Schwetzingen

Zwei Schulen - zwei Standards?

Schulentwicklungsplan im Schwetzinger Gemeinderat vorgestellt - Mehr Investitionen in Schulausbau gefordert

03.11.2017 UPDATE: 04.11.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 40 Sekunden

Außenansicht der Karl-Friedrich-Schimper-Gemeinschaftsschule (l.). Der Neubau soll im Mai 2019 fertiggestellt werden. Rechts ist die Johann-Michael-Zeyher-Schule zu sehen. Fotos: Lenhardt

Von Sebastian Blum

Schwetzingen. Die Diskussion in der jüngsten Gemeinderatssitzung flammte auf, als Oberbürgermeister René Pöltl auf den "Schulentwicklungsplan" zu sprechen kam - und prompt eine Ansage machte. "Wir werden handeln müssen", kündigte er an, bevor Stadträtin Elfriede Fackel-Kretz-Keller ihre Stellungnahme mit dem desaströsen vorletzten Platz einleitete, den die baden-württembergischen Grundschulen jüngst in einem Ländervergleich belegt hatten. "Ich musste ganz schön schlucken", erzählte sie dem Gremium und stellte das gesamte Schulsystem an den Pranger: "Sind unsere Schulen überhaupt noch zukunftsfähig?"

Davon scheint keine Fraktion auszugehen. Als "Entwicklungsplan" könne man das 26-seitige Dokument nicht bezeichnen, sagte Robin Pitsch (SPD) und nannte in einer gut zehnminütigen Stellungnahme mehrere Gründe für seine Kritik: Der Plan dokumentiere vor allem Schülerzahlen der Vergangenheit, die Prognosen für künftige Schülerzahlen seien ungenau und der Bevölkerungszuwachs durch die Erschließung neuer Wohngebiete (Pfaudler-Areal, Oststadterweiterung) fände überhaupt keine Berücksichtigung: "Außerdem können die Statistiken doch keine Grundlage sein, um die Qualität der kommunalen Bildung zu begreifen", lamentierte er.

Vor diesem Hintergrund ist der Statistikkatalog wenig aufschlussreich für aktuelle Probleme - und mit denen haben hauptsächlich Schwetzinger Grundschulen zu kämpfen. Marco Montalbano (Grüne) erwähnte als einziger den "nicht geringen Raumbedarf besonders an den Grundschulen" bei steigenden Schülerzahlen. Er plädierte für den Ausbau der Nordstadtschule zur Ganztagsschule; das große "Problemkind" des Katalogs ist aber die Johann-Michael-Zeyher-Grundschule: Dort ist die Bibliothek gleichzeitig Sanitätsstation, Elternsprechzimmer und Vorbereitungsraum für Referendare. Es gibt keine Fachräume, der Musikunterricht findet in der Küche statt, die gleichzeitig Lagerraum und Unterrichtszimmer für die Vorbereitungsklasse ist. In zwei Räumen für außerschulische Betreuung sind phasenweise 80 Kinder untergebracht, und der Schulsozialarbeiter wurde in einen Lagerraum gesetzt.

Ob "Zukunftsfähigkeit" angesichts dieser Zustände die richtige Perspektive ist? Fackel-Kretz-Keller verlangte jedenfalls Unterstützung und Antworten aus dem Kultusministerium. "Gehen Sie ruhig hin und bitten Sie um Hilfe. Mal sehen, was passiert", gab Pitsch darauf zurück: "Wenn wir uns an höhere Ebenen richten, sprechen wir uns selbst die Gestaltungsmöglichkeit ab." Diese Aussage wurde wiederum von Herbert Nerz (FDP) kritisiert, der meinte, man könne sehr wohl Fragen ans Land richten und Druck ausüben.

Nach dem hitzigen Schlagabtausch war man sich bei einer Sache fraktionsübergreifend einig. Man müsse für eine qualitative Bildung Geld in die Hand nehmen - wie bei der Karl-Friedrich-Schimper-Gemeinschaftsschule, deren Neubau rund 30 Millionen Euro kostet.

Für Pitsch ist es "allerhöchste Eisenbahn", eine der vier Schwetzinger Grundschulen zu einer Ganztagsschule auszubauen - vor allem, weil Kultusministerin Eisenmann dafür Fördertöpfe in den kommenden Jahren in Aussicht gestellt hat.

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