Endstelle "Schloss" ausgeschlossen
Pläne zum Straßenbahnverkehr: Oberbürgermeister René Pöltl wusste von nichts

Der Schlossplatz steht als Endstelle für Straßenbahnverkehr nicht zur Verfügung. Foto: Len
Von Harald Berlinghof
Region Schwetzingen. "Es ist schon ein paar Jährchen her, dass die Straßenbahnlinie 11, später dann Linie 2, zwischen Schwetzingen-Schlossplatz und Heidelberg-Bismarckplatz verkehrte", erinnert sich Plankstadts Archivleiter Ulrich Kobelke. "In den alten Zügen mit den dunklen Holzbänken wurden die Fahrgäste ordentlich durchgeschüttelt. Die Türen zu den Plattformen standen bei angenehmer Witterung offen, der Straßenbahnfahrer fuhr die Bahn stehend."
Durch den Wagen war eine Schnur gespannt, die an einer Glocke beim Fahrer endete. Der Schaffner schellte zur Abfahrt. Wusste der Schaffner, dass niemand aussteigen wollte, und konnte er von Weitem keinen Fahrgast an der Haltestelle sehen, dann "schellte er den Fahrer durch". Selbstverständlich konnte in den Bahnen auch geraucht werden; "besonders gut auf den Plattformen bei offenen Türen", geht die Erzählung Kobelkes weiter.
In den späten 1960er Jahren wurde die Linie eingestellt. Eine Wiederbelebung mit der Route durch Plankstadt bis zum Schwetzinger Bahnhof lehnten die Plankstadter Bürger dann 2015 in einem Bürgerentscheid mit 70 Prozent der abgegebenen Stimmen ab. Ein langer Diskussionsprozess war der Entscheidung vorausgegangen. Jetzt wird angesichts der Entwicklung eines neuen Heidelberger Stadtteils im Patrick Henry Village (PHV) wieder eine Straßenbahnlinie - diesmal die Linie 25 - von Heidelberger Seite ins Spiel gebracht. Sie soll bis Schwetzingen fahren. Drei Varianten wurden diskutiert. Alle führen sie zum PHV und dann weiter nach Schwetzingen. Der genaue Verlauf allerdings bleibt ab PHV ein Mysterium. Auch Schwetzingens Oberbürgermeister René Pöltl zeigt sich gegenüber der RNZ ein wenig überrascht von den Planungen.
"Mit uns hat darüber niemand in weitergehenden Gesprächen den Kontakt gesucht", sagt er. Er habe deshalb auch den Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung darüber informiert. "Mehr als das, was in der Zeitung stand, kann ich auch nicht dazu sagen. Mehr weiß ich nicht", erklärt er. Klar sei, dass eine Straßenbahnlinie nicht über Plankstadt geführt werden könne. "Klar ist auch, dass der Schlossplatz nicht mehr zur Verfügung steht für eine Straßenbahn-Endhaltestelle", so Pöltl. Dazu hat man zu viel in die erfolgreiche Umgestaltung des Schlossplatzes zum sogenannten Shared Space (z. dt. "gemeinsamer Raum) investiert, wo alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind. Allenfalls komme der Bahnhof als Endpunkt in Frage. Man müsse auch bedenken, wie teuer eine solche Linie sein würde - sowohl Investitions- als auch Betriebskosten.
"Natürlich wäre eine solche Verbindung nach Heidelberg eine bedeutende Sache. Aber wie gesagt: Niemand hat bisher mit uns darüber gesprochen. Ich gehe davon aus, dass man zu gegebener Zeit auf uns zukommen wird", sagt er OB. Pöltl sieht die Angelegenheit bislang nicht als drängendes Problem.



