Spinelli Kaserne Mannheim

Kleiner Schritt auf dem Weg zum großen Projekt

Aus Spinelli-Kaserne wird Grünzug Nord-Ost und Bundesgartenschau - Am Montag haben die Umbauarbeiten begonnen

18.02.2019 UPDATE: 19.02.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 8 Sekunden

Der Hydraulikarm eines Baggers brach Pflastersteine aus dem Boden. Schon Ende des Jahres soll das Gelände entsiegelt sein. Foto: Gerold

Von Alexander Albrecht

Mannheim. Rrumms! Der mächtige Hydraulikarm des Baggers frisst sich immer wieder ruckartig in den Boden und bricht die Pflastersteine aus ihrer Formation heraus. Ein erster kleiner Schritt zum großen Projekt. Zwischen einstigen Werkzeughallen der Nato, Entwässerungsgräben, verdorrtem Rasen und dem Grau der Sträßchen beginnt der Rückbau der ehemaligen Spinelli Barracks entlang der Stadtteile Feudenheim und Käfertal. Bis zur Bundesgartenschau in vier Jahren sollen hier blühende Landschaften entstehen. Mitten drin im 220 Hektar großen Grünzug Nord-Ost, einer Art Megabiotop, das vom Luisenpark über den Neckar bis zu den Vogelstangseen reicht und Mannheim mit Frischluft versorgen soll.

"Jetzt geht’s los", freut sich Oberbürgermeister Peter Kurz am Montagmorgen und spricht von einer "gewaltigen Chance" für die Stadt. Wohl wissend, dass bis 2023 noch viel zu tun und der Zeitplan ambitioniert ist. Spätestens im Oktober sollen auf dem knapp 28 Fußballfelder großen Gelände im Westen von Spinelli alle Gebäude, Hallen, Wege, Gleise und Betonflächen dem Erdboden gleichgemacht worden sein. "Dann wollen wir die ersten Bäume pflanzen, die den Besuchern der Gartenschau Schatten spenden sollen", sagt der Buga-Geschäftsführer Michael Schnellbach.

Insgesamt 75 Prozent des gesamten Spinelli-Geländes werden künftig grün und unbebaut sein. Und Gabriela Mühlstädt-Grimm, Vizepräsidentin des Regierungspräsidiums, verspricht: "Wir können mit gutem Gewissen sagen, dass wir hier einen Beitrag für den Artenschutz leisten." Denn inzwischen haben sich auf dem öde und monoton wirkenden Areal seltene Tier- und Pflanzenarten angesiedelt. So wurden im vergangenen Jahr drei Paare der vom Aussterben bedrohten Haubenlerche dort gesichtet.

Ebenfalls 2018 waren fast 4000 Zauneidechsen eingefangen und in einen geschützten Bereich der Fläche umgesetzt worden. Zahlreiche Molche wurden in ihr neues Quartier im Mannheimer Norden gebracht. Daneben sind an den Vogelstangseen Sträucher gepflanzt worden, um Singvögeln eine Heimat zu geben. Keine Bedenken hat der Konversionsbeauftragte Klaus-Jürgen Ammer wegen möglicher Giftstoffe im Boden. Nur im Bereich früherer Werkstätten und Tankstellen seien Altlasten zu erwarten, die ordnungsgemäß entsorgt würden.

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All das wird geplant und gemacht, obwohl der Stadt der komplette Ost- und ein Teil des Westbereichs von Spinelli noch gar nicht gehören. Doch sind die Verhandlungen mit den anderen Eigentümern - private Grundstücksbesitzer und vor allem die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) - schon in einem fortgeschrittenen Stadium. Im Osten sind laut Regierungspräsidium gegenwärtig 499 Flüchtlinge in der Erstaufnahmestelle des Landes untergebracht. Eigentlich sollte die Einrichtung Ende dieses Jahres geschlossen werden. Doch ob das wirklich so komme, stehe nicht eindeutig fest, teilt ein Sprecher des Innenministeriums auf RNZ-Anfrage mit. Die sei auch abhängig vom Baufortschritt auf dem Gelände. Es werde jedenfalls zu "keinem Konflikt mit der Buga" kommen, versichert er.

Im nördlichen Teil von Spinelli soll nach dem Konversionsgelände Franklin bei Käfertal das zweitgrößte Bauprojekt in Mannheim entstehen. 1800 Wohneinheiten sind in diesem Bereich geplant. Sie schließen an die bereits vorhandenen Stadtquartiere Käfertal- Süd und Im Rott an. Gebaut werden freistehende Mehrfamilienhäuser ebenso wie Doppel-, Reihen- und mehrstöckige Familienhäuser. Auf dem Spinelli-Areal greift zudem erstmals die Sozialquote, die der Gemeinderat vor einigen Monaten beschlossen hat. 30 Prozent des Wohnraums wird zu preisgünstigen Mieten angeboten. Die erste Bauphase läuft bis 2023, nach einer Unterbrechung während der Bundesgartenschau werden die Arbeiten 2024 wieder aufgenommen.

Bauen und/oder kaufen kann nach Angaben eines Stadtsprechers prinzipiell jeder, also Wohnungsbaugesellschaften und -genossenschaften genauso wie Bauträger, private Bauherren, gemeinschaftliche Wohnprojekte und Baugemeinschaften.

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