Streetworker, Treff und Telefon gegen Konflikte
Sozialarbeiter vermitteln bei Spannungen - Ziel: friedliches Miteinander von Flüchtlingen und Anwohnern

Wollen Vermittler zwischen Flüchtlingen und Anwohnern sein: Matthias Weber, Cigdem Erdis sowie die Sozialarbeiter Frank Lusiak und Peter Riedel. Foto: Gerold
Von Jan Millenet
Mannheim. Aktuell leben in der Mannheimer Erstaufnahmestelle auf dem Gelände der ehemaligen Spinelli-Kaserne circa 250 geflüchtete Menschen. Da kann es im Umfeld, beispielsweise im angrenzenden Stadtteil Feudenheim, immer wieder zu Konfliktsituationen mit den Anwohnern kommen. Das Diakonische Werk Mannheim hat nun auf dem Spinelli-Gelände eine neue Anlaufstelle geschaffen, die sowohl für die Flüchtlinge als auch für die Bürger da ist. Die dort beschäftigten Sozialarbeiter sollen unter anderem bei Spannungen und Konfliktsituationen vermitteln. Dabei sind sie auch als Streetworker unterwegs.
"Zu Konflikten kommt es immer wieder", sagt Cigdem Erdis von der Stabstelle Asyl und Migration, die gemeinsam mit den beiden Sozialarbeitern Frank Lusiak und Peter Riedel das Konzept für die neue Stelle entwickelt hat. Sie sei überzeugt, dass die neue Anlaufstelle, die als Ergänzung zur unabhängigen Sozial- und Verfahrensberatung angesehen wird, "definitiv notwendig ist". Mit ihr könnten vor allem Ängste abgebaut werden, erzählt Cigdem Erdis. Es soll zudem das gegenseitige Verständnis gefördert und auf ein friedvolles Miteinander zwischen Asylsuchenden und den Bewohnern des Stadtteils Feudenheim hingewirkt werden.
"Das Konzept beruht auf drei Standbeinen", wie Pfarrer Matthias Weber vom Diakonischen Werk erklärt. Einerseits gibt es die Arbeit auf der Straße. "Die Streetworker suchen Orte auf, an denen Flüchtlinge und Anwohner häufig aufeinander treffen und versuchen beispielsweise, bei Spannungen zu vermitteln." Daneben ist auf dem Spinelli-Gelände ein offener Treff entstanden, an dem sich die Geflüchteten einmal in der Woche treffen, sich austauschen, Kontakt mit den Sozialarbeitern aufnehmen oder einfach mal dem Alltag ein paar Stunden entfliehen können. "Hier können sie auch ihre Bedürfnisse ansprechen", so Weber - fernab von offiziellen Stellen, sozusagen auf neutralem Boden. Die dritte Säule ist das Bürgertelefon. "Hier können Bürger anrufen, wenn sie etwas Auffälliges beobachtet haben oder sich in irgendeiner Form belästigt fühlen", erklärt der Sozialarbeiter Peter Riedel. "Wir sind erreichbar und können dann gegebenenfalls reagieren."
Das Ziel des neuen Angebots ist, die Akzeptanz der Einrichtung in den angrenzenden Stadtteilen zu fördern und Konflikte zu vermeiden. Ähnliches gebe es schon in Heidelberg auf dem ehemaligen US-Gelände Patrick-Henry-Village, sagt Cigdem Erdis. Für Mannheim ist solch eine Stelle mit inbegriffenen Streetwork-Tätigkeiten jedoch ein Novum. Mit ihr soll auch Netzwerkarbeit betrieben werden. "Wir versuchen unter anderem den Kontakt mit Sportvereinen herzustellen", erklärt Frank Lusiak. Denn gerade über den Sport entstünden wichtige Kontakte, die zur Integration beitragen würden.
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Die beiden Sozialarbeiter sind seit dem 1. April im Einsatz. Doch vorerst haben sie die so genannte Tea Gallery, den offenen Treffpunkt, aufgebaut. So langsam geht es allerdings richtig los und die beiden schwirren als Streetworker aus. "Das ist ziemlich spannend. Denn wir wissen ja noch nicht, was auf uns zukommt", sagen sie. Doch sie sind guter Dinge. Denn als Sozialarbeiter haben die beiden schon reichlich Erfahrung gesammelt.
Info: Unter der Telefonnummer 0172/2 14 78 58 können sich interessierte, besorgte und verärgerte Bürger im Umfeld der Unterkunft bei Frank Lusiak und Peter Riedel melden.