Verkehrschaos am Hockenheimring

Springsteen-Fans sauer über An- und Abreise

Chaotische Zustände und Warten über mehrere Stunden - das hatten sich die Besucher des Springsteen-Konzerts sicher anders vorgestellt.

24.07.2023 UPDATE: 24.07.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 36 Sekunden
Da waren die Fans noch happy: Das Konzert von Bruce Springsteen im Hockenheimer Motodrom lobten Nutzer der sozialen Medien in den höchsten Tönen. Dafür hagelte es Kritik an der Organisation – vor allem rund um die An- und Abreise. Foto: Lenhardt

Von Carsten Blaue

Hockenheim. In den sozialen Netzwerken waren sich die Fans nach dem Konzert von Bruce Springsteen am Freitagabend im Hockenheimer Motodrom einig: Der "Boss" war grandios. Die Organisation rund um die An- und Abreise der über 80.000 Besucher war es nicht. Viele Kommentare waren bittere Beschwerden. Egal ob mit dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln: Es dauerte Stunden. Das Polizeipräsidium Mannheim sprach hingegen noch in der Nacht zum Samstag von einem "nahezu störungsfreien Veranstaltungsverlauf".

Gleichwohl räumte die Polizei ein, dass schon die Anreise für Autofahrer schwer war. Rund um das Walldorfer Kreuz staute sich der Verkehr bereits nachmittags. Springsteen wartete den Fans zuliebe zwar noch etwas und legte erst um 19.30 Uhr los. Doch selbst eine Stunde später waren vor allem aus Norden noch immer viele nicht angekommen und hatten so schon ein Drittel des Konzerts verpasst. Nach dem großen Auftritt hätten die meisten Besucher den Hockenheimring umgehend verlassen, und für einen Teil von ihnen habe sich die "Abreisephase" dann bis etwa 2 Uhr hingezogen, so die Polizei.

Was so harmlos klingt, stellen viele Fans übereinstimmend ganz anders dar, wobei das Chaos bei der Anfahrt noch als absehbar dargestellt wurde. Hatte die Polizei aber zuvor noch die An- und Abreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln empfohlen, schilderten Besucher die Zustände zu später Stunde am Hockenheimer Bahnhof teils drastisch. Zu Tausenden hätten die Fans auf Züge gewartet, die über Stunden einfach nicht gefahren seien. Die Polizei habe deeskalierend einschreiten müssen. Das eingesetzte Rote Kreuz aus Leimen berichtete von einer "zunächst unübersichtlichen" Situation, als gleich mehrere überforderte Menschen Hilfe am Bahnsteig benötigten. Sie sollen auch mit Decken versorgt worden sein. Außerdem habe man sie "beruhigt". Viele Menschen auf wenig Platz: "Nicht vorzustellen, wenn da eine Panik ausgebrochen wäre", postete ein Fan.

Ähnlich beschrieb es ein 35 Jahre alter Mannheimer aus dem Lindenhof in einer E-Mail an die RNZ. Auf dem Bahnhof habe es gegen 2 Uhr morgens ausgesehen "wie in einem Katastrophenlager". Er kritisierte, dass es schon an den Ausgängen am Motodrom keinerlei Beschilderung gegeben habe. Menschen seien "herumgeirrt" auf der Suche nach dem richtigen Weg zum Auto und zum Bahnhof.

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Auf dem Weg zum Bahnhof hätten sich die Leute "in bedrohlicher Weise" an einer "sehr engen Unterführung" gestaut. Im Tunnel und davor habe sich sehr lange nichts bewegt. An einer zweiten Unterführung soll die Lage nicht anders gewesen sein. Der 35-Jährige fühlte sich an Bilder von der Duisburger Loveparade im Jahr 2010 erinnert. Jetzt in Hockenheim sei es der Ruhe und Besonnenheit der Besucher zu verdanken gewesen, dass es nicht zu Panik und Gedränge kam. Wie andere schilderte auch der Mannheimer, dass in der Nacht plötzlich viele Privatleute Fahrten gegen Geld anboten. Inzwischen seien auch etliche Taxen am Bahnhof angekommen.

Doch einige, so der 35-Jährige, hätten die Not der Besucher ausnutzen wollen und bis zu 120 Euro für eine Fahrt für ihn und seinen Begleiter nach Mannheim verlangt. Er gab einen Wortwechsel mit einem Taxifahrer wider: "Wir sagten: ’Das ist aber nicht der normale Preis’. Er entgegnete: ’Ja, heute nicht.’". Schließlich nahmen der Mann aus dem Lindenhof und sein Kumpel einen Zug um 3.15 Uhr und waren um 4 Uhr zu Hause. Für den 35-Jährigen (und nicht nur für ihn) steht fest: "Nie wieder Hockenheimring!". Er erwarte eine Stellungnahme der Verantwortlichen.

Gegenüber dem SWR wies der Veranstalter am Wochenende alle Vorwürfe an der Organisation und am Sicherheitskonzept zurück. Das sei zudem von der Stadt Hockenheim und der Polizei abgesegnet worden. Zum Schutz der Fans waren übrigens insgesamt 250 engagierte Rotkreuzler aus Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen im Einsatz. Der Mannheimer Kreisverband schrieb in seiner Bilanz, dass insgesamt 135 Patienten versorgt werden mussten, 13 davon seien ins Krankenhaus gekommen. Darunter waren aber wohl keine vom Vorfall auf dem Bahnhof. Derweil schilderten auch die Fans, die mit Autos gekommen waren, wie viel Geduld sie bei der Abreise brauchten.

Ein Besucher aus Kassel schrieb, er sei knapp drei Stunden nach Konzertende an seinem Wagen gewesen. Die zweieinhalb Stunden nach Hause seien danach auf der Autobahn eine "Wohltat" gewesen. Eine Nutzerin von Facebook bezog sich in ihrem Post auf die hohen Parkgebühren. Dafür sei die Orga-Leistung "unterirdisch" gewesen. Und auch sie schrieb: "Nie wieder Hockenheim, das steht fest!"

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