Schwetzingen/Hockenheim

Seniorenheime im Sprengel setzen zunehmend auf Corona-Schnelltests

"Wir haben im Moment nichts anderes" - Kosten werden von der Krankenkasse erstattet

26.11.2020 UPDATE: 27.11.2020 06:00 Uhr 3 Minuten, 8 Sekunden
Die Bewohner und Mitarbeiter des Caritas-Altenzentrums „Sancta Maria“ in Plankstadt haben schwere Wochen hinter sich. Bald endet für alle Bewohner die Isolation. Foto: len

Von Anna Manceron

Schwetzingen/Hockenheim. Martina Burger hat Glück gehabt. Bisher ist ihr Haus relativ gut durch die Coronakrise gekommen, die Pflegeheime in ganz Deutschland seit Monaten an die Grenzen der Belastbarkeit bringt. Denn wenn das Virus erst einmal in die Einrichtungen gelangt ist, verbreitet es sich dort oft rasend schnell – mit teils schwerwiegenden Folgen für die Bewohner. Sie gehören allein schon aufgrund ihres hohen Alters zur Risikogruppe.

Das GRN-Seniorenzentrum in Schwetzingen ist jedoch von der Corona-Pandemie bislang weitgehend verschont geblieben. "Wir hatten noch keinen Corona-Fall in unserem Haus", erklärt Heimleiterin Martina Burger. Warum, kann sie sich nur teilweise erklären. "Ich denke, dazu gehört auch einfach eine große Portion Glück", sagt Burger. Damit das Virus gar nicht erst in die Einrichtung gelangt, haben sie und ihr Team ihren Arbeitsalltag grundlegend verändert. "Neben den Hygienemaßnahmen richten wir auch Appelle an unsere Mitarbeiter, wie sie sich in ihrer Freizeit zu verhalten haben", berichtet Burger.

Schon während des ersten Lockdowns im Frühjahr ergriff das Team zusätzliche Schutzmaßnahmen. Dazu gehören unter anderem Desinfizieren, das Tragen von Masken und Schutzkleidung sowie geänderte Pausenzeiten. "Wir wollen verhindern, dass die Mitarbeiter Grüppchen bilden", erklärt Burger. Deshalb dürfen derzeit nur zwei Mitarbeiter in einem Raum gemeinsam Pause machen und dabei etwas essen.

Auch für die Bewohner hat sich vieles verändert. Gemeinsame Aktivitäten sind nur noch innerhalb des eigenen Wohnbereichs möglich. Externe Besucher wie Praktikanten, Schüler oder ehrenamtliche Lesepaten dürfen das Seniorenzentrum derzeit nicht betreten. "Das ist alles zurückgefahren worden, um die Anzahl der Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren", berichtet Burger.

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Im Caritas-Altenzentrum „Sancta Maria“ und im Pflegezentrum Hockenheim gab es bereits Corona-Fälle. Das GRN-Seniorenzentrum blieb bisher verschont. Fotos: len

Besuche von Familienangehörigen sind aber weiterhin erlaubt – wenn auch mit Einschränkungen. In einem Besuchszimmer dürfen sich die Angehörigen jeweils für eine halbe Stunde mit den Bewohnern treffen. Einem Schnelltest müssen sich die Besucher derzeit nicht unterziehen. "Diese Tests sind im Moment noch sehr rar", erklärt die Heimleiterin. Deshalb will sie die Schnelltests in erster Linie für die Bewohner und Mitarbeiter einsetzen. "Wir sind gerade dabei, das zu organisieren", so Burger.

Im Pflegezentrum Hockenheim setzt Geschäftsführerin und Heimleiterin Manuela Offenloch hingegen schon seit Mitte Oktober auf den Einsatz von Schnelltests. Dort haben alle Angehörigen die Möglichkeit, sich einmal pro Woche testen zu lassen. "Außerdem testen wir auch alle Bewohner und Mitarbeiter einmal pro Woche", berichtet Offenloch. Zwischenzeitlich mussten die Mitarbeiter sogar jeden Tag vor Schichtbeginn einen Schnelltest absolvieren.

