Schwetzingen

Wohnungsnot kann wirtschaftliche Entwicklung hemmen

Oberbürgermeister René Pöltl bekräftige nochmals die Ziele der Verwaltung, Bürgern bezahlbare Mieten anzubieten

02.08.2018 UPDATE: 03.08.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden

Im Stadtteil Schälzig sind dem OB Quadratmeterpreise von bis zu 1100 Euro zu Ohren gekommen - zu viel, wie er findet. Foto: Lenhardt

Von Stefan Kern

Schwetzingen. Bezahlbarer Wohnraum und schnelles Internet sind für René Pöltl zwei zentrale Themen, die unbedingt vorangetrieben werden müssen. Der Oberbürgermeister wählte beim Unternehmerfrühstück klare Worte, um die Wohnungssituation in Schwetzingen zu beschreiben. "Die Stadt kann Wohnraum nicht einfach dem Markt überlassen", sagte der Verwaltungschef auf dem alla hopp!-Gelände. Erstaunlicherweise stieß die Aussage bei den zahlreichen anwesenden Unternehmern auf viel Zustimmung. Auch für sie erscheint der Mangel an bezahlbarem Wohnraum zunehmend als Marktversagen, der die lokale Wirtschaftsentwicklung gefährden könnte.

Die Situation sei ernst, so Pöltl. Gerade habe er von Quadratmeterpreisen in Höhe von 1100 Euro im Schälzig gehört. Das sei vom Ziel der familienverträglichen und mittelschichtsorientierten Gesellschaft ziemlich weit weg. Und das Schlimmste: Dieser Mangel an bezahlbarem Wohnraum könne die wirtschaftliche Entwicklung in Schwetzingen empfindlich stören. Denn es stelle sich mit zunehmender Brisanz die Frage, wo die Mitarbeiter, die die wirtschaftliche Grundlage erarbeiten, wohnen sollen.

Daher gilt für den Oberbürgermeister, dass die Politik aktiv werden muss. Die weitere Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt dürfe keinesfalls den freien Gesetzen der Wirtschaft alleine überlassen werden. Für das Pfaudler-Aral, das in den kommenden Monaten entwickelt werden soll, wird die Stadt daher nun selbst Eigentümer, und zwar in beachtlichem Umfang. Pöltl versprach, dass die Quadratmeterpreise bei sechs bis acht Euro liegen werden. Das sei nicht nur Sozial-, sondern auch Wirtschaftspolitik.

Eine ähnliche Tendenz machte der OB beim Thema Breitbandversorgung aus. Es sei ein Skandal, dass das Thema Schnelles Internet seit Jahren auf dem Tisch der Politik liege, aber "bis jetzt kaum etwas geschehen ist". Gerade einmal 1,6 Prozent der Anschlüsse in Deutschland seien Breitbandanschlüsse. Richtig übel stößt dem Stadtoberhaupt auf, dass "wir nicht selber aktiv werden dürfen".

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Ein kleiner Lichtblick sei, dass für das Gebiet Scheffelstraße eine Lösung gefunden wurde. Schnelles Internet werde bald wenigstens dort Wirklichkeit. Gegenüber den Unternehmern versprach er, dass er bei diesem Thema weiter Druck machen werde. "Für mich gehört der Breitbandanschluss in den Bereich Grundversorgung." Diesen Einsatz freute den Kioskpächter der alla hopp!-Anlage, Kay Kompenhans. Für ihn entscheidet sich die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland ganz zentral mit dieser Frage. Am Ende gelte: "Leidet die Wirtschaft, leidet auch die Stadt und ihre Bürger." So ist die Formel, "entweder wir kommen gemeinsam voran oder gar nicht", mehr als nur eine politische Phrase. Sie sei in Schwetzingen ein Leitfaden politischen Handelns.

Wie ernst es der Politik damit ist, machten anschließend der Wirtschaftsförderer Wolfgang Leberecht, der städtische Integrationsbeauftragte Markus Liu-Wallenwein, Lisa Sieckmeyer vom Welcome-Center des Rhein-Neckar-Kreises und die Wirtschaftsförderin des Rhein-Neckar-Kreises mit dem Schwerpunkt "Frau und Beruf", Regina Schäfer, sowie Anne-Marie Ludwig, Geschäftsführerin des Stadtmarketings, klar. Sie alle machten deutlich, dass sie sich gemeinsam für die Wirtschaft einsetzen wollen und dafür ein schlagkräftiges Netzwerk bilden. Dazu gehöre, dass ab sofort sämtliche Bebauungspläne online seien, die Fußgängerzone weiter aufgewertet werde und Feste veranstaltet werden, um Leben in die Stadt zu bringen. Ebenso werden Gewerbeflächen im ehemaligen Ausbesserungswerk der Bahn verwirklicht und weitere Ausbildungsbörsen veranstaltet.

Viel erreicht wurde bereits beim Thema Integration. Derzeit leben, so Liu-Wallenwein, unter den rund 23.000 Schwetzingern 191 Geflüchtete. Eine gar nicht so große Zahl, merkte er an. Davon sind 31 Kinder. Und von den verbliebenen 154 Erwachsenen habe die Hälfte mittlerweile einen Job gefunden. Der Oberbürgermeister stellte erneut klar, dass die Wirtschaft für gelingende Integration enorm wichtig ist. Die Politik biete ein Netzwerk, das helfe, weitere Synergieeffekte auszulösen.

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