzingen

"Politik nicht hinnehmen, sondern abstimmen"

RNZ ist in Schwetzinger Wahllokal auf Stimmenfang gegangen

26.05.2019 UPDATE: 27.05.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 49 Sekunden

David Baumgärtel und Anja Hübenthal (l.) ist es wichtig, Stellung zu beziehen. Das sieht auch Wolfgang Leberecht (r.) so, Wahlhelfer und Wirtschaftsförderer der Stadt. Foto: len

Von Stefan Kern

Schwetzingen. Steigen die Temperaturen, sinkt die Wahlbeteiligung, lautet ein weit verbreitetes Gerücht. In Schwetzingen scheint es sich am Sonntag jedenfalls nicht zu bestätigen. "Wir haben ständig Menschen vor der Tür", sagt Wolfgang Leberecht, städtischer Wirtschaftsförderer und Wahlhelfer im Rathaus. Mitunter hätten sich beachtliche Warteschlangen vor den Wahllokalen gebildet.

Ordnungsamtsleiter Pascal Seidel teilt Leberechts Eindruck. Gerade von einer Tour durch alle 16 Wahlbezirke zurück, berichtet er von einem allgemeinen Andrang. "Die 124 Wahlhelfer haben viel zu tun", so Seidel. Wobei er wie Leberecht natürlich weiß, dass die Wahlbeteiligung erst nach Schließung der Wahllokale um 18 Uhr feststeht. Beide hoffen, dass sie möglichst hoch ausfällt, auf kommunaler wie auf europäischer Ebene. "Je mehr mitmachen, desto stärker ist unsere Demokratie", betont Seidel.

Die Wähler im Rathaus teilen diese Sicht. "Gerade in diesen unruhigen Zeiten", so Matthias Werner, sei es wichtig, von seinem Wahlrecht Gebrauch zu machen und mitzureden. Auch wenn man - zumindest bei der Europawahl - nur eine Stimme habe, ergänzt Hanna Fichtner. Viele Nichtwähler unterschätzten dies, meint Daniela Menges. Und bedachten nicht, dass fehlende Stimmen "den Falschen" zugute kommen könnten. Ähnlich sieht es Suat Ünal, der vor vier Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hat und für den die Wahl ein "Hebel gegen Hass und Ausgrenzung" ist. "Jetzt und hier muss man Stopp sagen." David Baumgärtel und Anja Hübenthal sind sich einig, dass Stellung zu beziehen das Fundament der Demokratie sei. "Politik nicht einfach hinnehmen, sondern abstimmen", erklärt Baumgärtel.

Frank dagegen hat den Glauben an die Politik verloren. Der 50-Jährige sitzt auf einer Parkbank in der Bahnhofsanlage und murrt: "Mir hört doch niemand zu. Die da oben machen keine Politik für die ganz unten." Deshalb sieht er keinen Sinn darin, wählen zu gehen. "Es macht sowieso keinen Unterschied."

Andere Nichtwähler auf dem Schlossplatz stimmen dem Satz zu. Interessant dabei ist, dass keiner von ihnen seinen vollen Namen nennen möchte. Weil Nichtwählen schwierig zu rechtfertigen ist? Oder weil sie wissen, dass ihr Verhalten der Demokratie nicht hilft? Der Kunstprofessor Josef Walch hat für Nichtwähler jedenfalls kein Verständnis. Vor allem für jene, die sich hinterher über das Wahlergebnis beschweren.

Roger Christoffel gibt ihm Recht. Jeden Tag sehe man in den Nachrichten, wie andere Menschen für ihr Wahlrecht kämpften, manchmal unter Einsatz ihres Lebens, sagt er. "Und wir kriegen es auf dem Silbertablett serviert und müssen trotzdem noch gebeten werden", ärgert sich Christoffel. Dabei sei Wählen gerade in Schwetzingen eine entspannte Sache. Ein gemütliches Frühstück oder Mittagessen auf dem Schlossplatz, ein Spaziergang und anschließend kurz in die Wahlkabine. "So lässt sich das Schöne mit dem Wichtigen verbinden", sagt Christoffel. Der 19-jährige Justin Geschwill ist zum ersten Mal an der Wahlurne. Er hofft, dass auch viele seiner Altersgenossen von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen. "Gerade beim Klimaschutz ist das so wichtig", sagt er.

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