Sinsheim

Dührener Blutspender trotzen dem Coronavirus

Während das öffentliche Leben der 36.000-Einwohner-Stadt zum Erliegen kommt, überrascht die Aktion im kleinen Stadtteil

13.03.2020 UPDATE: 14.03.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 42 Sekunden
Bereit zur Blutspende: Die RNZ-Redakteure Armin Guzy (links) und Falk-Stéphane Dezort haben schon öfter Blut gespendet. Bei der Aktion des Dührener DRK-Ortsverbands war es nun wieder mal an der Zeit. Foto: Tim Kegel

Von Tim Kegel

Sinsheim-Dühren. Gute Nachrichten in Corona-Zeiten: Es war einer der letzten öffentlichen Termine der 36.000-Einwohner: die Blutspende-Aktion in Dühren. Während die Stadtverwaltung gerade das öffentliche Leben zwangsweise nahezu still legte, tat sich dort etwas, das Rotkreuz-Bereitschaftsleiter Timo Zweigart "überwältigend" nennt. Über 110 Blutspender, davon acht Erstspender hatten allein in den ersten drei Stunden den Weg in die Mehrzweckhalle gefunden – und da lief die Aktion noch bis in den Abend. 69 Spender hatte man im Jahr 2019 gezählt.

Hände desinfizieren war ein absolutes Muss. „Sicherer als beim Einkaufen oder in der Apotheke“ soll es hier gewesen sein. Foto: Kegel

Hände desinfizieren, kurzer Pikser in den Finger zum Check der Hämoglobinwerte, Blutdruck- und Fiebermessen, kleine Fragerunde beim Arzt: Aufenthalt in Corona-Risikogebieten, Kontakte zu Covid-19-Kranken oder Verdachtsfällen. Alles negativ und auch keinen Schnupfen: Dann 20 Minuten auf der Liege für einen halben Liter Blut. Auch Armin Guzy, Falk-Stéphane Dezort und Friedemann Orths aus dem Team der RNZ-Lokalredaktion machten mit. Orths durfte nicht – leichter Schnupfen.

Das Spendenblut wird im Labor getestet. Blutspender schätzen, neben dem Dienst am Gemeinwohl, diesen umfassenden Blut-Check, über den sie informiert werden. Werden die Blutkonserven auch auf Coronaviren gecheckt, fragt sich der Laie? Nein, sagt Markus Hieronymus, Referent "Spenderbindung" beim DRK-Blutspendedienst. Es gebe Erkenntnisse, dass das Virus nicht über Blut übertragen wird. Außerdem, so heißt es, sollen die Blutspende-Termine, von denen es in der Region rund 150 gibt, nicht zu Corona-Testzentren ausufern.

Ziel ist schließlich, "dass viele gesunde Leute zu den Terminen kommen". Sollten bei Spendern Fieber und andere Symptome in den kommenden 14 Tagen auffallen, gab man ihnen trotzdem eine Hotline an die Hand, um das jeweilige Spenderblut zu vernichten. Sicher ist sicher. Das Risiko des Nachmittags beschreibt Hieronymus so: "Bei uns ist es sicherer als beim Einkaufen oder in der Apotheke".

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Ein wichtiger Dienst am Menschen, sind sie überzeugt: Alleine in Baden-Württemberg würden täglich etwa 1850 Blutspenden benötigt, schildert Hieronymus. Dies liege "allein schon an der hohen Universitätsdichte" im Ländle sowie mehreren Schwerpunktkrankenhäusern. Und dann seien da noch Krebs-, Herz-Kreislauf- und Magen-Darm-Erkrankungen. "Mehr als die Hälfte der Blutspenden" würden im Rahmen der Behandlung der Volkskrankheiten benötigt. Schwere Unfälle und Not-Operationen kämen hinzu, stellten aber nur einen kleineren Teil des Bedarfs dar

Die Schere gehe auseinander. Wie bei vielen Dingen im weiteren Bereich des Ehrenamts sei Überalterung ein Problem. Der Durchschnitts-Spender ist 48 Jahre alt. In Dühren trommelten die "Rotkreuzler" um ihren Vorsitzenden Reiner Schock deshalb laut und auf vielen Kanälen für ihre Aktion: "2020 – jetzt wird’s heiß. Nichts anbrennen lassen!" hieß es auf der Homepage des Ortsverbands. Die Altersgrenze sei bereits vor einiger Zeit auf über 70 Jahre angehoben worden, hieß es. Auch Erstspender durften, "sofern sie sich fit fühlen", über 65 Jahre alt sein. Dies ist zwar schon seit Jahren so – in Dühren wies man trotzdem noch deutlicher darauf hin: Besondere Zeiten, besondere Maßnahmen.

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