Ministerpräsident überreichte Landesverdienstorden in Mannheim
Prägende Persönlichkeiten für das Gemeinwesen. Auch Gerda Tschira und Udo Dahmen wurden geehrt.

Von Heike Warlich
Mannheim. Im Mannheimer Schloss haben 23 Persönlichkeiten den Verdienstorden das Landes Baden-Württemberg erhalten. Zu den Ausgezeichneten zählten auch Stifterin Gerda Tschira und der Mediziner Hugo Katus aus Heidelberg, sowie Udo Dahmen und Hubert Wandjo, die gemeinsam die Popakademie Baden-Württemberg in Mannheim aufgebaut haben. Ministerpräsident Winfried Kretschmann überreichte die Auszeichnungen persönlich und hielt auf jeden der Geehrten eine kompakte Laudatio.
So haben Dahmen und Wandjo erfolgreich zusammengebracht, was auf den ersten Blick nicht passt: Popkultur und akademische Ausbildung. Beide führten die 2003 gegründete Hochschule für Populäre Musik und Musikwissenschaft knapp 20 Jahre zusammen. Dahmen ist nach wie vor Künstlerischer Direktor und Geschäftsführer Fachbereich Populäre Musik.
Wandjo hat im September seine Position als Geschäftsführer, Business-Direktor und Fachbereichsleiter Musik- und Kreativwirtschaft an seinen Nachfolger Michael Herberger übergeben. "Die Popakademie als einzige Studieneinrichtung ihrer Art in Deutschland hat schon einige Auszeichnungen erhalten. Diese hier ist für Sie ganz persönlich", sagte Kretschmann. "Sie haben etwas Großartiges aufgebaut."
Bei Hugo Katus habe man es mit einem der weltweit meistzitierten Forscher zu tun. "Denn er hat Revolutionäres geleistet", so Kretschmann. Der langjährige Ärztliche Direktor der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie am Uniklinikum Heidelberg hat maßgeblich an der Entwicklung des Troponin-Tests mitgewirkt, heute Standard in der schnellen Diagnose eines Herzinfarktes.
Doch Katus habe sich nicht auf diesen Lorbeeren ausgeruht. Er forschte weiter, setzte internationale Standards, eröffnete in Heidelberg 2004 die erste "Chest Pain Unit" in Europa, heute Standard in der Erstversorgung von Herzinfarktpatienten. 2012 etablierte er dort die deutschlandweit erste "Advanced Heart Failure Unit", eine Station speziell für Patienten mit fortgeschrittener Herzschwäche. Sein unstillbarer Forschergeist sei immer mit dem Willen verbunden, dies für andere zu tun.
Aktuell ist Katus als Seniorprofessor am Aufbau des neuen Herzzentrums Heidelberg beteiligt, das als zentrale interdisziplinäre Anlaufstelle für Patienten mit Herzerkrankungen im Jahr 2029 in Betrieb gehen soll und dem zugleich mit dem Institut "Informatics for life" internationale Spitzenforschung in Kooperation mit der Industrie angeschlossen ist, um die Entwicklung neuer Therapien und Produkte zu beschleunigen.

Gerda Tschira engagiert sich seit Jahrzehnten als Stifterin. "Sie sensibilisiert und begeistert die Öffentlichkeit für die Bedeutung von Mathematik, Informatik und Naturwissenschaft. Beispiele dafür sind die Eröffnung und der Betrieb des Carl-Bosch-Museums oder die enge Begleitung der Klaus-Tschira-Stiftung, die ihr Mann gründete", erinnerte Kretschmann an den 2015 verstorbenen SAP-Mitbegründer.
Mit ihrer eigenen Stiftung, der Odwin gGmbH, unterstütze Gerda Tschira auf ganz unterschiedliche Art und Weise dort, wo Hilfe nötig ist. Große wie vermeintlich kleine Projekte, darunter den Bau des Kindertumorzentrums am Uniklinikum Heidelberg sowie den Heidelberger Zoo und den Frauennotruf Heidelberg sowie die Renovierung des Wasserturms in Ladenburg. Anonym und unbürokratisch helfe Tschira Kindern und Familien, die unverschuldet in Not geraten sind.
"Heute zeichnen Orden nicht Macht, sondern Gemeinwesen aus", merkte Kretschmann mit Blick auf den Rittersaal als Verleihungsort an. Früher Treffpunkt elitärerer Gesellschaften, dürfe er hier heute in Sport, Politik, Kultur, Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft Engagierte auszeichnen. "Beruflich und ehrenamtlich", so der Ministerpräsident.
In einem freiheitlichen Staat zu leben, bedeute nämlich nicht, "dass jeder macht, was er will". Freiheit und Verantwortung würden zusammengehören. "Sonst entsteht kein Gemeinwesen", sagte Kretschmann und bedankte sich bei allen mit dem Verdienstorden Ausgezeichneten persönlich. Darunter auch der Cheftrainer des SC Freiburg, Christian Streich, als vorbildlicher Botschafter für den Fußball, weil er für Respekt und Toleranz werbe und Flagge zeige gegen Fremdenhass und Politikverdrossenheit, sowie die Schauspielerin Natalie Wörner, die sich ehrenamtlich als Botschafterin der Kindernothilfe engagiert.