Manuela Offenloch ist überzeugt, dass diese Strategie ihre Einrichtung vor Schlimmerem bewahrt hat. "Ich bin eine absolute Befürworterin von Schnelltests und denke, dass sie in allen Pflegeheimen eingesetzt werden sollten", sagt sie. "Das ist die Strategie schlechthin, wir haben im Moment nichts anderes."

Die Kosten für die Schnelltests werden von der zuständigen Krankenkasse zurückerstattet. Jeweils sieben Euro erhält Manuela Offenloch pro Test. "Das ist insofern etwas schwierig, als dass man Tests zu diesem Preis nur schwer findet", sagt sie. Im Pflegeheim darf sie pro Monat 20 Tests pro Bewohner verbrauchen. Bei dem ambulanten Pflegedienst, den sie betreibt, sind es zehn.

Bei einem Corona-Ausbruch Mitte November verzeichnete das Pflegezentrum Hockenheim 20 nachgewiesene Infektionsfälle – es handelte sich um zehn Bewohner und zehn Mitarbeiter. Drei Bewohner sind an oder mit ihrer Corona-Infektion verstorben.

Seitdem seien jedoch keine neuen aktiven Fälle hinzugekommenen, sagt Manuela Offenloch. Ihrer Ansicht nach liegt das auch an der Schutzkleidung, die ihre Pflegekräfte tragen, wenn sie Infizierte versorgen. Die Ausrüstung besteht aus einem Gesichtsvisier, einer FFP-2-Maske, Handschuhen und einem speziellen Schutzkittel. Die tägliche Arbeit erleichtert die Ausrüstung allerdings nicht. Im Gegenteil: "Das ist wie Pflege in der Sauna", sagt Manuela Offenloch. Hinzu kämen die Ängste der Mitarbeiter, das Virus in die eigene Familie zu tragen. "Ich kann mein Personal gar nicht genug loben, sie haben diese Situation wirklich sehr gut getragen", sagt sie.

Im Caritas-Altenzentrum „Sancta Maria“ und im Pflegezentrum Hockenheim gab es bereits Corona-Fälle. Das GRN-Seniorenzentrum blieb bisher verschont. Fotos: len

Besonders hart getroffen hat es das Caritas-Altenzentrum "Sancta Maria" in Plankstadt. Dort waren Ende Oktober zwischenzeitlich mehr als 50 Bewohner und Mitarbeiter infiziert. Derzeit befänden sich noch 14 Bewohner und drei Mitarbeiter in Quarantäne, erklärt Heimleiterin Martha Trautwein. Man warte noch auf die Ergebnisse einer Testung vom Anfang der Woche. Laut dem Gesundheitsamt des Rhein-Neckar-Kreises sind derzeit keine weiteren aktiven Corona-Fälle in Seniorenheimen in Schwetzingen, Hockenheim, Plankstadt, Oftersheim, Brühl und Ketsch bekannt.

Wie auch im Pflegezentrum Hockenheim haben nicht alle Bewohner des Plankstadter Caritas-Altenzentrums die Infektion mit dem Virus überlebt. "Zwölf Bewohner sind zu unserem großen Bedauern an oder mit Corona verstorben", erklärt Trautwein. Derzeit besteht für die Einrichtung ein Besuchsverbot. Aber: "Wir gehen davon aus, dass das Besuchsverbot Anfang Dezember aufgehoben werden kann."

Wie auch Martina Burger und Manuela Offenloch möchte sie den Senioren trotz aller Strapazen im Corona-Jahr 2020 ein schönes und Trost spendendes Weihnachtsfest ermöglichen. "Bei uns wird es in den Wohnbereichen kleine Weihnachtsfeiern in abgespeckter Form geben", erklärt Burger. Ohne Angehörige und mit Musik aus der Konserve, anstatt selbst zu singen. "Wir werden aber versuchen, trotz allem mit besonderen Kuchen und einem schönen Abendessen für weihnachtliche Stimmung zu sorgen", verspricht die Heimleiterin.

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