Udo Lindenbergs Verbindungen in die Rhein-Neckar-Region
Panik-Präsident Udo Lindenberg wird heute 75 Jahre alt und hat ein neues Album veröffentlicht - Viele Verbindungen in die Region

Von Peter Wiest
Heidelberg. Das schönste Geschenk hat er sich selbst und seinen Fans bereits am vergangenen Freitag gemacht. Drei Tage vor seinem heutigen 75. Geburtstag erschien Udo Lindenbergs neues Album "Udopium": Als Vier-CD-Box und passenderweise mit insgesamt 75 Songs. Darunter sind immerhin auch vier neue Stücke: "Mittendrin", "Land in Sicht", "Wieder genau so" und "Kompass". Jetzt hofft die Panik-Familie, dass Udo damit möglichst bald wieder auf Tour gehen kann.
Begonnen hat das alles bereits Ende der 60er Jahre, als Lindenberg nach Hamburg zog, in einer WG mit Otto Waalkes und Marius Müller-Westernhagen lebte und mit Bands wie den City Preachers oder der Jazz-Legende Peter Herbolzheimer zunächst Schlagzeug spielte. Anfang der 70er verlegte er sich aufs Songschreiben und vor allem aufs Singen in seiner unnachahmlich vernuschelten Art. So gab er der deutschsprachigen Rockmusik ein neues Gesicht und machte diese letztlich erst richtig authentisch und szenefähig.
Das Album "Alles klar auf der Andrea Doria" war 1973 der endgültige Durchbruch und etablierte das "Panik Orchester", wie Udo seine Band getauft hatte. Insgesamt an die 50 Alben hat er bis heute veröffentlicht, die meisten mehr oder minder erfolgreich, wobei es allerdings bis 2008 dauern sollte, bevor er mit "Stark wie Zwei" erstmals Platz 1 der deutschen Charts erreichte. Schlagzeilen machte Udo lange zuvor in den 80er Jahren mit seinen Versuchen, über den "Sonderzug nach Pankow", so einer seiner größten Hits, zu einem Auftritt in der damaligen DDR zu kommen. 1983 gelang ihm das sogar, aber nur vor von der Partei ausgesuchtem Publikum im Ost-Berliner Palast der Republik.
Musikalisch stand die Zeit nie still für den Panik-Präsidenten, auch wenn er immer wieder mal Pausen einlegte. In diesen widmete er sich seit den 90er Jahren seinen "Likörellen", wie er die mit Eierlikör eingefärbten speziellen Malereien nennt, mit denen er sich ein zweites künstlerisches Standbein geschaffen hat. Sein musikalisches Schaffen konnte spätestens ab den 2000er Jahren live meist nur noch in den ganz großen Hallen oder Stadien über die Bühnen gehen: Udo Lindenberg zog und zieht nach wie vor die Massen an wie kaum ein anderer deutscher Rock-Star.
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Dass Udo einmal in Mannheim wie zuletzt im Juli 2019 gleich an zwei Abenden eine Arena mit 12.000 Fans füllen und zudem zur hiesigen Region eine besondere Beziehung entwickeln würde, hätte er sich kaum träumen lassen, als er 1971 als Schlagzeuger von Klaus Doldingers "Passport" bei den Heidelberger Jazztagen auftrat.
Heute jedoch ist längst klar: Auch wenn er Nordlicht ist mit Leib und Seele, dem Panik-Präsidenten ist die Metropolregion Rhein-Neckar über die Jahre fast zu einer Art zweite Heimat geworden. "Hier bei Euch hat doch alles angefangen", sagte er einmal im RNZ-Interview mit Blick auf die Entwicklung und Konzeption seiner Show, bei der das in Edingen-Neckarhausen ansässige Labor Epicto und der Heidelberger Lichtdesigner Günter Jäckle eine entscheidende Rolle spielten. Spätestens seit der Arbeit im Show-Labor sei er "für immer mit Eurer Gegend hier verbunden", gestand er damals. Nach dem Auftritt mit Doldinger stand Udo Lindenberg mit dem eigenen Panik-Orchester erstmals 1975 auf der Heidelberger Stadthallenbühne; in den 80er Jahren gab er dann Konzerte in der Eppelheimer Rhein-Neckar-Halle.
In guter Erinnerung ist auch die Ausstellung "Keine Panik" 2006 in der Mannheimer Kunsthalle, wo er selbst seine Bilder und Grafiken vorstellte und mit einem sogenannten "Farb-Ejakulator" neue Werke schuf. Erst im letzten Februar und März waren dann neue Likörelle im Heidelberger Hauptbahnhof zu sehen. Auch zur Mannheimer Pop-Akademie gibt es weitreichende Verbindungen. So wurde Udos große "Panik-Tour", die ihn 2012 endgültig in die Champions League der deutschen Rockmusik hievte, dort musikalisch geprobt und geschliffen, während der Show-Part in Edingen-Neckarhausen entstand. Eine Vorpremiere fand damals in der Sinsheimer Messehalle statt, die Premiere dann in der SAP-Arena.
Auszeichnungen hat es für Udo Lindenberg über die Jahre zahlreiche gegeben, etwa diverse Echos in verschiedenen Kategorien sowie 2019 auch das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Und an welch panischen Ort auch immer er heute Geburtstag feiert, in Heidelberg oder Mannheim wird es sicher eine rauschend-panische Nachfeier geben. Bis dahin alles Gute, Udo – und mach weiter Dein Ding!



